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AM ENDE MUSIKDAMPFER

Die Resolute war ein Schiff der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) im Südamerikadienst. Sie wurde mehrfach für andere Zwecke genutzt und geriet zu oft unter fremde Flaggen.

Foto: Sammlung JSA

Als die Resolute als Passagierschiff ihre Atlantikroute verließ und von 1928 bis 1935 zu einem Schiff umgewandelt wurde, das ausschließlich zu Kreuzfahrten eingesetzt wurde, avancierte sie zum „Musikdampfer“. Das war der Anschluss an eine Tradition, die seit den 1880er Jahren rege gepflegt wurde und der Unterhaltung diente. Musikgruppen und Orchester kamen an Bord und brachten ihre Instrumente und Notenbücher mit. Jedes Konzert war ein Erlebnis, ob auf improvisierter Bühne oder dem Oberdeck. Das ist aus der Mode gekommen, wenn heute Musik auf dem Schiff dann von Stars oder Bands. Für die Resolute war das ein würdevoller Abgang.

Die Resolute lief am 30. März 1914 bei der Werft A. G. Weser in Bremen unter dem Namen William O`swald vom Stapel. Das ging zurück auf den Hamburger Senator William Henry O`Swald (1832-1923), Sohn des preußischen Rechnungsrates an der Königlich Preußischen Seehandlung in Berlin, Johann Carl Heinrich Wilhelm O‘Swald, der sich als gebürtiger Berliner 1830 in Hamburg niederließ. Seine Firma war in Afrika tätig, sie handelte mit Kaurimuscheln von den Seychellen und Sansibar, später mit Kautschuk und Gewürzen. Sohn William Henry leitete von 1858 an die ostafrikanische Niederlassung, nach dem Tod des Vaters wurden Faktoreien an der Westküste Afrikas aufgebaut. Nach einem Handelsvertrag mit dem Sultan von Sansibar wurde das Geschäft auch ins Innere Afrikas verlegt. Die Firma besaß bis zu ihrer Auflösung in den 1920er Jahren eine eigene Flotte mit 19 Schiffen für den Verkehr zwischen Hamburg und Afrika, in der Zeit von Bismarck gründete O`Swald die „Deutsche Kolonialgesellschaft“.

Foto: Sammlung JSA

Im Sommer 1914 begann der Erste Weltkrieg, die Arbeiten am unfertigen Schiff stockten und wurden schließlich eingestellt. Bei der Reederei Hapag kam man 1916 auf die Idee, den Dampfer mitten im Krieg an die niederländische Reederei Koninklijke Hollandsche Lloyd (KHL) zu verkaufen – ursprünglich nur für die Zeit des Stillstands. Danach sollte die William O`swald wieder an die Hamburger Reederei zurückgehen. Die Holländer hielten sich nicht an die Absprache, benannten das Schiff in Brabantia um und setzten es im Liniendienst nach Südamerika ein. Später ging das Schiff an die United American Lines (UAL), dort bekam es wieder einen neuen Namen: Resolute. Nun wurde das Schiff auf der Nordatlantikroute eingesetzt. Als die Hapag die Resolute mit viel Geld zurückerwarb, war sie in gutem Zustand. Sie behielt den Namen, nur die Farben der Schornsteine wurden geändert.

Die Resolute fuhr unter den Flaggen des Deutschen Reiches, der Niederlande, der Vereinigten Staaten, Panamas und Italiens. Ihre Baunummer bei der AG Weser, Bremen, war die 193. Zwischen Stapellauf und Indienststellung lagen sechs Jahre. Ab dem 28. Juli 1920 in Holland, ab dem 6. August 1926 wieder in Deutschland als Eigentum der Hapag. Das Schiff war 187,9 Meter lang und 22 Meter breit, es wurde mit 19.692 BRT vermessen. Die Maschinenanlage bestand aus zwei Dreifach-Expansionsmaschinen und einer Abdampfturbine, die auf drei Propeller arbeiteten. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 17 Knoten (31 km/h), die Tragfähigkeit betrug 8800 tdw. An Bord zugelassen waren 319 Passagiere in der Ersten Klasse, 150 in der Zweiten Klasse und 264 Personen in der Dritten Klasse. Nach Umbauten 1934 gab es nur noch eine Erste Klasse mit insgesamt 497 Passagieren.

