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„Clean Design“-Neubau ohne Rettungsboote: „Aurora Botnia“-Indienststellung nunmehr am 25. August

Die zuletzt von Juni auf Juli 2021 verschobene Ablieferung der Ro/Pax-Fähre Aurora Botnia soll nunmehr Ende August erfolgen. Wie der finnische Betreiber Wasaline bestätigt, wird der am 21. Januar 2019 von dem finnisch-schwedischen Konsortium Kvarken Link Oy (50 % Stadt Vaasa 50% Umea Kommunföretag AB) bei der Werft Rauma Marine Construction Oy (RMC) bestellte Neubau nunmehr am 25. August im finnischen Hafen Vaasa in Dienst gestellt. Das sich durch hohe Umweltstandards auszeichnende und mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattete 23970-BRZ-Schiff soll künftig unter finnischer Flagge ganzjährig in der Region Kvarken im Bottnischen Meerbusen zwischen dem finnischen Hafen Vaasa und dem schwedischen Umea eingesetzt werden. Die Jungfernreisen erfolgen am 28. August mit einer Morgen- und einer Abfahrt am Nachmittag von Vaasa sowie einer Vormittagsabfahrt von Umea.

Foto: RMC

Der am 13. Februar 2020 als Bau-Nr. 6002 bei der 2014 gegründeten Werft auf Kiel gelegte und am 11. September 2020 im Baudock aufgeschwommene 120-Mio. Euro-Neubau, hatte am ersten Juni-Wochenende dieses Jahres seine erste dreitägige Werftprobefahrt nach Reederei- und Werftangaben erfolgreich absolviert. Der Entwurf für das 150 m lange, 26 m breite und auf 5,95 m t Sommertiefgang ca. 7000 t tragende Schiff stammt von dem finnischen Designbüro Deltamarine.

Für die in Natur-Farben und mit natürlichen Materialien gestaltete Inneneinrichtung zeichnen die Firmen Kudos Design und Merima (öffentliche Räume) verantwortlich. Die für 800 Gäste ausgelegte Hybrid-Fähre verfügt über 68 Pax-Kabinen sowie über zwei Fahrzeugdecks (Deck 5 und Deck 3) mit 1507 Spurmetern für rollende Ladung, wobei das über 737 Spurmeter verfügende Deck 3 über Bug- und Heckrampen direkt zugänglich ist.

Ihr Bau erfolgte nach den Vorschriften und unter Aufsicht der deutsch-norwegischen Klassifikationsgesellschaft DNV, die dem Neubau, der sämtliche einschlägigen MARPOL-Umweltanforderungen übertrifft, als erster RoPax-Fähre überhaupt den Klassezusatz „Clean Design“ zuerkannte.

Die diesel- und batterieelektrische Maschinenanlage des für die hohe Eisklasse 1A Super verstärkten Neubaus besteht aus vier auf je einen Generator arbeitenden und mit Katalysatoren ausgestatteten Wärtsilä-Dieseln des Typs 31 DF mit einer Gesamtleistung von 16896 kW, die ausser mit Marinediesel sowohl mit verflüssigtem Erdgas (LNG) als auch mit verflüssigtem Biogas (LBG) oder einer Mischung aus beiden Treibstoffen betrieben werden können.

Der Antrieb erfolgt durch zwei permanent-erregte Gleichstrom-Motoren von je 5,8 MW, die auf je einen ABB-Podantrieb arbeiten und für eine maximale Geschwindigkeit von 20 kn sorgen. Als Energiespeicher dienen dem u.a. mit Abwärme- und Kälterückgewinnungsanlagen ausgestatteten Schiff Lithium Ionen-Akkus von Leclanche mit einer Kapazität von 2,2 MWh, die die vollelektrische Fahrt in Hafenrevieren und die Bordstromversorgung auch während der Hafenliegezeit ermöglichen sowie zur Abdeckung (shaving) von Lastspitzen sowie als Booster für die Propulsion genutzt werden können.

Sie werden sofort nach Ankunft im Hafen über ein automatisches plug in-System mit lokalem grünen Strom geladen. „Die Aurora Botnia ist nicht nur das umweltfreundlichste Passagierschiff der Welt, sondern auch das erste Passagierschiff Finnlands, bei dem die traditionellen Rettungsboote komplett durch Evakuierungseinrichtungen ersetzt wurden“, schwärmt Wasaline-CEO und Neubau-Projektleiter Peter Stahlberg von dem Neubau, der die 40 Jahre alte Wasa Express (BRZ: 17053) ersetzen soll.

Statt der für ein solches Schiff nötigen sechs bis acht konventionellen Rettungsboote habe man zwei Evakuierungsanlagen (Viking Life-Saving Equipment) eingebaut, für deren Bedienung man nur die Hälfte des Personals (zwei statt vier Personen) und nur 90 Sekunden statt 10 Minuten benötige, so Kapitän Stahlberg, der über reiche Erfahrungen aus 23 Jahren Fahrtzeit auf Kreuzfahrtschiffen zum Teil in extremen Regionen wie polaren Gewässern verfügt. „Die Aurora Botnia nutzt eine Kombination neuester Technologien und innovativer Lösungen, wie sie auf keiner anderen Auto-/Passagierfähre weltweit zu finden sind“, bestätigt auch RMC-Werftchef Jyrki Heinimaa. JPM