Nicht nur seine in der ersten Hälfte der 70er Jahre in fünf Bänden und auch in englischer Sprache erschienene Buchserie „Die großen Passagierschiffe der Welt“, die den Zeitraum von 1858 bis 1974 abdeckt, fand weltweite Anerkennung als Standardwerk über die internationale Passagierschifffahrt: der am 18. Oktober 1929 in Hamburg geborene Arnold Kludas, Schifffahrtshistoriker, Autor, Fotograf und ehemaliger Leiter der Bibliothek des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven, ist am 25. Februar im Alter von 93 Jahren verstorben.
„Wir trauern um eine engagierte Führungskraft, um einen profunden Kenner der deutschen Passagierschifffahrtsgeschichte und einen leidenschaftlichen Sammler maritimer Fotografie, der unserem Haus bedeutende Sammlungsbestände gestiftet hat“, sagt Prof. Dr. Ruth Schilling, Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums/Leibnitz-Instituts für Maritime Geschichte (DSM).
Die Begeisterung für die Passagierschifffahrt erwachte in Arnold Kludas bereits 1937 auf den St. Pauli-Landungsbrücken beim Anblick der von Hamburg auslaufenden Hamburg Süd-Liners Cap Arcona: „Die Faszination dieser ersten Begegnung mit einem Schiff hat mich niemals mehr losgelassen“, wird er zitiert. Seitdem war Kludas bis ins hohe Alter – durchdrungen von einer tiefen Leidenschaft für die Schifffahrt – immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und Fotomotiven. Nach den Wirren des Krieges und der 1951 erfolgten Flucht nach Westdeutschland fand er 1955 zunächst eine Anstellung als Kranführer bei Blohm + Voss.
Es folgte ein schneller Aufstieg bis hin zum Leiter der unternehmenseigenen Fachbibliothek, begünstigt durch sein breit angelegtes Wissen auf den Gebieten Schifffahrt und Schiffbau sowie der hamburgischen Geschichte. Zwischenzeitlich hatte der engagierte Autodidakt 1971 sein erstes Buch veröffentlicht, dessen Erfolg den Gerhard Stalling Verlag in Oldenburg dazu veranlasste, ihm die Position als verantwortlichen Lektor und Redakteur maritimer Publikationen anzubieten.
Bereits 1976 wurde Kludas erster Leiter der Bibliothek am neu eröffneten DSM. Als er 1992 in den Ruhestand ging, hatte er die maritime Fachbibliothek des DSM zu einer der bedeutendsten Einrichtungen ihrer Art entwickelt. Zu seinem Lebenswerk gehören darüber hinaus weit über 100 Bücher und Aufsätze zur Schifffahrtsgeschichte, darunter zahlreiche Veröffentlichungen zu deutschen Reedereiflotten und -linien, ehe er zwischen 1986 und 1990 in der wissenschaftlichen Schriftenreihe des DSM sein Hauptwerk, die ebenfalls fünfbändige „Geschichte der deutschen Passagierschifffahrt“, veröffentlichte. Auch im Ruhestand blieb er als Autor aktiv; seine letzte Veröffentlichung datiert aus dem Jahr 2020. Auch als maritimer Fotograf machte sich Kludas einen Namen. Seit seiner Rückkehr nach Hamburg hatte er in Tausenden von Aufnahmen die Schifffahrt im Hamburger Hafen, auf der Unterelbe und am Nord-Ostsee-Kanal dokumentiert. Daneben baute er auch eine große Privatsammlung historischer Schifffahrtsfotografien anderer Fotografen auf, die er später zu großen Teilen dem DSM stiftete. Darüber konnte Kludas seine profunde Sachkenntnis über viele Jahre regelmäßig auch in die traditionelle NDR-Radiosendung „Hamburger Hafenkonzert“ einbringen.
Die Trauerfeier findet am 21. März um 12.30 Uhr in der Kapelle 10 des Ohlsdorfer Friedhofs in der Fuhlsbüttler Straße 756 in 22337 Hamburg statt. Für seine letzte Reise wünscht ihm seine Familie „Goot Fohrt“. JPM