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Brennstoffzellen-Werk in Kiel

Foto: Frank Behling

Das neue Fertigungszentrum für Brennstoffzellen soll in Kiel im Sommer seinen Betrieb aufnehmen. Die Anlage ist Teil eines Expansionsprogramms der Werft ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Die neue Fertigung soll die Werften der TKMS-Gruppe unabhängiger von Zulieferern wie Siemens machen.

Neben den U-Booten sollen die in Kiel produzierten Brennstoffzellen auch in zivilen Projekten zum Einsatz kommen. Die Werft prüft einen Einsatz der Kieler Brennstoffzellen für Flusskreuzfahrer. Diese Schiffe eignen sich besonders gut, da die hier erforderlichen Leistungsmengen nicht so groß wie bei Hochseeschiffen sind.

Die Werft hat dabei ein Konzept entwickelt, das den Einsatz der Brennstoffzellen in Kombination mit einem Reformer und Batterien geworden. So sind pro Flussschiff in einem Entwurf sechs Brennstoffzellen mit einer Leistung von je 100 Kilowatt Leistung geplant.

Mit 600 Kilowatt könnte beispielsweise bei einem Longship-Typ von Viking River Cruises bereits der gesamte Strom während der Hafenliegezeit erzeugt werden. Die Longships haben derzeit für die Stromerzeugung an Bord vier Caterpillar-Dieselgeneratoren. Dabei sind je zwei Diesel mit 383 Kilowatt für die Stromerzeugung in den Häfen im Einsatz, während die Fahrmotoren jeweils 994 Kilowatt Leistung liefern.


Longships von Viking, Fotos: Frank Behling


Das Konzept der Kieler Werft sieht den Einbau modularer Pakete in Flussschiffe vor, die je nach Schiffstyp zusammengestellt werden. Weitere Zielgruppen für die Brennstoffzellen aus Kiel sind Arbeitsschiffe, Hafenfähren und autonome Systeme. Die Brennstoffzellen-Konzepte haben sich im Marineschiffbau bei über 20 U-Booten bereits bewährt.

Die größte deutsche Werft bietet dabei ihr Know-how als Systemintegrator an. „Hier profitieren wir von unserer Erfahrung im Marineschiffbau“, so Werftvorstand Oliver Burkhard. Die U-Bootbrennstoffzelle ist inzwischen in Kiel Standard und wird weiter optimiert.

In Kiel investiert die Werft fast 250 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Fertigung für U-Boote und die Brennstoffzellen. Darüber hinaus ist die Werft seit dem Herbst Eigentümerin des Werftstandorts Wismar der MV Werften.


Foto: Frank Behling

Am Standort in Wismar arbeitet die Werft mit der Meyer Werft an der Fertigstellung des Kreuzfahrtschiffes Global Dream. TKMS unterstütze dabei die Meyer Werft, die bei dem Projekt Global Dream die Federführung habe. „Der Bau von Kreuzfahrtschiffen ist für uns kein Thema“, so Burkhard. Die Kooperation mit Teilen der Branche aber schon.

Im Kreuzfahrtsektor wird die Brennstoffzelle immer wichtiger. Die neue MSC World Europa hat bereits einen Demonstrator an Bord. Die AIDAnova ist ebenfalls mit einer Brennstoffzelle unterwegs und sammelt erste Erfahrungen. 2024 sollen weitere Projekte mit Brennstoffzellen folgen.

Für den Antrieb eignen sich die Brennstoffzellen bislang aber nur bei Schiffen im Hafenbereich oder im militärischen Sektor, wenn die zu bewegende Masse nicht zu groß wird. Bei U-Booten waren Brennstoffzellen deshalb bereits vor 30 Jahren eingebaut worden. Ein U-Boot mit 2000 Tonnen Verdrängung bewegt sich auf Schleichfahrt sehr leise und langsam. Bei einem Kampfschiff mit 10000 Tonnen Verdrängung und ständig wechselnden Fahrtstufen setzen Militärs auch weiterhin auf Dieselmotoren oder Gasturbinen mit entsprechenden Leistungsreserven für die schnelle Beschleunigung. FB