Ursprünglich sollte die Infahrtsetzung bereits Anfang dieses Jahres erfolgen. Am 13. Juni fand im polnischen Kozle der Brennstart für den vom der AG Reederei Norden Frisia in den Niederlanden bestellten ersten unter deutscher Flagge in Fahrt kommenden rein elektrischen Katamaran statt. Der für bis zu 150 Gäste ausgelegte Neubau wird in Aluminiumbauweise erstellt und soll im Juni nächsten Jahres zwischen Norddeich und Norderney eingesetzt werden.
Der 32,3 m lange Kasko wird in drei Teilen von der niederländischen Damen Shipyards Group an ihrem Standort Kozle erstellt und anschließend am Standort Gorinchem (NL) zusammengefügt. Die Überführung per LKW in die Niederlande ist für Ende Oktober 2023 geplant. Kozle ist einer von 36 internationalen Standorten der Damen-Werftgruppe die auf den Bau von Schiffen unter anderem aus Aluminium, effiziente Ressourcennutzung und neue Zero-Emission-Marinesysteme spezialisiert ist.
Die Propulsion des Neubaus, Zuladung mit 11250 kg angegeben wird, erfolgt durch zwei von Elektromotoren angetriebene Propeller (je 600 kW), die für eine maximale Geschwindigkeit von 19 kn sorgen sollen. Zur Verbesserung der Manövrierfähigkeit kommen zwei Bugstrahlruder à 75kW zum Einbau.
Der E-Kat ist Teil des umfassenden Nachhaltigkeitskonzepts der AG Reederei Norden-Frisia. „Mit dem E-Kat werden wir die Fahrzeit zwischen Norddeich und Norderney fast halbieren und dabei keinen CO2 -Ausstoß verursachen. „Unser langfristiges Ziel ist es, einen geschlossenen Kreislauf aus Stromproduktion und Stromverbrauch zu schaffen“, so Reedereivorstand Carl-Ulfert Stegmann.
Maßnahmen für eine autarke Energiegewinnung befinden sich in der Umsetzung.
Erste mit Photovoltaikanlagen überdachte Parkflächen in Norddeich sind bereits
fertiggestellt. Alle weiteren Gebäude des Unternehmens werden ebenfalls auf ihre
Eignung geprüft und mit PV-Anlagen ausgestattet.
Ein Projekt zur Zweitverwertung von Altbatterien aus Elektroautos als Pufferspeicher für den Solarstrom befindet sich in der Realisierungsphase. Das neue Schnellfähre wurde nach Vorgaben der Reederei Norden-Frisia speziell für den Einsatz im ostfriesischen Wattenmeer konzipiert. „Aufgrund der Bauweise hat der E-Kat einen Tiefgang von nur 1,2 Metern und kann die Insel so auch bei niedrigen Wasserständen schnell erreichen“, sagt Kapitän Stephan Ulrichs, der seitens der AG Reederei Norden-Frisia zusammen mit Maschinist Okko Hojer die Bauaufsicht führt.
„Der E-Kat erzeugt während des Betriebs keine CO2-Emissionen und auch das
Laden mit unserem über Solardächer gewonnenen Strom ist CO2-neutral. Damit
setzen wir voll auf die autarke Energieerzeugung vor Ort – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen Schiffsflotte“, erläutert Michael Garrelts, technischer Inspektor bei der Norden-Frisia.
Die Überfahrt mit dem E-Kat über die 11 km Distanz nach Norderney wird nur 30 Minuten bewältigt. In Norddeich wieder angekommen, wird das Schiff in rund 28 Minuten beladen und kann anschließend seine nächste Überfahrt zur Insel beginnen. Geplant ist, den Neubau in der Hauptsaison einzusetzen und bis zu achtmal am Tag die Insel Norderney
anzusteuern. JPM