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Buffet geschlossen

Die Planungen für den Neustart der Kreuzfahrt laufen auf Hochtouren. Wie schnell die komplett stillgelegten Flotten wieder reaktivieren lassen, ist noch unklar. Fest steht aber eins: Corona wird die Seereise verändern. Das Bordleben wird luftiger, die Seereise wird wieder entspannter. Und: Das liebgewonnene Buffet hat unter Covid-19-Vorgaben auf absehbare Zeit ausgedient.

Wie die Kreuzfahrt in Zukunft aussehen wird, konnten die Passagiere der letzten Fahrt der Color Magic am 14. März bereits erleben. Das Buffet-Restaurant wurde zu einem A-la-Carte-Restaurant umgestaltet, jeder Passagier bekam einen festen Sitzplatz, einen persönlichen Hol-Bring-Service und viel Platz.

Inzwischen arbeiten alle Reedereien an Konzepten für den Neustart unter Corona-Bedingungen. Der asiatische Anbieter Dream Cruises ist dabei bereits sehr weit. Nachdem die World Dream im Januar in Hongkong durch Corona-Fälle unter Quarantäne kam, hat die Reederei ihre Erfahrungen bereits in ein stringentes Programm auf den Neustart vorbereitet.

Die Veränderungen fangen bei Dream Cruises beim automatischen Temperatur-Screening aller Passagiere schon beim Betreten des Schiffes an. Die Änderungen ziehen sich wie roter Faden bis in die Restaurants. War bisher das Erscheinen in Badehose und Bikini bei Tisch eine Sünde, so wird es jetzt das Erscheinen ohne Desinfektion sein. Auch ein spontanes und individuelles Erscheinen ohne Reservierung und Desinfektion ist in Zukunft tabu.

Was Gentings Dream Cruises in Asien ist, ist in Deutschland der Reisekonzern TUI. Für die Kreuzfahrttochter TUI Cruises gibt es auch bereits einen Plan für den Neustart. Wie TUI-Chef Friedrich Joussen bei einer Präsentation der Quartalsbilanz am 13. Mai verkündete, werde ein Neustart bei der TUI-Flotte im Sommer angepeilt.

Zunächst seien ausschließlich Reisen von deutschen Häfen und ohne Landgang in ausländischen Häfen denkbar. Maximal 1000 statt 2800 Passagiere sollen an Bord. Die Hälfte der Kabinen soll leer bleiben und das Buffet-Restaurant Ankelmanns-Platz wird zum Bedienrestaurant.

Buffet-Restaurants wird es auf absehbare Zeit wohl auf keinem Schiff unter den Regeln des Infektionsschutzes geben. Der Weg von der Zubereitung der Mahlzeit zum Gast wird zukünftig „gekapselt“ erfolgen, so ist aus der Szene zu hören. Die Gerichte werden in den Küchen unter strengen Bedingungen zubereitet und nach der Bestellung direkt durch Personal an die Sitzplätze gebracht.

Um lange Wartezeiten in Restaurants zu vermeiden werden die Service-Konzepte überarbeitet. Für Auswahl und Bestellung sind zukünftig auch digitale Wege geplant. Tablets oder leicht zu desinfizierende Touch-Displays in den Restaurants sollen der Crew die Arbeit bei der Aufnahme der Gäste-Wünsche erleichtern. Sogar Systeme mit Spracherkennung seien für die Restaurants denkbar, heißt es.

2019 hat MSC mit „Zoe“ auf der MSC Grandiosa bereits Erfahrungen mit Sprachassistenzsystemen gemacht. In sieben Sprachen kann das System von Passagieren Bestellungen und Anweisungen aufnehmen. Ob dabei auch die Feinheiten der französischen Küche genau erkannt und an die Küche übermittelt werden können, müssen Praxistests zeigen.

Und die Größe? Restaurants und Theater mit 800 bis 1000 Sitzplätzen wird es ebenfalls nicht mehr geben. Auf allen Schiffen werden Pläne für die „Auflockerung“ der Sitzordnung in den Restaurants getroffen. Das Einhalten der Abstände ist wichtig. Maßstab sind die Vorgaben für die Eröffnung der Hotels und Restaurants an Land.  

Umstellen muss sich der Gast auch bei der Tischzeit. Die Grüppchenbildung der Passagiere vor den Restaurant-Eingängen mit dem Ziel der besten Platz-Sicherung bei Öffnung ist zukünftig überflüssig. Der Passagier kann sich seinen Platz und Tisch entweder über eine App am Smartphone oder über das interaktive Bord-System am Fernseher in der Kabine reservieren. Die feste Bestellung von Tisch und Tischzeit beim Check-in ist ebenfalls eine Perspektive.

Um ein Infektionsrisiko oder einen Ausbruch von Covid-19 auf einem Schiff zu verhindern, wird es eine Fülle an Maßnahmen geben. Die bislang nur am Restaurant-Eingang stehenden Spender mit Desinfektionsmitteln werden zukünftig an allen Treppenhäusern, Fahrstühlen und den Treffpunkten wie Lobby, Lounges, Atrien und Theater zu sehen sein.

Hygiene und Gesundheit sind zukünftig die neuen Voraussetzungen für die Seereise. Im Fokus der Infektionsschützer sind auch die Umluft- und Klimaanlagen. Seit es Anzeichen zur Übertragung der Covid-19-Infektion durch feine Tröpfchen in der Luft gibt, sind auch die Lüftungsanlagen auf dem Prüfstand. Die Nachrüstung mit Desinfektions-Technologie ist auch hier in Vorbereitung.

Ein wichtiger Baustein ist der Mensch. Dream Cruises hat deshalb bereits angekündigt, dass Passagiere ab dem 70. Lebensjahr zukünftig eine Bescheinigung ihres Hausarztes zur Reisefähigkeit beim Check-in im Terminal vorlegen müssen. Die Gesundheit ist zukünftig das entscheidende Kriterium, um überhaupt ein Kreuzfahrtschiff betreten zu dürfen.

Das Thema Gesundheit spielt auch in Deutschland für Kreuzfahrtpassagiere eine wichtige Rolle. „Die Corona-Krise wird auf das Thema Gesundheit beim Check-in im Terminal eine ähnliche Auswirkung haben wie die Anschläge vom 11. September 2001 auf die Sicherheit“, sagt Jens-Broder Knudsen von der deutschen Agentur Sartori & Berger. FB

Text: Frank Behling, Foto: enapress.com