Die Verschrottung von älteren Kreuzfahrtschiffen geht unvermindert weiter. Ende Juli kamen innerhalb von nur drei Tagen zwei weitere Kreuzfahrtschiffe in der Türkei auf den Strand.
Die Pearl und die Gold Club wurden zur Verwertung beim Recycling-Zentrum in Aliaga abgeliefert. Beide Schiffe haben in den 90er Jahren auch ihren Anteil am Erfolg von AIDA und MSC gehabt. Mit dem Duo ist das Dutzend bei den Verschrottungen in diesem Jahr erreicht.
Für die deutschen Freunde der klassischen Seereise schmerzt besonders der Anblick der Pearl. Das 1981 in Hamburg als Astor bei den Howaldtswerken-Deutsche Werft (HDW) gebaute Schiff ist eine Legende.

In Deutschland begann die Laufbahn 1980 unter dem Projektnamen Hammonia für die Hamburger Reederei HADAG Seetouristik, die mit diesem Neubau in den damals aufkeimenden Kreuzfahrtmarkt einsteigen wollte. Das Projekt scheiterte an der finanziellen Kraft der halbstaatlichen HADAG. 1984 wurde die Astor in Hamburg an die südafrikanische Reederei Safmarine übergeben und fuhr danach als Astor unter Bahamas-Flagge.
Safmarine bekam Interesse am Seereisemarkt und bestellte 1984 bei der Bauwerft HDW in Kiel eine etwas größere Schwester. 1985 verkaufte Safmarine dann die erste Astor an die Deutsche Seereederei (DSR) nach Rostock.

Als Arkona diente sie danach für Kreuzfahrten in der DDR. Der Verkauf über Südafrika in die DDR war auch von Gerüchten über den Verkauf von U-Bootplänen der Kieler Werft HDW an Südafrika begleitet.
Nach der Wiedervereinigung kam das Schiff 1990 unter die Bundesflagge und blieb im Dienst der DSR. Mit dem Betrieb des Schiffes kam dem Führungsteam der DSR die Inspiration zum Bau eines Clubschiffes. 1994 bis 1996 folgte dann der Bau der ersten AIDA. Damit war die Arkona zur Geburtshelferin der neuen Art der Kreuzfahrt in Deutschland geworden.
Mit dem Bau der AIDA gab es auch einen Kurswechsel für die Arkona, die zunächst noch neben der AIDA betrieben wurde.
Nach 2000 wurde schließlich mit dem Bremer Veranstalter Transocean Tours ein Käufer gefunden, der das Schiff ab 2002 als Astoria im deutschen Seereiesemarkt einsetzte.
Bis 2010 kreuzte die Astoria zusammen mit der zweiten Astor, die 1986 in Kiel bei HDW in Dienst gestellt wurde. Sie war von Südafrika über Mauritius zunächst in die Sowjetunion gelangt und schließlich zurück nach Deutschland zu Transocean.
2010 stieß die etwas kleinere Astoria dann zur Flotte der britischen Reederei Saga Cruises, die mit ihrem damals speziell für britische Passagiere ab 50 entwickelten Kreuzfahrtprodukt im Markt großen Erfolg hatte und die Flotte erweiterte.

Zuerst wurde aus der Astoria dann die Saga Pearl II und 2012 für ein Jahr lang die Quest for Adventure. Bis 2019 diente sie dann wieder als Saga Pearl II. Bis dann 2019 das Ende durch die Ablösung der Spirit of Adventure kam.
In der Folge der Pandemie wurde das in Pearl II umgetaufte Schiff in Griechenland aufgelegt. Angesichts des Alters gab es aber kaum Chancen für einen Neuanfang. Ein Grund war auch der dieselmechanische Antrieb mit den vier MAN-Dieselmotoren.
Am 23. Juli verließ das Schiff nach fast zwei Jahren Piräus in Griechenland und wurde von dem Schlepper Christos XLIII über die Ägäis nach Aliaga geschleppt.
Dort traf sie fast zeitgleich mit dem Kreuzfahrtschiff Gold Club ein, das neben ihr auf den Strand kam.
Bei der Gold Club handelt es sich um die 1977 für die britische Reederei Cunard gebaute Cunard Conquest, die ebenfalls eine bewegte Vergangenheit hinter sich hat. Sie fuhr von 1995 bis 2009 als Rhapsody zuerst für die Reederei StarLauro Cruises von Gianluigi Aponte, der das Schiff dann zusammen mit der Melody und Monterey zum Grundstock seines Kreuzfahrt-Unternehmens MSC Cruises machte.
Damit liegen in diesen Tagen zwei Kreuzfahrtschiffe in Aliaga in Sichtweite, die ganz maßgeblich am Aufschwung des Kreuzfahrttourismus in Europa ihren Anteil hatten. FB