Die Corona-Krise hat ihr nächstes Opfer gefunden. Nach dem spanischen Kreuzfahrtveranstalter Pullmantur hat nun auch der britische Reiseveranstalter South Quay Travel Limited (SQTL) am 20. Juli Insolvenzantrag gestellt. Damit wurde auch der Betrieb der beiden Kreuzfahrtmarken Cruise & Maritime Voyages und Transocean Kreuzfahrten eingestellt.
Damit ist die aus sechs Hochseeschiffen bestehende Flotte an klassischen Kreuzfahrtschiffen mit älteren Baujahren akut von der Verschrottung bedroht. Zu den Schiffen gehört auch die seit über 33 Jahren aktive Astor.
Das 1987 von den Howaldtswerken-Deutsche Werft (HDW) in Kiel abgelieferte Schiff hat nach der Weltreise im April zunächst in Bremen aufgelegen. Am 25. Mai wurde die Astor dann nach Tilbury überführt, wo sie seitdem mit anderen CMV-Schiffen aufliegt.
Wie es jetzt weitergeht, hängt vom Ausgang des Insolvenzverfahrens und der Perspektive durch die Gläubiger an.
Eigentümer ist seit Dezember 2014 die Passion Shipping Investment aus Athen, die im Auftrag der Reederei Global Maritime Group das Schiff an Transocean verchartert hat. Es war der vorläufig letzte Wechsel im wechselhaften Lebenslauf dieses Schiffes.
Die Ära der Astor startete im Januar 1986 mit der Kiellegung bei der Werft HDW in Kiel im Dock 8a für die auf Mauritius ansässige Marlan Corporation. Für 65 Millionen Dollar baute die Kieler Werft ein modernes Kreuzfahrtschiff. Es war als Ersatz für die kurz zuvor von Südafrika an die DDR verkaufte erste Astor werden.
Eingefädelt wurde das Geschäft in Kiel durch die südafrikanische Reederei Safmarine. Rund um diesen Auftrag gab es damals auch Gerüchte und Untersuchungen wegen eines angeblichen Verkaufs von Bauplänen für U-Boote von HDW nach Südafrika.
Nach der Ablieferung 1987 fuhr die Astor zunächst für die Mauritius Line. 1988 verkaufte Marlan das Schiff dann an die Black Sea Shipping Company der Sowjetunion. Danach wurde aus dem Schiff die Fedor Dostoevsky.
In Deutschland charterten Transocean Tours und Neckermann dieses damals sehr große Schiff. 1995 erfolgte dann wieder die Rückbenennung in Astor, was besonders für den deutschen Markt gedacht war.
Danach füllte Transocean das Schiff allein mit Passagieren. Dabei gab es immer wieder Erfolge und Krisen. 2009 musste TransoceanTours Insolvenz anmelden, als die Astor wegen eines Wellenschadens eine Weltreise absagen musste. Im Dezember stieg die Münchener Premicon AG ein und übernahm Transocean und auch die Astor.
Anfang 2014 übernahm dann CMV die Marke Transocean und auch die Astor. Die Betreibergesellschaft der Astor meldete im November 2014 Insolvenz an. Am 15. Dezember 2014 kaufte dann die griechische Global Maritime Group die Astor und überführte sie unter das Dach der Tochter CMV.
Mit Platz für 650 Passagiere wurde die Astor im deutschen Markt gut eingesetzt. Besonders Tageszeitungen und Verbände nutzten das Schiff für Leser- und Charterreisen. Zu den Kunden gehörte auch zweimal jährlich der SPD Reisedienst. Zum Angebot von Transocean gehörten aber auch Gruppenreisen für Golfer, Schlagerfans und Veganer.
Am 7. August sollte in Kiel die nächste Kreuzfahrt exklusiv für Mitglieder der SPD beginnen. Sie ist jetzt auch gestrichen worden. FB
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