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Celebrity als Vorreiter der Gleichberechtigung

Tradition und Aberglaube gehören in kaum einem anderen Berufsumfeld zu eng zusammen wie in der Seefahrt. Angefangen von Unglückszahlen wie der 13 über die Farbe Grün bei Socken bis hin zu der Behauptung, dass Frauen an Bord Unglück bringen sollen. Die Tatsache, dass die Costa Concordia an einem Freitag dem 13. havarierte, hat alte Hardliner nur bestätigt. Ganz vorn im Kampf gegen Vorurteile sind die Kreuzfahrtreedereien. So hat das Thema Vielfalt und Gleichberechtigung die Reederei Celebrity Cruises auf die Fahne geschrieben.

„Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen, deshalb ist es auch nur natürlich, wenn wir hier an Bord mehr Frauen haben“, sagt Lisa Lutoff-Perlo, Präsidentin bei Celebrity Cruises. Die 64-jährige Managerin kam 2012 zu der Premium-Marke aus Miami. Das Thema Gleichberechtigung sei ihr eine Herzensangelegenheit, lässt sie wissen.

„Als ich hier startete, waren zwei Prozent des Personals auf der Brücke Frauen“, berichtet sie. Der Grund lag auf der Hand. Die Celebrity Cruises ist aus der griechischen Reederei Chandris hervorgegangen. Eine sehr innovative, aber auch sehr traditionelle Reederei.

Bei der Übergabe der CELEBRITY BEYOND
in St. Nazaire, Foto: enapress.com

Eine ihrer ersten Entscheidungen sei deshalb die Anwerbung von weiblichen Führungskräften mit nautischen Patenten gewesen, erklärt Lutoff-Perlo. Dabei stieß sie auf Kate McCue.

Die in Kalifornien geborene Nautikerin hatte ihr Studium an der California State Maritime Academy absolviert. Die Seefahrt hatte sie als Kind mit ihren Eltern auf Kreuzfahrten kennengelernt. „Da war dann natürlich das ‚Love Boat‘, das gehört einfach dazu“, erzählt McCue. Die US-Serie „Love Boat“ mit dem Kreuzfahrtschiff Pacific Princess lief von 1977 bis 1986 und war auch das Vorbild für die deutsche Fernsehserie „Das Traumschiff“.

Kate McCue startete 1999 ihre Karriere nach dem Studium in der Fahrt bei Chiquita mit Containerschiffen zwischen Mittelamerika und Kalifornien, später wechselte sie zu Maersk Sealand und schließlich nach einer Zwischenstation bei Disney kam sie 2003 zur Royal Caribbean Cruise Line. 2009 absolvierte sie dann am Maritime Institute of Technology in Baltimore das Studium mit der Befähigung zum Kapitän auf großer Fahrt.

Dann ging es rasant weiter. „Die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff ist eine tolle Chance um Karriere zu machen, auch als Frau“, sagte sie in Rückbetrachtung. Angesichts der Vielfalt der Nationen in der Crew könne man hier sich ganz anders bewähren als bei Berufen an Land.

Celebrity-Präsidentin & CEO Lisa Lutoff-Perlo und Kapitänin Kate McCue bei der Pressekonferenz an Bord.
Foto: Frank Behling

Nachdem Lisa Luthoff-Perlo sie 2015 zu Celebrity Cruises holte, konnte sie weiter aufsteigen. Sie bekam das Kommando über die Celebrity Summit und 2018 dann schließlich das Kommando über den Neubau Celebrity Edge. Dort stellte sie die erste komplette Brückenbesatzung aus Frauen zusammen.

Die Wirkung war zu spüren. „Es gibt viele Frauen, die sich bewerben“, so McCue. Als sie die Celebrity Beyond übernahm, hatte sie die nächste Stufe erreicht. Die größere Schwester der Celebrity Edge fährt Kate McCue in den Sommer 2022.

„Wir haben auf der Brücke der Celebrity Beyond jetzt einen Anteil von 70 Prozent Frauen“, berichtet sie bei der Einführungsfahrt im Englischen Kanal. Das Ziel sei in der ganzen Flotte eine Quote von 50 Prozent. Für die Celebrity-Flotte sind insgesamt über 200 nautische Offiziere im Einsatz.

Wichtig ist aber das Erlebnis der Seefahrt. Deshalb steht auch bei Kate McCue die Ausbildung im Fokus. Die Manöver zum An- und Ablegen sind für die 44-Jährige zwar Chefsache, doch die Einbindung im Team ist ein wichtiger Faktor. Bei den Manövern erklärt sie alle Schritte im Team.

Man sei da auf einem sehr guten Weg, so Kate McCue. Der Weg ist aber noch lang. Gerade mal zwei Prozent der weltweit 774000 Offiziere auf Seeschiffen sind weiblich. Die Kreuzfahrtreedereien aus Westeuropa und den USA sind im Moment die Vorreiter bei der Gleichberechtigung auf See.

In Asien sieht es dagegen weiter düster für Frauen aus. An den großen Seefahrtsschulen sind Frauen die absolute Ausnahme. So dürfen in China Frauen bislang nur an einer Hochschule in Shanghai Nautik studieren. Dabei müssen weibliche Bewerber an der Shanghai Maritime University außerdem in derselben Studienzeit neben dem Nautik-Studium auch das Studium des Schiffsmanagement absolvieren.

Der Aberglaube hat aber auch bei Kate McCue weiter seine Bedeutung. So gibt es auch auf ihrem neuen Schiff kein Deck 13. Auch sonst ist diese bei Seeleuten unbeliebte Zahl auf der Celebrity Beyond selten zu finden. FB