
Am 16. Februar 2015 wurde in Norwegen nicht nur die erste elektrische Fähre weltweit sondern im gleichen Jahr auch das erste elektrische Fischereifahrzeug in Dienst gestellt. Dies war der Beginn der Elektrifizierung der Schifffahrt weltweit. Heute verfügt Norwegen nach Angaben von Corvus Energy über eine Flotte von 68 Elektrofähren auf 65 Routen.
Bis 2030 sollen alle norwegischen Fährdienste emissionsfrei sein
Diese Fähren stellen einen erheblichen Anteil der norwegischen Fährflotte dar und unterstreichen Norwegens Position als Pionier in der grünen Schifffahrt. Norwegen hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle norwegischen Fährdienste bis 2030 emissionsfrei sein sollen. Bei allen Ausschreibungen für den Betrieb von Fährverbindungen wird gefordert, dass die eingesetzten Fähren emissionsarm oder emissionsfrei sein muss.
Die Entwicklung emissionsfreier Fähren begann mit einer Ausschreibung der norwegischen Straßenverwaltung Statens vegvesen für den Betrieb der Strecke zwischen Lavik und Oppdal auf der E39 über den Sognefjord: Die Fähre musste eine innovative Umweltmaßnahme enthalten.
Norwegens größte Fährgesellschaft Norled gewann die Ausschreibung mit dem Versprechen, einen Batterieantrieb zu nutzen, so dass die Fähre emissionsfrei fahren kann. Im November 2012 bestellte Norled bei der norwegischen Werft Fjellstrand ein Schiff mit Batterieantrieb. Im Mai 2013 erfolgte die Kiellegung und im Januar 2015 wurde die Fähre auf den Namen Ampere getauft und abgeliefert.
Seitdem legte die Ampere 30 bis 35 mal am Tag eine Fahrtstrecke von drei Seemeilen über den Sognefjord zurück und hat damit eine Strecke hinter sich, die 17 Äquatorumrundungen entspricht. Die Fähre ist 80,8 Meter lang und 20,8 Meter breit und bietet Platz für 120 Autos und 350 Passagiere. Jährlich befördert Ampere rund eine Million Autos über den Sognefjord. Seit seiner Einführung hat das Schiff über 100.000 Fahrten absolviert. Wie Norled mitteilt, werden mit dem Einsatz der Elektrofähre jährlich etwa 1.000.000 Liter Diesel und über 570 Tonnen CO₂ eingespart. Darüber hinaus seien Treibhausgase wie Methan und NOx vollständig vermieden worden.
„Für Norled markiert die Ampere den Beginn eines umweltfreundlichen Betriebs. Jetzt sind fast 50 Prozent unserer Flotte emissionsarm oder emissionsfrei. Und wir werden weiter daran arbeiten, mehr Schiffe auf emissionsarm oder emissionsfrei umzustellen“, sagt Heidi Wolden, CEO von Norled.
Die Batterien für die Fähre lieferte Corvus Energy, die Batterietechnik und die elektrischen Systeme an Bord der Ampere stammen von der Firma Siemens, die auch eine Lösung für den hohen Strombedarf entwickelte. Um das Laden in Lavik und Oppedal zu ermöglichen, wo das Stromnetz nur über begrenzte Kapazitäten verfügt, wurden an beiden Fähranlegern Batteriepuffer installiert. Eine einzelne Überfahrt benötigt nur 150-200 kWh, was zeigt, wie effizient der Batteriebetrieb im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen ist, heißt es in einer Pressemitteilung von Norled. Die Betriebskosten konnten pro Überfahrt um 85 bis 90 Prozent gesenkt werden, was zu Gesamteinsparungen von fast 15 Millionen US-Dollar führte. Bei Verwendung von Elektroenergie seien die Kosten pro Überfahrt real vergleichbar mit den Kosten für eine Waffel und eine Tasse Kaffee, teilt das Batterieunternehmen Corvus Energy mit.
„Die MF Ampere hat 1 MWh unserer Batterien der ersten Generation installiert, aber unser bislang größtes System, das die Fähre Incat in Südamerika antreiben wird, wird fast 42 MWh unserer leichten Dolphin-Batterien an Bord haben. Aber ohne die MF Ampere als unser Pilotprojekt wären wir bei der Elektrifizierung von Schiffen nicht dort, wo wir heute sind.“
„Seit 2015 hat die Ampere den Sognefjord mehr als 124.000 Mal überquert und bewiesen, dass Elektroschiffe sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig sind“, sagt Fredrik Witte, CEO von Corvus Energy. „Die nachgewiesenen Kosten- und Emissionseinsparungen ebneten den Weg für die Elektrifizierung von weiteren 80 bis 90 Fähren in Norwegen. Zudem wurde die Technologieentwicklung beschleunigt, die leichtere und energiedichtere Systeme ermöglicht. Zum Vergleich: Die Ampere hat nur 1 MWh unserer Batterien der ersten Generation installiert, aber unser bislang größtes System, das eine Incat- Fähre in Südamerika antreiben wird, wird fast 42 MWh unserer leichten Dolphin-Batterien an Bord haben. Aber ohne die Ampere als unser Pilotprojekt wären wir bei der Elektrifizierung von Schiffen nicht dort, wo wir heute sind.“
Nach dem kürzlich erfolgten Einbau zusätzlicher Batterien zur Verlängerung der Lebensdauer des Schiffes wird die Ampere weiterfahren, bis die nächste Innovation umgesetzt ist: Ab 2026 sollen vier autonome Fähren die Route bedienen.
2027 soll das erste vollelektrische Offshore-Schiff mit einem Mega-Batteriesystem in Betrieb gehen. Es wird von der Armon-Werft in Spanien für den in Großbritannien ansässigen Schiffseigner Bibby Marine Ltd. gebaut. Corvus Energy wird sein Blue Whale Battery Energy Storage System (BESS) liefern, das dem Schiff fast 25 MWh Strom liefert. Es wird nach Angaben des Unternehmens das größte LFP-Batteriesystem (Lithium-Eisenphosphat) sein, das jemals für ein maritimes Projekt geliefert wurde.
Die norwegische Berge Rederi AS will ab dem kommenden Jahr als erste Reederei der Welt einen emissionsfreien Massengutfrachter betreiben. Der Bau des Schiffes beginnt in diesen Tagen auf einer chinesischen Werft.
Zur Beschleunigung der grünen Transformation in der maritimen Industrie fördert der norwegische Staat über verschiedene Programme Agentur Enova den Bau emissionsfreier Schiffe.
Nach Angaben der norwegischen Klimastiftung tilnul gibt es in Norwegenins gesamt 230 Autofähr- und Passagierschiffverbindungen, die Teil des Straßennetzes oder des öffentlichen Nahverkehrs sind. Mit Stand Februar 2025 sind 102 elektrische Autofähren und Passagierschiffe im Einsatz, verteilt auf 67 Verbindungen. Auf 29,1 Prozent aller Autofähren- und Passagierschiffverbindungen in Norwegen ist mindestens ein Elektroschiff im Einsatz.
Nach Informationen der Straßenbaubehörde Statens vegvesen sind heute in Norwegen, einschließlich der Landesstraßenverbindungen, fast 90 Elektrofähren im Einsatz. Weltweit gebe es 270 Elektrofähren. Insgesamt würden etwa 1.000 Schiffe unterschiedlicher Typen mit Batterien betrieben. JPM