Die Kreuzfahrtreedereien sind weiter auf der Suche nach neuen Treibstoffen. Für den klimaneutralen Betrieb der großen Schiffsmotoren prüfen inzwischen alle Reedereien die Umstellung auf Treibstoffe ohne Kohlenstoffanteil. Doch Umstellung auf fossilfreie Treibstoffe ist schwerer als gedacht.
Der Branchenverband CLIA hat auf seinem Europa-Gipfel im März in Genua nun die Politik in der EU um Hilfe aufgefordert. Die Regierungen sollen die Rahmenbedingungen für die Produktion von Kraftstoffen aus erneuerbaren Quellen verbessern.
Für die Kreuzfahrtflotten werden in Europa bis 2025 laut CLIA mindestens 44000 Tonnen Bio-Fuels benötigt. Dabei handelt es sich um nachhaltige Kraftstoffe wie Bio-LNG, e-LNG, Bio-Diesel oder grünes Methanol. Nur mit diesen Mengen seien die Dekarbonisierungsziele bis 2030 zu erreichen. Als erste Reederei hatte 2023 MSC Cruises mit der MSC Euribia eine Reise mit 400 Tonnen Bio-LNG des finnischen Energielieferanten Gasum absolviert. MSC Cruises hat mit Gasum auch eine Absichtserklärung für eine Zusammenarbeit unterzeichnet. Ziel ist es, MSC den Zugang zu synthetischem Flüssiggas (e-LNG) zu sichern, das aus Wasserstoff hergestellt wird.
Ab 2026 plant beispielsweise MSC den Einkauf von mehreren Tausend Tonnen e-LNG. Aktuell liefern die Konzerne aber auch Bio-LNG, dass aus der Landwirtschaft kommt. So setzen norwegische Reedereien beispielsweise auf Treibstoffe, die aus Abfällen der Fischindustrie gewonnen werden. Gasum liefert dieses Bio-LNG aus einer Anlage in Skogen nördlich von Trondheim zur Fernwärme-Erzeugung nach Oslo.
Die neuen Schiffe können zum größten Teil in ihren modernen Motoren auch die e- und Bio-Fuels verbrennen. Aktuell seien weiter 55 Kreuzfahrtschiffe bei den Werften in den Orderbüchern. Die meisten Neubauten bekommen schon neue Motoren, die auch für den Dual-Fuel-Betrieb von unterschiedlichen Treibstoff-Sorten geeignet seien.
Die neuen Schiffe seien außerdem wesentlich energieeffizienter und sparsamer als die ältere Tonnage. Die Branche habe das Ziel, bis 2050 die Zielmarke von Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Neben der Kreuzfahrt arbeiten auch die großen Containerreedereien wie MSC, Maersk und Hapag-Lloyd an neuen Antriebs- und Treibstoffarten. In Hamburg wurde am Osterwochenende mit der Ane Maersk das größte Containerschiff der Welt mit Bio-Methanol als Treibstoff präsentiert.
Die rund 60000 Frachter, Tanker und Containerschiffe der Welthandelsflotte benötigen aktuell noch Menge von rund 200 Millionen Tonnen Treibstoff pro Jahr. Der größte Anteil ist dabei konventionelles Schweröl. FB
Die Tanker „Coralius“ und „Optimus“ beliefern die Kreuzfahrer „MSC Euribia“ und „AIDAnova“ in Kiel. Fotos: Frank Behling