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CMV-Schiffsversteigerungen: „A very good Deal“

Mario Ferreira, Foto: enapress.com

„Es war ein sehr guter Deal“, freut sich der Chairman der portugiesischen Mystic Invest Holding, Mario Ferreira, über den Zuschlag, den deren Tochtergesellschaft Mystic Cruises am 9. Oktober bei der Versteigerung der Vasco da Gama durch die als exklusiver Makler für den britischen Admiralty Marshal tätige Londoner Firma CW Kellock & Co. Ltd. erhalten hat. Dabei handelt es sich um das erste von fünf Schiffen, die jeweils Einzelgesellschaften gehören und von der insolventen britischen Reederei Cruise & Maritime Voyages (CMV) betrieben wurden. Den bereits international kommunizierten Kaufpreis von 9,5 Mio. Euro wollte Ferreira, der erst vor einem Monat für 11 Mio. Euro eine 3,2-prozentige Beteiligung an der britischen Kreuzfahrt- und Versicherungsgruppe Saga erworben hatte, unter Beachtung der vertraglich vereinbarten Vertraulichkeit nicht bestätigen, bevor dieser vom zuständigen Gericht freigegeben ist. Der – wie berichtet – kürzlich von Seatrade als „Cruise Personality of the year 2020“ geehrte Ferreira wertet den Erwerb des Schiffes, das er auch auf dem deutschen Markt einsetzen will, als „Gelegenheit, die Flotte seines Unternehmens zu vergrößern und sich im internationalen Markt besser für den erwarteten Aufschwung des Marktes nach dem Ende der Covid-19-Pandemie zu positionieren“.

Nach der inzwischen am 12. Oktober erfolgten Auktion der 1989 in Frankreich erbauten Columbus (736 Kabinen, 63500 BRZ), die ebenfalls auf der üblichen Basis „as is where is“ den Eigner gewechselt hat und nach bisher nicht offiziell bestätigten Informationen an türkische Abbrecher gegangen sein soll, kommt heute (15.10.2020) mit der ebenfalls in Tilbury aufliegenden Astor (295 Kabinen, 20704 BRZ) das dritte Schiff unter den Hammer. Die Zukunft der 1987 von HDW in Kiel erbauten und durch ihren langjährigen Einsatz durch die 2014 integrierte Marke Transocean auf dem deutschen Markt bestens bekannten und beliebten Astor, die im Frühjahr nächsten Jahres auf den französischen Markt wechseln sollte, stößt hierzulande auf besonderes Interesse. Denn einerseits ist die seit langem ausgebuchte letzte 127-tägige Weltreise – sie wurde von der Supermarkt-Kette Aldi vertrieben und sollte von Berge & Meer Touristik GmbH in Vollcharter durchgeführt werden (8.12. 2020 ab Hamburg bis 12.4.2021 in Bremerhaven) bis heute nicht abgesagt und andererseits hat nicht nur Ferreira Interesse an der Expansion des von der Stuttgarter Mystic-Tochtergesellschaft nicko cruises wahrgenommenen Deutschland-Geschäftes, sondern auch der bisherige CMV-CEO Christian Verhouning.

ASTOR, Foto: Jens Meyer

Wie von uns bereits berichtet und vom Insolvenzverwalter im September bestätigt, hat Verhouning Vermögenswerte – u.a. Kundendateien, Buchungssysteme, Büroeinrichtungen etc. – aus der britischen CMV-Insolvenzmasse erworben, um mit der neu gegründeten CVI Group Ltd. einen möglichen Neustart mit ehemaligen CMV-Schiffen zu ermöglichen. Auch die jetzt von Ferreira ersteigerte Vasco da Gama, – das 1993 von Fincantieri in Triest als Statendam für die Holland America Line (HAL) erbaute 55451-BRZ-Schiff war 2015 an P&O Cruises Australia transferiert und nach einer aufwändigen Renovierung als Pacific Eden eingesetzt und im April 2019 von CMV übernommen worden – wurde bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie auf dem deutschsprachigen Markt beschäftigt. Das für 1150 Gäste in 630 Kabinen und Suiten ausgelegte Schiff ist nach Ansicht seiner neuen Eigner eine exzellente Ergänzung der eigenen Seeschiffsflotte: „Unser Fokus liegt bei kleineren Einheiten mit weniger als 1000 Gästen, was uns ermöglicht, unseren Gästen mehr persönlichere, sichere und intimere Erfahrungen an Bord zu bieten“, so Ferreira.

