Er gilt als der Macher der großen Kreuzfahrtschiffe. Nun endet seine Ära auf der Werft in Papenburg. Zum Jahreswechsel tritt Bernard Meyer aus der Geschäftsführung der Meyer Werft in Papenburg ab. Damit geht der Mann von der Brücke, der die Werft im Emsland zu einem der führenden Schiffbauunternehmen gemacht hat.
Die Entscheidung kündigte Bernard Meyer in der Unternehmszeitschrift „Kiek ut“ im Dezember an. Meyer hatte zuvor bereits den Weg frei gemacht, damit das in einer schweren Krise steckende Unternehmen eine Perspektive bekommt. Um eine drohende Insolvenz des Standorts in Papenburg abzuwenden, war der Bund mit 400 Millionen Euro eingestiegen und hatte so die Verbindlichkeiten von 2,6 Milliarden abgesichert. Der Einstieg ist zunächst für drei Jahre zeitlich befristet. Bis 2027 soll die Werft umstrukturiert und wieder profitabel gemacht werden.
Die Familie Meyer ist weiterhin zu 20 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Im operativen Geschäft will Bernard Meyer aber nicht mehr antreten. Er hatte die Werft 1982 in siebter Generation übernommen. Dabei erkannte er die Chancen im damals noch als Nischenprodukt gehandelten Kreuzfahrtgeschäft. Während die großen deutschen Werften in Emden, Bremen, Hamburg und Kiel voll auf Containerschiffe setzten und Docks mit immer größeren Frachtern füllten, wandelte Bernard Meyer ab Mitte der 80er Jahre das mittelständische Unternehmen in eine Werft für „weiße Schiffe“ um. Erst wurden große Serien an Fähr- und Passagierschiffen für Indonesien aber auch Gastanker und Viehtransporter an der Ems gebaut.
1985 lief mit der Homeric noch am alten Standort in der Innenstadt von Papenburg das erste Kreuzfahrtschiff vom Stapel. Es war der Start in die neue Ära. 1987 wurde das erste Baudock mit Halle in Betrieb genommen und der Serienbau von Kreuzfahrtschiffen begonnen. Zunächst war die griechische Reederei Chandris, die später zu Celebrity wurde, der Hauptkunde. Die Kreuzfahrtschiffe Horizon, Zenith, Mercury, Century und Galaxy wurden erfolgreich gebaut. Dann folgten in rascher Folge die Reedereien NCL, P&O, Star Cruises, Royal Caribbean Cruises und schließlich auch 2004 AIDA Cruises.
Die Übergabe der Führung der Werften-Gruppe mit den Standorten in Papenburg, Rostock und Turku hatte Bernard Meyer bereits geplant. Die Söhne Jan und Tim Meyer waren in den vergangenen Jahren in den Standorten Papenburg und Turku ins Geschäft eingeführt worden. Doch die Krise mit den bekannten Liquiditätsproblemen bei gleichzeitig ungünstigen Rahmenbedingungen am Standort Deutschland verschärften 2023 und 2024 die Lage der Werft am Standort Papenburg.
Geführt wird die Meyer Werft am Standort Papenburg seit Dezember von einem Team um Bernd Eikens und Ralf Schmitz. Die Standorte in Rostock und Turku sind bislang nicht von den Problemen betroffen. FB
Foto: Frank Behling