Der Bau von Kreuzfahrtschiffen geht bei der Meyer Werft trotz der Corona-Krise weiter. Am 22. April trafen die Bugsegmente für den Neubau S709 an der Ems ein. Die beiden Großsegmente sollen in einem Jahr als AIDAcosma an die Rostocker AIDA Cruises geliefert werden. Die AIDAcosma ist das fünfte von neun Schiffen der Helios-Klasse der Carnival-Gruppe.
Kurz vor dem Eintreffen der Sektionen hatte die Meyer Werft für Schlagzeilen gesorgt, nachdem Werftchef Bernard Meyer in einer Videobotschaft an die Belegschaft eine Streckung des Auftragsbestands angekündigt hatte.
Die Auswirkungen der Corona-Krise haben die Kreuzfahrtbranche schwer getroffen. So soll die Zahl der Ablieferungen am Standort Papenburg mittelfristig wieder auf ein großes und ein kleineres Schiff pro Jahr zurückgefahren werden. 2019 hatte die Werft erstmals zwei große und ein kleineres Schiff pro Jahr ausgeliefert.
Die AIDAcosma betrifft diese Streckung der Ablieferungen aber bislang nicht. „Der Bau des Schiffes geht natürlich weiter“, sagt Peter Hackmann, Sprecher der Meyer Werft aus Papenburg. Die jetzt von einer polnischen Werft gelieferten Blöcke werden im Dock 2 der Halle 6 zum Vorschiff zusammengesetzt.
Der polnische Schlepper Serval hatte die Sektionen zusammen mit dem Schlepper Wulf 5 auf einem Ponton sicher durch den Nord-Ostsee-Kanal überführt.
Die AIDAcosma ist eine Schwester der 2018 ausgelieferten AIDAnova. An Bord dieser 337 Meter langen und 42 Meter breiten Neubauten der „Helios“-Klasse sind Kabinen für über 6600 Passagiere.
Basishafen der AIDAcosma soll ab Mai 2021 Kiel werden. An diesen Planungen habe sich bislang auch nichts geändert, so AIDA-Sprecher Hansjörg Kunze. Die Rostocker Reederei bereitet, so wie andere Reedereien auch, für das zweite Halbjahr 2020 die Wiederaufnahme der Kreuzfahrten vor. Danach wolle man so schnell wie möglich wieder in den Normalbetrieb zurückkehren.
Die AIDAcosma wird von vier in Kiel entwickelten MaK-Motoren des Typs M46DF angetriebenen. Das Schiff soll als Treibstoff verflüssigtes Erdgas (LNG) bekommen. Sie ist das fünfte Schiff der „Helios“-Klasse, von der der US-Konzern Carnival neun Schiffe bei der Meyer-Gruppe geordert hat.
Für weitere Neubauten dämpft Bernard Meyer jedoch die Erwartungen. Angesichts der Lage in der Tourismusbranche würden aktuell über die bereits bestellten Schiffe hinaus keine weiteren Kreuzfahrt-Neubauten mehr benötigt, so Meyer. Der Werftchef erwartet nach eigener Einschätzung erst wieder in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts neue Aufträge.
Die Meyer Werft hat in ihrer jüngeren Geschichte bereits mehrere Krisen überstanden. 2001 hatten Kreuzfahrtreeder in der Folge der Terroranschläge Neubaupläne gestoppt. Meyer ließ damals Containerschiffe mit Eisklasse für Kanada bauen. FB
Text: Frank Behling, Foto: AIDA Cruises (Beitragsbild), Frank Behling (3)