Das nach dem bekannten portugiesischen Entdecker Vasco da Gama – er vollendete im 15. Jahrhundert die erste Seereise von Europa nach Indien – benannte Schiff solle ausser auf dem portugiesischen und britischen auch auf dem deutschen Markt angeboten werden, kündigte er an. Hier ist seit 2019 der Stuttgarter Anbieter nicko cruises, den er 2015 aus der Insolvenz dieses zuvor ausschließlich in der Flusskreuzfahrt tätigen Unternehmens erworben hatte, auch mit Hochsee-Kreuzfahrtangeboten im Geschäft.

Columbus, Foto: Frank Behling

Der Versteigerung der Vasco da Gama, Columbus und Astor folgt am 19. Oktober noch die der ebenfalls in Tilbury auf ihr Schicksal wartenden Magellan (Baujahr 1985, BRZ: 46952, 726 Kabinen) und der 1965 in Wismar erbauten Marco Polo (BRZ: 22080,425 Kabinen), die in Avonmouth, Bristol aufgelegt ist und am 22. Oktober unter den Hammer kommt. Nicht betroffen ist die seit 2015 von CMV eingecharterte Astoria ex Azores (BRZ: 16144), die in Tilbury aufliegt. Der Chartervertrags des 1948 in Schweden als Stockholm erbauten Schiffes, das u.a. im Zuge seiner zahlreichen Eigner- und Chartererwechsel zwölf Mal seinen Namen wechselte u.a. durch die Versenkung der Andrea Doria oder als Völkerfreundschaft in der DDR Geschichte schrieb, läuft in diesem Jahr aus, so dass es Ende dieses Monats an die als derzeitiger Eigner registrierte Bank Montepio als Gläubiger zurückgeliefert werden soll. Frühere Verkaufsofferten für das 1993 in Italien aufwändig entkernte und neu motorisierte Schiff hatten bei Preisindikationen von 11 Mio. Dollar keine Resonanz im Markt gefunden. JPM

UPDATE vom 16. Oktober 2020: Columbus“ vor neuer Zukunft: Seajets kauft weitere Kreuzfahrtschiffe

nicko cruises mit Hochseeschiffen

Foto: enapress.com

Mit der World Explorer, dem ersten seegehenden Kreuzfahrtschiff-Neubau von Mystic Cruises, vermarktet nicko erstmals auch Hochsee-Kreuzfahrten. Dabei handelt es sich um das ersten von sieben von Mystic Invest bei der zur Martifer-Gruppe gehörenden WestSea Shipyard in Viana do Castelo fest bestellten 9300-BRZ-Expeditionskreuzfahrtschiffen. nicko wird auch das zweite Schiff dieser möglicherweise auf bis zu 10 Einheiten wachsenden Serie, die im August dieses Jahres abgelieferte und anschließend wegen der Corona-Pandemie in Viana do Castelo aufgelegte World Voyager, auf dem deutschsprachigen Markt anbieten. Derzeit in der Ausrüstung befindet sich bei der Werft die World Navigator, die nach Ablieferung im April 2021 ausschließlich von der amerikanischen Mystic-Vertriebsgesellschaft Atlas Ocean Voyages in den USA vermarktet werden soll. Ihr sollen bis Ende 2023 die bereits auf Kiel gelegte World Traveller, World Seeker, World Adventurer und World Discoverer für Atlas Ocean Voyages folgen. Allein für dieses Quartett investiert Touristik-Unternehmer Ferreira, zu dessen Imperium auch die über mehr als ein Dutzend Flusskreuzer verfügende Reederei Douro Azul, Reise-Unternehmen, ein Helikopter-Ausflugsunternehmen, Hotels, Resorts und touristische Immobilien gehören, 286,5 Mio. Euro. JPM