In dem Kampf um die Zukunft der MV Werften ist ein Projekt etwas ins mediale Hintertreffen geraten. Das Expeditionsschiff Crystal Endeavor wurde zuletzt kaum noch erwähnt. Das exklusive und innovative Zukunftsprojekt lebt aber wieder. Die Reederei ließ jetzt aber anklingen, dass auch der zweite Start des Schiffes nicht gehalten werden kann.
Zum Jahresbeginn wurden jetzt die Kurse für die 20000 BRZ große Explorer-Yacht neu abgesteckt. Da das Schiff wegen der Betriebsunterbrechung bei den MV Werften monatelang untätig an der Pier in Stralsund lag, ist das Frühjahrsprogramm nicht zu halten.
Eigentlich sollte der Neubau ab dem 6. Januar von Tasmanien aus durch die Antarktis kreuzen. Daran ist aber nicht zu denken. Am 5. Januar hat Crystal die Reisen der Crystal Endeavor bis zum 1. Mai 2021 abgesagt. Gleichzeitig werden die „veröffentlichten Sommerrouten des Schiffes überprüft“, so heißt es aus der Reederei.
Große Hoffnungen setzt man bei Crystal auf das am 25. September in Tromsö (Norwegen) beginnende Europa-Programm des Schiffes. Höhepunkt ist dabei der Besuch am 28. September in London. So sieht es der Fahrplan vor.
Bei Crystal ist man trotz der inzwischen fast 12-monatigen Verzögerung optimistisch und glaubt weiter fest an den Neubau aus Stralsund. „Obwohl wir sicherlich enttäuscht sind, dass sich die Lieferung von Crystal Endeavor verzögert hat, sind wir von den Fortschritten und dem Engagement der Fachleute bei den MV Werften zuversichtlich und freuen uns auf dieses bemerkenswerte Schiff“, sagte Jack Anderson, Interimspräsident und CEO von Crystal.
Das neue Schiff soll Maßstäbe setzen. „Als das geräumigste und luxuriöseste Schiff auf dem Expeditionsmarkt bietet Crystal Endeavor unseren Passagieren neue Möglichkeiten, die Welt zu erkunden, um gleichzeitig das zu bieten, was Crystal am besten kann – ein Design, das die Bedürfnisse und den Komfort auf hohem Niveau bietet“, so Anderson.
Angesichts des gegenwärtigen Baufortschritts, des unklaren Pandemieverlaufs und der noch ausstehenden Probefahrten wird auch nicht ausgeschlossen, dass die Premiere in London im Spätsommer der Start für das Schiff unter Crystal-Flagge sein wird.
Die Muttergesellschaft von Crystal, die Genting Hong Kong (GHK) Gruppe, hat kürzlich mit den deutschen Kreditgebern einen Vertrag über 193 Millionen Euro für die Fertigstellung von Crystal Endeavor und die Unterstützung des Weiterbetriebs der Werftengruppe bis März 2021 abgeschlossen. Dabei ist auch der Rettungsschirm der Bundesregierung für die Werften ein wesentlicher Faktor.
Voraussetzung war auch die Kündigung des Sale-and-Leaseback-Vertrags von Genting und Crystal. So war es möglich, die Finanzierung des Neubaus auf ein neues Fundament zu stellen. Ziel ist es jetzt, das 160 Meter lange Schiff schnellstmöglich fertigzustellen und an Crystal auszuliefern.
Der Bau der für 200 Passagiere ausgelegten Crystal Endeavor wurde am 15. Januar 2018 begonnen. Am 21. Dezember 2019 erfolgte mit dem Lift der MV Werft in Stralsund der feierliche Stapelhub. Im März stoppte dann die Ausrüstung. Bedingt durch die Pandemie wurden alle drei Standorte der MV Werften mit einer Betriebspause stillgelegt.
Seit Dezember wird jedoch wieder an der Crystal Endeavor gearbeitet. Die Probefahrten sollen je nach Pandemie-Verlauf im Frühjahr starten. FB