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Brennstart für emissionsfreie Scandlines-Fähre in der Türkei

2024 in Fahrt kommen soll die im November letzten Jahres von der deutsch-dänischen Fährreederei Scandlines bei der türkischen Cemre-Werft bestellte emissionsfreie Frachtfähre. 

Am 4. April fand dort der erste Stahlschnitt für den  Neubau statt, der auf der als Vogelfluglinie bekannten Traditionsroute Puttgarden-Rødby die nächste Schiffsgeneration einleiten soll.

 „Damit hat der Bau der Fähre begonnen. Vor uns liegt ein spannender Prozess mit vielen Meilensteinen“, konstatierte Scandlines-COO Michael Guldmann Petersen bei der in kleinem Kreis zelebrierten Brennstart-Zeremonie. Da das Frachtgeschäft des Unternehmens derzeit wachse, freue man sich sehr auf die Indienststellung der neuen Fähre. 

Allein im vergangenen Jahr habe die Zahl der beförderten Frachteinheiten um 12 Prozent zugenommen. Mit seiner Kapazität von 66 Frachteinheiten werde der Neubau die aktuelle Kapazität um 23 Prozent erhöhen. 

Bei einer Überfahrtszeit von gut einer Stunde wäre die Fähre, deren Dienstgeschwindigkeit mit 10 kn angegeben wird, emissionsfrei zu betreiben. Sie kann auch im Hybridbetrieb eingesetzt werden, so wie auch jetzt schon die von Scandlines auf den Strecken zwischen Deutschland und Dänemark eingesetzten Fähren. Im Hybridbetrieb würde die Überfahrtszeit auf der 18,5 km langen Vogelfluglinie 45 Minuten betragen. Auf diese Weise kann die Fähre auch als Ersatzfähre eingesetzt werden, wenn eine der vier Doppelendfähren, die derzeit auf der Strecke Puttgarden-Rødby unterwegs sind, ihre Werftzeit absolviert.

Foto: Scandlines

So wie bei den Fähren auf der Route Rostock-Gedser können sowohl auf dem oberen als auch auf dem unteren Deck Lkws befördert werden. Das bedeutet, dass Fährbett 1 in Puttgarden und Fährbett 3 in Rødby so umgebaut werden müssen, dass auch das obere Fahrzeugdeck mit Lkws beladen werden kann. Gleichzeitig wird im Terminal von Puttgarden ein neuer Bereich für Lkws geschaffen.

Mit der emissionsfreien Fähre macht die Reederei nach der Implementierung des Hybrid-Systems jetzt einen weiteren Schritt auf ihrer „grünen Reise“ zur  klimaneutralen Schifffahrt.

Die Fähre wird zunächst ausschließlich in Rødby in Dänemark aufgeladen. Schon im Jahr 2019 hatte Scandlines in ein Stromkabel mit 50 kV / 25 MW zum Færgevej in Rødbyhavn investiert. Dieses Kabel wird nun bis zu den Fährbetten verlängert, wo ein Transformator und eine Ladestation installiert werden. Auf Sicht ist geplant, auch in Puttgarden laden zu können, sobald eine gute Lösung für den Einkauf grüner Energie gefunden wird.

Der modulare Aufbau der 147,4 m langen, 25,4 m breiten und 5,30 m tiefgehenden Doppelend-Fähre, die 140 Passagiere und auf zwei Decks mit 1200 Lademeter 66 Frachteinheiten befördern kann, ermöglicht ihre spätere Anpassung, sodass sie dann auch Pkws mitnehmen kann. 

Scandlines verspricht sich davon maximale Flexibilität, sowohl im Hinblick auf die künftige Technologie als auch im Hinblick auf den Bedarf.

Der von der norwegischen LMG Marine A.S  als angeblich „größte Hybridfähre der Welt“ entworfene Neubau wird mit einem flüssigkeitsgekühltem 10 MWh-Lithium-Ionen-Batterie-Energiespeichersystem (BESS) von Leclanché ausgerüstet, das von den europäischen Werken des Herstellers zugeliefert wird. Es soll die neusten schnell aufladbaren 65-Ah-Batteriezellen aus eigener deutscher Produktion mit einer garantierten Lebensdauer von 10 Jahren  enthalten. Das modulare und skalierbare BESS verwendet eine hochredundante Architektur mit 48 Batteriesträngen, die auf acht Schaltschränke verteilt sind. Die Auslieferung des mit max. 864 Volt arbeitenden Systems an die Werft soll im Januar 2023 beginnen. JPM