Indienststellung verzögert sich weiter
Zuletzt sollte die mehrfach verschobene Fertigstellung des am Ausrüstungkai des MV Werften-Betriebes Stralsund liegenden eisgängigen Luxkreuzfahrtschiffes Crystal Endeavor durch einen Teil der 193 Millionen Euro gesichert werden die vor wenigen Wochen als Brückenkredit aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes über die KFW-Tochter Ipex auf ein britisches MV-Werften-Konto geflossen sind und durch eine erstrangige Schiffshypothek auf diesen Neubau abgesichert wurden.
Zwar benötigen die MV Werften zur Sicherung der Zukunft ihrer drei Werftstandorte in Mecklenburg-Vorpommern mit reduzierter Belegschaft und angepasstem Produktionsprogramm nach früheren Angaben Darlehen von insgesamt rd. 570 Mio. Euro, doch hätten die bereits geflossen Mittel nach Angaben des Stralsunder Betriebsratsvorsitzenden Bernd Fischer ausgereicht, die Crystal Endeavor mit etwa 400 Mitarbeitern fertigzustellen und die Beschäftigung der Stralsunder Werft mit etwa 650 Mitarbeitern im derzeitigen Umfang bis Juni 2021 zu sichern.
Zwischenzeitlich haben nicht nur die jüngsten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, sondern auch die rückwirkend zum 1. Januar 2020 erfolgte Auflösung des vorgesehenen Sale and Lease back-Kontraktes, in dessen Rahmen bisher keine finanziellen Transaktionen erfolgt sind. Im Januar dieses Jahres hatte Genting Hongkong, Eigner der MV Werften und der auftraggebenden Reederei des Neubaus, die Pläne für diesen Deal angekündigt und einen Monat später präzisiert, dass der Verkauf für bis zu 350 Mio. Euro (Werftpreis) an Cafi Hester und Doumer Finance, indirekt zwei 100%ige Tochtergesellschaften von Credit Agricole, erfolgt. Dabei handelt es sich um eine nicht unübliche Finanzierungs-Transaktion, die der Konzern auch für ihre Genting Dream praktiziert hatte. Die jetzt erfolgte Aufkündigung des Vertrages für die Crystal Endeavor wird mit „der beträchtlichen Bau- und Lieferungsverzögerung aufgrund der Covid-19-Auswirkungen sowie dem weltweiten Lockdown des Kreuzfahrtgeschäftes und der Unsicherheit über neue Hindernisse für eine Fortsetzung der Kreuzfahrtaktivtäten“ begründet.

Ursprünglich sollte die im August 2018 auf Kiel gelegte und schließlich am 21. Dezember 2019 beim in MV Werften-Betrieb Stralsund aus der Bauhalle gerollte und nach dem Absenken in ihr Element an den Ausrüstungskai verholte Crystal Endeavor das Debut der – wie die Bauwerft – zum Genting-Konzern gehörenden Luxusmarke Crystal Cruises bzw. ihrer neuen Marke Crystal Yacht Expeditions Cruises mit einem Sechs-Sterne-Schiff im Expeditionskreuzfahrt-Marktsegment schon längst vollzogen haben.
Das 160,80 m lange, 22,80 m breite und max. 6 m tiefgehende 20 000-BRZ- Schiff mit Polar-Klasse 6, das mit seinen Podantrieben eine Dienstgeschwindigkeit von 18 kn erreichen soll, verfügt über Suiten zwischen 28 und 290 qm für 200 Gäste. Zur Ausstattung werden neben einem großen Spa und Infinity-Pool mit anhebbaren und als Tanzfläche nutzbaren auch elektrische Schlauchboote, Helikopter, Mini-U-Boote, Tauchscooter, Jet Skis und ein Remotely Operated Vehicle (ROV).
Wegen der verzögerten Lieferung wurden u.a. attraktive Charter-Einsätze im Zuge der Olympischen Sommerspiele in Japan verpasst. Nach anfänglichen auf fehlenden Fachkräften und Erfahrungen basierenden Problemen bei der Fertigung gab es Liquiditätsengpässe, die zu der erwähnten Sale and Lease back-Vereinbarung mit den Credit Agricole-Töchtern führten und bis zu 350 Mio. Euro in die Kasse spielen sollten. Darauf folgte die im März d. J. aufgrund der COVID-19-Pandemie bei den MV Werften begonnene Kurzarbeit, so dass die ursprünglich Ende 2019/Anfang 2020 geplante, dann auf August und auf November vorgesehene Infahrtsetzung zuletzt auf Januar 2021 verschobenen werden musste. Im August hatte Genting HK schließlich eine Verzögerung um rd. ein Jahr angekündigt. JPM