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„Chance für Deutschland“

Gemeinsamer Einsatz für maritimen Nachwuchs und nachhaltiges Schiffsrecycling

Sie verfolgen die gleichen Ziele und wollen zu deren Erreichung jetzt ihre Kräfte bündeln: Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung werden der Deutsche Nautische Verein von 1868 (DNV) und das Maritime Cluster Norddeutschland (MCN) künftig zusammenarbeiten. Erste gemeinsame Aktivitäten sind bereits im Bereich im Bereich der Nachwuchsgewinnung für die maritimen Branche und des nachhaltigen Schiffsrecyclings aufgenommen worden, weitere befinden sich im Planungsstadium.

Kapitän Matthias Imrecke, Foto: Jens Meyer

„Nachwuchs im nautischen Bereich zu finden, wird immer schwieriger – sowohl für den Primärmarkt, also für die Besetzung aller Positionen an Bord, als auch für den Sekundärmarkt“, konstatiert Kapitän Matthias Imrecke, stellvertretender DNV-Vorstandsvorsitzender. „Unsere Mitgliedsunternehmen berichten immer wieder über die Herausforderung, Nachwuchskräfte zu finden“, ergänzt Katrin Caldwell, stellvertretende MCN-Geschäftsführerin.

Imrecke: „Über das Personalthema hinaus gibt es weitere Themenfelder, die wir gemeinschaftlich angehen. So haben wir beispielsweise kürzlich mit der MCN-Geschäftsstelle in Niedersachsen ein gemeinsames Impulspapier zum Thema nachhaltiges Schiffsrecycling erstellt und an das Umweltministerium gegeben.“

Nachhaltiges Schiffsrecycling Chance für Deutschland

Das Thema Schiffsrecycling wird – so die Kooperationspartner – in den nächsten Jahren zu einer drängenden Herausforderung für die Wiederverwertung von Rohstoffen. Die Kreislaufwirtschaft im Schiffbau biete Chancen für mehr Nachhaltigkeit und eine grünere Schifffahrt. Deshalb setzen sich der DNV und das MCN dafür ein, das Thema in Deutschland voranzubringen.

Die im Koalitionsvertrag 2021-2025 der aktuellen Bundesregierung enthaltene Aussage: „Wir stärken den Schiffbau über die gesamte Wertschöpfungskette inklusive des Schiffsrecyclings als industriellen Kern in Deutschland“ wird von DNV und MCN ausdrücklich begrüßt: „Wir sehen bei der von der Bundesregierung proklamierten Stärkung der gesamten Wertschöpfungskette – insbesondere des Etablierens eines nachhaltigen Schiffsrecyclings – in Deutschland erhebliche Herausforderungen, woraus sich dringender Handlungsbedarf ableiten lässt. Deutschland als wichtiger Schifffahrtsstandort mit der hohen Bedeutung seiner Häfen für die Warenströme einer auf den Export ausgerichtete Wirtschaft ist auch ein bedeutender Reederei- und Finanzierungsstandort. Hinzu kommt seine vielfältige Werften-, Zulieferer- und Herstellerindustrie.“

Für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement gelte es vor dem Hintergrund eines stark wachsenden Schiffsrecyclingbedarfs, Kapazitäten zur vollständigen maritimen Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Die Industrie gehe für die kommenden Jahre von einem Schiffsrecyclingbedarf über dem Niveau des Rekordjahres 2012 aus. Es sei damit zu rechnen, dass sämtliche global verfügbaren Schiffsrecyclingkapazitäten – unabhängig von deren Standards – den erwarteten Bedarf nicht abdecken können. Daraus ergebe sich eine wachsende Verantwortung für die gesamte maritime Industrie. Deutschland habe somit nicht nur das Potenzial, sondern „eine nahezu einmalige Chance, sich als Standort für nachhaltiges und kompetitives Schiffsrecycling zu etablieren“, wenn zeitnah agiert werde.

Der Betrieb nachhaltiger Schiffsrecyclinganlagen würde erheblich zu dem europäischen Interesse beitragen, sich zu einer Recycling-Gesellschaft mit einem hohen Maß an Effizienz der Ressourcennutzung zu entwickeln. Die nachhaltig betriebene Rückgewinnung wichtiger Wertstoffe erlange durch die momentane geopolitische Lage zusätzliche Relevanz. Durch die bereits vorhandene weitere Infrastruktur verfüge Deutschland über das Potenzial, sich für industrielles und nachhaltiges Schiffsrecycling eine besondere Vorreiterrolle zu sichern.

Es sei daher anzustreben, dass

  • bei Abwrackeinrichtungen im Fokus stehen sollte, dass sie Schiffe demontieren und für das Recycling vorbereiten
  • sie diese Tätigkeit in einer Werft ausüben könnten – in Norddeutschland wären perspektivisch mehrere Schiffsrecyclinganlagen in unterschiedlichen Bundesländern möglich. Der Bedarf für Schiffsrecycling würde eine hohe Auslastung sicherstellen. Für jeden Standort könnten Arbeitsplätze in erheblichem Maße geschaffen werden.

DNV und MCN schlagen deshalb zunächst eine Abstimmung aller zuständigen Ministerien und Behörden vor, um die Rechtslage klarzustellen und eine rasche Zulassung von Schiffsrecyclinganlagen in Deutschland zu ermöglichen. JPM