Beim Schutz der Umwelt sind Neuseeländer und Australier traditionell weit vorn. Für das Befahren der Gewässer des Landes im Südpazifik galten schon jeher hohe Standards. Neben Müll, Abwasser und Ballastwasser gelten seit Mai 2018 in Neuseeland auch strenge Vorschiffen für die Rümpfe der Kreuzfahrtschiffe. Die Folge sind Einlaufverbote für Schiffe mit ungereinigten Rümpfen.
Innerhalb weniger Tage traf es die Kreuzfahrtschiffe Queen Elizabeth (Cunard), Viking Orion (Viking Cruises), Seven Seas Explorer (Regent Seven Seas Cruises) und die Coral Princess von Princess Cruises. Die Schiffe hattten Fahrten ins Fiordland der Südinsel mit dem Milford Sound geplant.
Für dieses Schutzgebiet müssen gemäß der Vorgaben der Behörde Biosecurity New Zealand von Reedereien für die Schiffe vor dem Einlaufen in die Schutzgebiete der Südinsel ein Unterwassercheck erfüllt werden.
Die 2018 eingeführte Vorgabe wurde zunächst noch nicht so hart angewendet. Nach der Pandemie hat sich das geändert. Die zuständige Behörde Biosecurity New Zealand verlangt von allen Schiffen, die in das Fiordland einfahren wollen, einen Unterwassercheck des Rumpfes.
Es müssen dabei aktuelle Fotos von den Flächen von Bug bis Heck sowie allen Öffnungen der Seekästen, Pumpen und der Stabilisatoren und Propeller sowie Ruder gemacht werden.



Wenn dort Muscheln, Seepocken oder Algen als Bewuchs entdeckt werden, gibt es keine Erlaubnis zur Einfahrt. Die Biofouling-Regeln setzen auf das in der Seefahrt bereits seit 2013 weltweit geltende Ballastwasserübereinkommen auf. Mit den strengen Ballastwasserregeln soll verhindert werden, dass Lebewesen mit den Schiffen in fremde Biosphären eingeschleppt werden.
Zuvor waren Tiere wie Krabben und Quallen zum teil im Ballastwasser mit den Schiffen um die Welt gereist. Ein Beispiel ist die ab 2006 in der Ostsee aufgetretene Rippenqualle. Sie kam aus Neuengland in Ballasttanks als Blinder Passagier in die Ostsee, aber auch Algenarten oder Muscheln reisten so schon um die Welt.
Die neuseeländischen Biofouling-Standards sehen jetzt vor, dass nicht nur das Wasser in den Ballasttanks gereinigt sein muss, sondern auch die Leitungen und alle Teile des Rumpfes. Bei den abgelehnten Kreuzfahrtschiffen wurden an den Rümpfen zum Teil Muscheln und Seepocken entdeckt.
Paul Hallett, Umweltmanager von Biosecurity New Zealand, wies in Berichten darauf hin, dass Neuseeland seine Anforderungen nicht geändert habe. Vielmehr seien jetzt nach der Pandemie die Kontrollen genauer. Seine Regierungsbehörde verwies darauf, dass 90 Prozent der „Meeresschädlinge“ als Anhaftungen auf Schiffsrümpfen eindringen.

Bis 2020 hätten nur sechs Prozent der in Neuseeland ankommenden Schiffe einen Check auf Biofouling gemacht. „Die aktuellen Biofouling-Standards wurden 2018 eingeführt, und Biosecurity New Zealand engagiert sich in erheblichem Umfang für die Interessengruppen, um Schiffsbetreiber bei der Einhaltung der Biofouling-Anforderungen zu unterstützen“, sagte Hallett. Nach den ersten Kontrollen habe man eine höhere Sensibilisierung bei den Reedereien festgestellt, heißt es.
Wenn Kreuzfahrtschiffe in den Milford Sound und das Fiordland einfahren wollen, müssen sie selbst vorher Belege von Inspektionen bringen. Ein sogenannter „Wet Survey“ ist mit Taucher oder Drohne machbar. Die Untersuchung sollte nicht länger als einen Monat zurückliegen.
Bei den Kreuzfahrtschiffen trifft es besonders die Weltreisen. Für sie ist der malerische Milford Sound und der Anlauf von Dunedin mit der weltbekannten Albatros-Kolonie ein Höhepunkt.
Während der Pandemie hatten viele Kreuzfahrtschiffe lange aufgelegen und dabei große Mengen Bewuchs angesetzt. Die Reinigung des Rumpfes und er Öffnungen kann nur mechanisch in einem Dock oder mit einem Tauchroboter erfolgen.
Neuseeland hat besonders Muscheln, Austern, Blattalgen, Hydroide, Manteltiere, Schwämme, Krabben und Seesterne im Fokus, die am Rumpf ankommender Schiffe haften.
Die nach der Prüfung abgewiesenen Schiffe durften dennoch neuseeländische Häfen anlaufen, wenn sie außerhalb der Schutzgebiete liegen. Dazu gehören Wellington, Lyttelton und Tauranga. FB