Der mittlere Rhein zwischen Loreley und Drachenfels zieht seit Jahrhunderten Schiffstouristen an. Peggy Günther geht dem Mythos an Bord der RHEIN SYMPHONIE auf den Grund.
Mit dem Sonnenuntergang im Rücken fahren die kleinen Barkassen in Richtung Dunkelheit. Der Loreleyfelsen erhebt sich im roten Schein bengalischer Fackeln gespenstisch in die laue Sommernacht. Auf dem Rhein formieren sich mehr als 40 Schiffe, viele geschmückt mit roten Lichterketten, ebenso wie die Häuser am Ufer. Es herrscht gespannte Vorfreude auf den Außendecks. Um 21:30 Uhr versinken die historischen Gebäude von Oberwesel plötzlich in der Dunkelheit. Böllerschüsse ertönen und die Stimme der Weinhexe hallt zwischen den Bergen wieder. Dann beginnt das halbstündige Feuerwerk. Die Passagiere der RHEIN SYMPHONIE sind begeistert – besser kann eine Flusskreuzfahrt auf dem Rhein nicht beginnen.
Erst am Tag zuvor waren sie in Köln eingestiegen und Kreuzfahrtdirektor Carsten Münnichow hatte sich mit den Worten vorgestellt: „Kennen Sie die Fernsehserie ‚Das Traumschiff‘? Ich bin Ihre Beatrice.“ Nach diesem Startschuss für eine gute Urlaubsstimmung setzt Münnichow gleich noch eine englische Begrüßung hinterher. Auf unserer soliden Mittelrheinkreuzfahrt gibt es nämlich Gäste, die weiter gereist nicht hätten sein können – eine Gruppe Freundinnen, von denen drei in Australien leben. Die vierte im Bund kommt aus Deutschland und hat die Reise organisiert. „Wir haben uns in den 70er-Jahren in Papua-Neuguinea kennengelernt, als unsere Männer Entwicklungsarbeit leisteten“, verrät sie und setzt dazu: „Das war eine aufregende Zeit. Ich würde es immer wieder tun.“
Schnell ist das Flussschiff erkundet: Die ehemalige VIKING HELVETIA punktet mit einer gemütlichen kleinen Bibliothek und Kabinen mit französischen Balkonen auf dem Oberdeck, die Kabinen bieten ausreichend Stauraum und sind zweckmäßig eingerichtet. Kreuzfahrdirektor Münnichow verrät, dass internationale Gäste nicht mehr die Ausnahme sind bei nicko cruises. Die Reederei arbeite inzwischen auch mit ausländischen Agenturen zusammen. Außerdem sinke das Durchschnittsalter langsam, allerdings nicht auf Reisen mit Haustürabholung. Dank einer derart bequemen Anreise trauen sich auf dieser Reise auch 17 Alleinreisende auf den Fluss, für sie gibt es einen Kennenlerncocktail. Meine 78-jährige Tischnachbarin gönnt sich zum ersten Mal eine Solo-Flussreise und raunt beim ersten Frühstück: „Gestern Abend war sogar das Bett aufgeschlagen. Hoffentlich machen die die Kabine jetzt nicht wieder so piekfein.“ So viel Service sei ihr unangenehm, da sie doch immer diejenige gewesen sei, die für ihre Familie all das gemacht habe. Doch auch sie lernt, den guten Service an Bord ein wenig zu genießen….
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