Pressemitteilung
- Deutsche Atlantische Expedition von 1925 – 1927 wegweisend für die Meeresforschung
- BSH nutzt heute modernste Technologien für maritime Geodaten
- Moderne Technologien verbessern Meeresbeobachtung und unterstützen Klimaforschung
Heute jährt sich der Aufbruch der ersten Deutschen Atlantischen Expedition zum 100. Mal: Am 16. April 1925 stach die METEOR von Wilhelmshaven aus in See. Das ursprünglich als Kanonenboot geplante Schiff wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum Vermessungs- und Forschungsschiff umgebaut, um den Atlantik systematisch zu erforschen. Innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren überquerte die METEOR den Ozean 14 Mal zwischen Südamerika und Afrika. Zum ersten Mal überhaupt wurde der Südatlantik – von 20 Grad nördlicher Breite bis zur antarktischen Eisgrenze – systematisch vermessen. Die dabei gewonnenen Daten und Erkenntnisse bereichern bis heute die Meeresforschung.

Bahnbrechende Technik für die Meeresforschung
Für damalige Verhältnisse war die METEOR mit hochmoderner Technik ausgestattet, darunter das sogenannte Behm-Echolot zur Tiefenmessung. Diese Erfindung nutzt Schallwellen zur Vermessung der Meerestiefen, was revolutionär war im Vergleich zur alten Methode mit Seil und Blei. Die Haupttiefenmessungen wurden mit den damals gängigen Verfahren Atlas- und Signal-Lot durchgeführt.
Insgesamt erfasste die Besatzung rund 67.000 Tiefenmessungen und kartierte damit detailliert den Südatlantik. Eine der bedeutendsten Entdeckungen war der Nachweis des Mittelatlantischen Rückens, einer unterseeischen Gebirgskette, die sich durch den gesamten Ozean zieht. Damit leitete die Expedition das Zeitalter der Echolotvermessung ein und markierte den Beginn moderner Meeresforschung.
Vermessung zentrale Aufgabe des BSH
Heute führt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) dieses wissenschaftliche Erbe fort. BSH-Präsident Helge Heegewaldt erklärt:
„Während die METEOR-Expedition vor 100 Jahren mit mechanischen Messverfahren Pionierarbeit leistete, ermöglichen uns heute digitale Technologien eine noch genauere und effizientere Erfassung des maritimen Raums. Die Herausforderungen der Zukunft – von steigenden Meeresspiegeln bis hin zur nachhaltigen Nutzung der Meere – können wir nur mit modernster Technologie und internationaler Zusammenarbeit bewältigen.“
Zu den zentralen Aufgaben des BSH zählt die systematische Vermessung der Nordsee und Ostsee. Bereits seit den 1890-er Jahren engagierten sich Vorläuferinstitutionen in dieser Aufgabe – eine Tradition, die das BSH heute mit hochpräzisen Verfahren und modernster Ausrüstung fortführt.


Zukunftsweisende Technologien für den Meeresschutz
Die BSH-Forschungsschiffe legen jährlich rund 12.000 Kilometer zurück, um mithilfe von Echoloten und Seitensichtsonaren den Meeresboden, Wattflächen und Unterwasserhindernisse zu erfassen. Diese Daten sind essenziell für die Sicherheit der Schifffahrt, den Schutz maritimer Ökosysteme, die Voruntersuchung von Nutzungsflächen (z.B. Offshore-Wind) und die Untersuchung klimabedingter Veränderungen.
Dabei kommt zunehmend Künstliche Intelligenz zum Einsatz: Eine eigens entwickelte Software erkennt automatisch Steine am Meeresboden – bis zu zehnmal schneller als bisherige Verfahren. Die Grundlage dafür bilden Hunderttausende von Trainingsdaten, die zuvor manuell markiert wurden.
Auch das ozeanographische Messnetz des BSH wird weiter optimiert. Stationäre Plattformen werden durch moderne Monitoring-Bojen ergänzt, die sowohl wirtschaftlich als auch technisch deutliche Vorteile bieten. Sie liefern kontinuierlich Daten zu Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffgehalt des Wassers sowie zu den meteorologischen Bedingungen – somit vom Meeresboden bis zu 250 Meter über der Wasseroberfläche. Die Stromversorgung erfolgt umweltfreundlich über Solar- und Windenergie, die Datenübertragung via Satellit oder Mobilfunk.
Ein weiterer essentieller Baustein der Meeres- und Klimaforschung sind autonom messende Argo-Floats. Rund 4.000 sind weltweit unterwegs und erfassen kontinuierlich Temperatur- und Salzgehalt sowie biogeochemische Daten. Das Argo-Programm ermöglicht einen kontinuierlichen Blick ins Innere des Ozeans. Seit 25 Jahren steht es für erfolgreiche internationale Zusammenarbeit, die eine flächendeckende Auslegung der Floats und gemeinsame Dateninfrastruktur ermöglicht. Das BSH koordiniert die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am internationalen Argo-Programm.
Text: PM Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Fotos: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)