Die Pandemie hat die Neubaupläne der Werften und Kreuzfahrtreedereien ordentlich durchgeschüttelt. Große Events mit Taufen, Feuerwerken und Promis sind auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Die Schiffe kommen aber in den Markt, so versichern Werftchefs und Reederei-Manager unisono. Wann auch immer die Pandemie überstanden sein wird, eine Erkenntnis steht. Nur die modernen und möglichst umweltverträglichen Schiffe haben eine Perspektive.
Dabei zeichnet sich unter dem Dach der Carnival-Gruppe ein konzerninterner Wettbewerb ab. Auf der einen Seite die Rostocker Reederei AIDA mit der Meyer Werft in Papenburg. Auf der anderen Seite die italienische Schwesterreederei Costa Crociere mit ihrer Werft Meyer Turku.
Beim Aufschwimmen des Neubaus Costa Toscana bei Meyer Turku verkündete der neue Costa-Chef Mario Zanetti die Ziellinie. „Wir freuen uns auf die Einführung der Costa Toscana im Dezember“, kündigte Zanetti an. Während Schlepper die Costa Toscana an die vereiste Werftpier in Turku verholten, ließ auch Werftchef Tim Meyer keinen Zweifel daran, das fünfte Schiff der Serie von LNG-Kreuzfahrtschiffen planmäßig abzuliefern. Sein Bruder Jan Meyer will aus Papenburg da mithalten. Die AIDAcosma soll als sechstes Schiff der Helios-Klasse ebenfalls zum Jahresende an AIDA Cruises ausgeliefert werden.
Damit kommt es zum konzerninternen Showdown zur Markteinführung der beiden neuesten Schiffe. Wie die Schiffe in Dienst gestellt werden, ist noch unklar. Beide Reedereien haben dazu keine Angaben gemacht. Es ist aber das erste Mal, dass Costa und AIDA fast identische Neubauten in Dienst stellen werden.
Wie aus dem Umfeld der Schiffbauer zu hören ist, haben beide Reedereien zusammen mit den Werften die durch Corona verursachte Verzögerung genutzt, um die neue Erkenntnisse aus der Pandemie mit in den Bau einfließen zu lassen. So wurden Raumaufteilungen in den Decks überarbeitet. Die Hygiene- und Gesundheitskonzepte werden bei beiden Schiffen „mehr Raum“ einnehmen, so die Gerüchte. Details haben sich die Reedereien für die nächsten Monate vorbehalten.
Aus dem Jahr 2020 hat besonders die Reederei Costa Crociere aus Italien zahlreiche Erfahrungen einfließen lassen. So sollen Testmöglichkeiten an Bord an die Bedingungen unter Pandemie-Zeiten angepasst werden.
Die AIDAcosma und die Costa Toscana sind 337 Meter lang und 42 Meter breit. Beide Schiffe haben LNG-Antrieb mit vier Caterpillar M46DF-Generatoren zur Stromerzeugung und zwei elektrische Azipod-Fahrmotoren. Damit bieten sie eine ideale Plattform. Im Gegensatz zu kleineren Neubauten lassen sich auf größeren Schiffen beispielsweise Abstandskonzepte deutlich besser umsetzen. 2612 Passagierkabinen für bis zu 6554 Passagiere stehen aber nur auf dem Papier zur Verfügung.
Die tatsächliche Auslastung der AIDAcosma und der Costa Toscana dürfte auch nach der Pandemie 2022 kaum höher als 5200 liegen. FB