Foto: Sammlung U. Horn

Die William O`swald war ursprünglich mit einer Größe von etwa 20.000 BRT geplant, 1000 Kabinen sollte es geben und dazu noch ein Zwischendeck für 850 Auswandererpassagiere. Dazu kam es unter Kriegsbedingungen nicht. Die William O`swald sollte mit den ähnlichen Hamburg-Süd-Schiffen Cap Trafalgar und Cap Polonio, die auf der Joh.C.Tecklenborg-Werft in Geestemünde entstanden, in einem gemeinsamen Fahrplan gesetzt werden. Die Dampfer wären nach diesem Plan nahezu identische Schiffe gewesen. Die Cap Trafalgar wurde noch kurz vor Kriegsausbruch baulich vollendet, musste aber als Hilfskreuzer in den Krieg ziehen. Die AG Weser wurde genötigt, Rüstungsaufträge zu übernehmen, die William O`swald blieb liegen. Ein weiteres Schwesterschiff, die Johann Heinrich Burchard, ging im Juni 1916 an den Koninklijke Hollandsche Lloyd, die Reederei hatte ihre Tubantia durch ein deutsches U-Boot verloren. So verschob man den Liefertermin der Schiffe zum Kriegsende. Die William O`swald ging nie unter ihrem Taufnamen in See.

Foto: Sammlung U. Horn

Tatsächlich verschoben sich der Fertigbau der Brabantia und ihre Einrichtung bis zum Kriegsende 1918. Der holländische Eigner startete am 28. Juli 1920 von Bremerhaven aus die erste Dienstfahrt des Schiffes via Amsterdam nach Argentinien. Es blieb unklar, ob der Verkauf der Schwesterschiffe an die Niederlande unter den Bestimmungen des Friedensvertrags im Krieg rechtmäßig war. Der Streit ging bis ins Jahr 1922. Im selben Jahr verkaufte der Hollandsche Lloyd vier Passagierschiffe an die Hapag, die mit der zur Harriman-Gruppe United American Lines in Fahrplangemeinschaft zusammenarbeitete. Die US-amerikanische Reederei beanspruchte die jüngsten ehemaligen Schiffe von Hapag, darunter die Limburgia und die Brabantia, nun Resolute, als ihren Anteil und setzte sie auf die Nordatlantiklinie zum Verkehr zwischen New York und Hamburg ein. Die Hapag behielt nur die älteren und kleineren Schiffe, Frisia und Hollandia, die nun zur Holsatia und Hammonia wurden mit Einsatz auf der Route nach Mexiko.

Foto: Sammlung JSA

1922 wurde die Resolute bei Blohm + Voss noch grundmodernisiert, installiert wurde eine reine Ölfeuerung. Die Einrichtungen für die Passagiere waren großzügig angelegt, nun konnten 290 Passagiere in der Ersten Klasse reisen, 320 in der Zweiten Klasse und 400 in der Dritten Klasse. Die Reederei musste das Schiff, unter amerikanischer Flagge an den Küsten der USA unterwegs, wegen der strengen Bestimmungen der Prohibition unter die Flagge Panamas bringen.

Die Resolute, die als Luxusschiff galt, ging am 9. Januar 1923 auf eine Weltreise, es ging durch den Panamakanal nach Hawaii, Japan, China, die Philippinen, Java und um die Malaysische Halbinsel und Burma nach Indien. Danach noch Ceylon, Suez, Ägypten, Italien und Monte Carlo. Weil das ein Erfolg war, folgte 1924 eine weitere Weltumrundung von New York nach New York, diesmal auch zu Inseln der Südsee. Bis 1926 war die Resolute als Kreuzfahrtschiff auf langen Reisen. Im selben Jahr war Schluss damit, ab dem 27. Juli hatte die Hapag die Resolute freigekauft, nun ging sie wieder in den Nordatlantikverkehr. Die Kreuzfahrten waren weniger und wurden „Vergnügungsreisen“ genannt. Bis 1935 wurden acht Weltreisen durchgeführt, verantwortlicher Kapitän war Friedrich Ferdinand Heinrich Kruse.

1930/31 ließ die Hapag die Resolute sanieren. Wegen der NS-Herrschaft in Deutschland mieden immer mehr ausländische Gäste das Schiff. 1935 verkaufte die Hapag die Resolute nach Italien, dort wurde sie in Lombardia umbenannt und zum Truppentransporter umgebaut. Das Schiff wurde im Abessinienkrieg eingesetzt, später im Spanischen Bürgerkrieg für die Franco-Truppen. Im Zweiten Weltkrieg bombardierten die Alliierten das Schiff in Neapel, es versank. 1947 erfolgte die Bergung des Wracks und der vollständige Abbruch des ehemaligen Musikdampfers in La Spezia.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer