
„Astoria“ kommt wieder unter den Hammer
Neuer Anlauf im Fall Astoria. Die Gläubiger des Kreuzfahrtschiffes wollen einen neuen Anlauf nehmen und das Schiff nun endlich versteigern lassen. Nach fast fünf Jahren im Hafen von Rotterdam will man dort das legendäre Kreuzfahrtschiff nun endlich loswerden. Der Termin wurde von der Kanzlei Hoek Sinke Ten Katen beim Bezirksgericht Rotterdam auf den 17. Juni festgelegt. Um 13 Uhr soll im Gerichtsgebäude im Wilhelminaplein 100-125 in der niederländischen Hafenstadt spätestens der Zuschlag für den Verkauf des 1948 bei den Götaverken in Göteborg gebauten und als Stockholm in Dienst gestellten Passagierschiffes fallen.
Bei der Corona-Pandemie war das Schiff 2020 durch die Insolvenz der britischen Kreuzfahrtmarke Classic Maritime Voyages (CMV) aus der Fahrt genommen worden. Danach ersteigerte ein Interessent aus Portugal das Schiff. Bei der Überführung von Tilbury nach Lissabon gab es aber Komplikationen und die beauftragte niederländische Schlepperreederei ließ das Schiff im Dezember 2020 nach Rotterdam schleppen, wo es nahe des Waalhavens unter Arrest gelegt wurde.
Die Astoria liegt seitdem in einer abgelegenen Ecke. Ein erster Versuch der Versteigerung des Schiffes im Februar 2021 scheiterte, da niemand bereit war, das Mindestgebot von zehn Millionen Euro für das Schiff zu bieten. Die Hoffnungen auf einen Anstieg bei den Schrottpreisen für Schiffe haben sich auch zerschlagen. In den vergangenen zwölf Monaten haben sich die Preise pro Tonne bei den Abwrackwerften von 530 auf rund 450 Dollar reduziert. Ein Verschleppen dorthin ist aber aufgrund der Gesetze in der EU eh nicht denkbar.



Die beim Standard deutlich besseren Abwracker in der Türkei bieten derzeit 255 bis 275 Dollar pro Tonne. Bei der Astoria mit einem Gewicht von etwa 10.000 Tonnen würde der Schrottpreis so bei höchstens 2,75 Millionen Dollar liegen. Die Kanzlei erklärte, dass sie auch Gebote im Vorwege annimmt. Dann würde die Versteigerung entfallen, so die Hoffnung.
Die Astoria war 1948 als Stockholm in Fahrt gekommen. Am 25. Juli 1956 rammte die Stockholm im Nebel vor New York das italienische Passagierschiff Andrea Doria, die danach sank. Von 1960 bis 1985 fuhr sie dann als Völkerfreundschaft für DDR-Staatsreederei DSR.
1985 wurde sie aufgelegt. Diente als Schiff für Flüchtlinge und wartete auf einen Käufer. 1989 erwarb die italienische Reederei Star Lauro das Schiff und ließ es in Genua bis 1993 zur Italia Prima umbauen. Danach fuhr das Schiff in Europa und der Karibik meist auf klassischen Routen. Veranstalter wie Neckermann, Festival Cruises, Vivamare, Ambiente, Portuscale und schließlich CMV setzten die alte Lady danach ein. Mit der Pandemie kam dann aber das Ende. FB
Fotos: Frank Behling (Archiv)