Die Reederei AIDA Cruises hat den ersten Schritt bei der Flottenmodernisierung abgeschlossen. Nach sieben Wochen ist am 22. März die AIDAdiva von der Werft Chantier Naval in Marseille wieder in den Dienst geschickt worden. Damit ist das erste Schiff durch das von der Reederei als „Evolution“-Projekt bezeichnete Modernisierungsprogramm gekommen.
Gleich am 23. März konnten die ersten Passagiere das Schiff bei einer Sieben-Tages-Kreuzfahrt ab Civitavecchia erkunden. Die AIDAdiva kam im April 2007 als erstes Schiff der Sphinx-Klasse von der Meyer Werft in Papenburg zur Rostocker Reederei.
„Nach 18 Jahren war es an der Zeit etwas zu tun“, sagt Kapitän Boris Becker. Bereits vor der Corona-Pandemie hatte man in der Rostocker Reederei mit den Überlegungen zum Refit der AIDAdiva begonnen. Etwa fünf Jahre benötigte man, um so ein Projekt zu realisieren. „Die ersten zwei Jahre waren so etwas wie eine Ideensammlung. Wir haben da alles zusammengetragen, was bei einem Umbau für die Passagiere wichtig sein könnte“, sagt Becker. Danach folgten zwei Jahre konkrete Planung und Prüfung der Umsetzung und ein Jahr für Vergabe und der Aufträge und die konkreten Arbeiten.
Bei der Umsetzung des Projekts Evolution ist AIDA auch einen anderen Weg als üblich gegangen. „Wir haben den Umbau selbst geleitet und alles selbst koordiniert“, sagt Becker. Zusammen mit Hoteldirektor Stefan Weder wurde deshalb mit der Besatzung auch ein Plan entwickelt, wie man die Arbeiten an Bord koordiniert, überwacht und auch abnimmt. „Das war schon eine Herausforderung. Die Passagiere der letzten Reise sollten ja keinerlei Einschränkungen spüren“, sagt Weder.
Kaum waren am 2. Februar die letzten Passagiere von Bord, sei aber sofort mit Hochdruck gestartet worden. Die Überfahrt von Palma nach Marseille wurde bereits für die Entkernung genutzt.
Alle Kabinen wurden „angepackt“ und im Achterschiff die Restaurants Weite Welt und Bella Vista entkernt. Das Spiel-Kasino erwischte es genauso wie die AIDA-Lounge über der Kommandobrücke. Nach dem Eindocken in Marseille sei es dann Tag auf Tag mit Hochdruck weiter gegangen.


Und was kostet der Spaß? „Für die ersten drei Werftzeiten investieren wir allein einen dreistelligen Millionenbetrag, um unsere Schiffe fit für die Zukunft zu machen“, erklärt Felix Eichhorn, Präsident von AIDA Cruises. Pro Schiff soll ein oberer zweistelliger Millionenbetrag fällig werden. Hinter vorgehaltener Hand wird eine Summe genannt, die etwa einem Viertel des Baupreises von 2007 entspricht. Das Typschiff der „Sphinx“-Klasse hatte damals etwa 320 Millionen Euro gekostet.
Auf der Liste der Arbeiten sind rund 300 Hauptprojekte sowie zahlreiche weitere Einzelmaßnahmen. Alles geplant, koordiniert und umgesetzt durch das Projektteam von AIDA. Allein auf die Schiffstechnik entfielen dabei 100 Punkte – von der Überholung der vier MaK-Motoren bis zum Unterwasseranstrich.
Für die AIDAdiva waren in den sieben Wochen rund 2.000 Menschen im Einsatz. Beim technischen Bereich sind eine neue Wasseraufbereitungsanlage und die weitere Umstellung der Elektrogeräte auf energiesparende Systeme vollzogen. 22 Tonnen Elektronik-Geräte wurden ersetzt und 50 Kilometer Kabel ersetzt. „Wir mussten ja jede Kabine einzeln anfassen und dort neue Kabel für die Steckdosen einziehen“, sagt Hotel-Chef Weder.
Die von AIDA Cruises beauftragten 170 Fremdfirmen waren allein mit rund 1000 Mitarbeitern in Marseille dabei. Dazu kamen dann 300 Arbeiter der französischen Werft und die 700 Crewmitglieder. „Da haben alle mit angepackt“, sagt Becker.
