Links überspringen

Auf besonderen Pfaden

Mit einem großen Empfang im noblen Londoner Rosewood-Hotel und einem Seminar auf der Silver Cloud inklusive Fahrt unter der legendären Tower Bridge feierte die monegassische Luxusreederei Silversea Cruises den zehnjährigen Geburtstag ihrer Expeditionssparte. Michael Wolf berichtet.


Fotos: Michael Wolf


Im Juni 2008 taufte Prinz Albert von Monaco direkt unterhalb des berühmten Yacht Clubs in Monte-Carlo die nach ihm benannte Prince Albert II (heute Silversea Explorer), die ehemalige World Discoverer. Silversea-Inhaber Manfredi Lefebvre d’Ovidio hatte nicht lange gezögert, als er damals hörte, dass dieses Schiff zu verkaufen war, denn es gab keine disponiblen Schiffe auf dem Markt.

Mit einem millionenschweren Umbau in Singapur und Triest wurde es dann für seine neue Rolle vorbereitet. Damit war der Grundstein für den Expeditionsbereich von Silversea Cruises gelegt.Manfredi Lefebvre d’Ovidio bei seiner Ansprache: „Jeder hat damals gesagt: Luxus und Expedition passen nicht zusammen. Wir haben gesagt: Why not? Wir wollten die erste Cruise Line mit Expeditionsschiffen im Luxusbereich werden.“
Aber so richtige Erfahrung im Expeditionsmarkt hatten zu der Zeit nur wenige Personen in der Reederei. Am Anfang musste also bisweilen improvisiert werden.

Conrad Combrink, Leiter des Expeditions-Departments, konnte dazu einige amüsante Anekdoten beitragen. „Bei unserer ersten Fahrt hatten wir den Bedarf an Sprit für die Zodiacs falsch berechnet. Mitten in der Arktis trafen wir auf ein kleines Expeditionsschiff. Nach einem kurzen Telefonat zwischen den beiden Kapitänen vereinbarten wir einen Tausch: Wir lieferten Champagnerkisten und bekam dafür Zodiac-Sprit. Wie wir hörten, wurde dann zum ersten Mal auf diesem Schiff Champagner serviert. In einem späteren Jahr gelang es uns als einzigem Schiff durch die Nordwestpassage zu kommen, dank eines zufällig anwesenden kanadischen Eisbrechers, der uns den Weg frei machte. Sonst hätten wir umkehren müssen. Wir hatten Glück.“

Launig berichtete der Südafrikaner von der manchmal mühevollen Arbeit, neue Destinationen und authentische Erlebnisse für die Gäste zu entdecken. „Wir möchten vor allem Kulturen vermitteln“, sagt er. Das kann die Anwesenheit bei einer Voodoo-Zeremonie in Togo sein, ein lachsfangender Bär in Alaska oder die Beobachtung von Gorillas. Und auch, so banal es klingt, das Toiletten Scouting gehört zu unserer Arbeit.Mit beeindruckenden Zahlen konnte das Team aufwarten: Seit der Gründung vor zehn Jahren legten die Expeditionsschiffe 1,880,846 km zurück, das entspricht einer 47-fachen Erdumrundung auf Äquator-Ebene. Dabei wurden 129 Länder besucht und 11960 mal Häfen angelaufen oder Anlandungen durchgeführt. Die Schiffe fuhren 450 Tage in der Antarktis mit 188 Tagen in der Drake-Passage und 585 in der Arktis, dazu kommen 1206 Seetage.

Von August bis Oktober 2017 wurde dann die 1994 in Genua gebaute Silver Cloud einem millionenschweren Refit unterworfen, bei dem die Voraussetzungen für Expeditionsfahrten geschaffen wurden (siehe aB Nr. 6/2017).

„Mit der Silver Cloud können wir schneller fahren und so die Touren kürzer machen für die Gäste, die weniger Zeit haben.“Einen großen Wissensvorsprung für die Gäste verspricht sich Manfredi Lefebvre d’Ovidio von der wissenschaftlich geprägten Zusammenarbeit zwischen Silversea Cruises und der britischen Royal Geographical Society (RGS). Diese Gelehrtengesellschaft wurde 1830 in London gegründet und hat sich die Förderung von Forschung und Lehre im geographischen Bereich auf die Fahnen geschrieben. So wurden im Laufe der Zeit Expeditionen bedeutender Forscher und Entdecker wie Robert Falcon Scott, Ernest Shackleton in der Antarktis und David Livingstone oder Richard Francis Burton in Afrika unterstützt. Die Gesellschaft verfügt eine Sammlung von mehr als zwei Millionen Dokumenten und Gegenständen aus dem geographischen Bereich. Einige der besonderen Schätze hatte Alasdai Mac Leod von der RGS zu dem Silversea-Expeditions-Event mitgebracht wie den von David Livingstone benutzten Kompass, als er 1866 von Sansibar aus auf der Suche nach der Quelle des Nils war. Sicherlich noch wertvoller auch der private Taschen-Sextant, den Charles Darwin auf der Reise mit der legendären Beagle auf den Galapagosinseln verwendete.

Marketingchefin Barbara Muckermann: „Eine interessante Nebenerscheinung unserer Expeditionsfahrten ist, dass auf den Galapagosfahrten viele First Cruiser buchen, die dann auf unsere anderen Schiffe später übergehen.“

Auf der kurzen Eventfahrt von London nach Dublin (mit der spektakulären Passage unter der Tower Bridge und einer Vorbeifahrt an der renovierten und verlängerten Silver Spirit in Greenwich) konnten die Gäste auch von einer weiteren Kooperation der Reederei profitieren: Mitarbeiter von ORCA, einer in England beheimateten Organisation zum Schutz des marinen Lebens, zeigten ihnen die besten Möglichkeiten zum Beobachten von Walen oder Delfinen direkt vom ganz nah am Wasser liegenden Vorder-Arbeitsdeck. Nach dem Umbau der Silver Cloud zum Expeditionsschiff war hier die Möglichkeit geschaffen worden, zu bestimmten Zeiten Passagieren den Zugang zu gestatten.