Da auch alle 1.000 Passagierkabinen sowie die meisten der 300 Crewkabinen modernisiert wurden, wurde von der Reederei GNV aus dem Imperium der Schweizer Reederei GNV die Kreuzfahrtfähre Rhapsody gechartert. Das mit 2000 Betten ausgestattete Schiff wurde neben die AIDAdiva in der Werft eingedockt.
„Das war schon ein besonderes Erlebnis. Am Wochenende gab es dann auf der Pier auch mal ein Barbecue für alle“, berichtet Becker.
Was hat sich aber nun im Passagierbereich getan? Alle Kabinen haben neue Teppiche, Wanddeko, Sitzmöbel und Baldachine. Jedes Bett hat zwei neue Nachttische mit jeweils einer Steckdose und zwei USB-Anschlüssen für das Aufladen von Endgeräten. Die Zeiten, in denen Steckdosenleisten bei Kreuzfahrten mit de AIDAdiva ins Familiengepäck gehörten, sind nun vorbei.
Gleichzeitig wurden einige Kabinen von einer 3er auf eine 4er-Belegung erweitert, um weitere Optionen für Familien zu schaffen. Am Heck entstanden sechs neue, großzügige familienfreundliche Suiten mit eigenem Sonnendeck. Gäste der neuen Suiten haben jetzt auch exklusive Rückzugsorte an Bord. Das neue Sky Deck und die Rossini Lounge vor dem Rossini Restaurant. Dafür mussten die Freunde des FKK—Decks in einen abgesperrten Bereich auf dem Sonnendeck ausweichen.
Neu gestaltet wurden viele Bereiche der Decks 9, 10 und 11. Die Restaurants Neue Restaurant- und Barkonzepte bieten ein erweitertes kulinarisches Angebot. Aus dem Bella Vista Restaurant wurde das Fench Kiss und aus dem Weite Welt Restaurant wurde das Yachtclub Restaurant. Beide Restaurants haben auf den jüngeren Schiffe der Reederei bereits viele Freunde.
Besonders gut aber kommt die Gestaltung des Außendecks hinter dem Yachtclub an. Dort ist jetzt an Steuerbordseite eine Lanai Bar. Gerade an lauen Sommerabenden ist das ein beliebter Treffpunkt.
Das Spielkasino am Theatrium auf Deck 10 wurde durch eine French Kiss Bar abgelöst und musste in das alte Fotostudio umziehen. Mit der Panorama Bar, der Eisbar und der Tokyo Bar sind weitere neue Treffpunkte hinzugekommen.
Das Theatrium erhielt einladende Sitzgelegenheiten, unter anderem. mit Rückenlehnen rund um die Bühne auf Deck 9, und ein überarbeitetes, harmonisches Farbkonzept. Modernste Technik für Sound, Licht und Bühnensteuerung wurde verbaut für ein noch intensiveres Show-Erlebnis.
Ein neues Highlight erwartet Kids auf Deck 14. Vor dem Sportaußendeck ist der Squash-Court verschwunden. Dort steht jetzt ein Fun Park mit einem 7,50 Meter hohen Kletterturm, einer Rutsche und Höhlen.
Ein Kraftakt war aber der Austausch von 45.700 Quadratmeter Teppich. Der alte Teppich wurde komplett geschreddert und zu Dämmungsmaterial umgewandelt. Eine neue Umkehrosmose-Anlage optimiert die Eigenproduktion von Frischwasser aus Meerwasser. Ein innovativer Solid Waste Processor zerkleinert Abfälle und reduziert deren Volumen um bis zu 95 Prozent. Im Unterwasserbereich wurden knapp 9000 Quadratmeter Schiffswand mit rund 17500 Liter eines biozidfreien Anstrichs der neuesten Generation versehen, der den Reibungswiderstand bei der Fahrt durchs Wasser erheblich verringert.


Im Außenbereich wurden darüber hinaus 6,5 Kilometer Holzhandläufe erneuert, Glasscheiben am Theatrium ausgetauscht und mit rund 8500 Litern Farbauffrischungen vorgenommen. Ein Teil dieser Arbeiten erfolgt nun auch noch bei den ersten Fahrten mit einem Riding Team von Carnival Maritime aus Hamburg.
Kapitän Becker und Hotel Chef Weder haben nun erstmal Ruhe und können dann ab Sommer die nächsten Projekte vorbereiten. Am 22. Oktober wird in Marseille die AIDAluna erwartet, die bis zum 10. Dezember modernisiert wird. Am 21. Januar soll die AIDAbella folgen, die am 11. März wieder zurück in fahrt kommt. FB
Fotos: Frank Behling