Am 15. November hatte der Hamburger parteilose Wirtschaftssenator Frank Horch seinen letzten Arbeitstag. Kaum ein anderer Politiker hat in Hamburg so viel für die Kreuzfahrt getan. Zu seinem Lebenswerk gehört sicher auch, die Anbindung zum Hamburger Hafen über die Elbe zu verbessern und damit die Stadt wieder konkurrenzfähiger zu machen. Michael Wolf sprach mit ihm.
MW: Was ist Ihre persönliche Beziehung zur Kreuzfahrt?
Horch: Ich bin von Haus aus Schiffbauingenieur, Schiffe sind mein Leben.
Ich habe bei Blohm + Voss gearbeitet, einem Unternehmen, dass schiffbaulich
schon immer Trends gesetzt hat – das prägt natürlich.
Aufgewachsen bin ich nicht in Hamburg, sondern in Geversdorf, ca. 30 km östlich
von Cuxhaven entfernt. In unserer Nachbarschaft und meinem Umfeld lebten
Kapitäne und Fischer. So wurde schon in frühster Kindheit mein Interesse für
die Seefahrt geweckt. Zu See bin ich letztlich nicht gefahren, denn der Wunsch
meiner Eltern war es, erstmal etwas „Ordentliches“ zu machen.
W: Wie sah das „Ordentliche“ aus?
H: Ich habe Schiffbau studiert und so hat sich auch mein weiteres Leben um Schiffe gedreht. Von meinem achten Lebensjahr an hatte ich immer ein eigenes Boot, bis heute. Mein Schiff ist quasi mein zweites Zuhause.
W: Haben Sie selbst Kreuzfahrten gemacht?
H: Ich bin auf der AIDAblu nach St. Petersburg und später mit der AIDAsol nach Frankreich gefahren. Ich fand es wichtig, auch einmal vor Ort zu erleben, woran man arbeitet. Außerdem habe ich während der Elbpassage aus Interesse verschiedene Kreuzfahrtschiffe besichtigt.
W: Wie hat sich der Cruise-Markt in Hamburg entwickelt?
H: Bereits zu meiner Zeit als Präses der Handelskammer Hamburg habe ich mich für das Thema Kreuzfahrt stark gemacht. Trotzdem hat es noch einige Zeit gedauert, bis Hamburg das Potenzial erkannt hat. Heute ist Hamburg eine begeisterte Kreuzfahrtstadt, was sich unter anderem immer wieder bei den Besuchen der Queen Mary 2 zeigt, die nach wie vor mit großer Freude empfangen wird. Auch haben wir mit dem Bau der Landstromanlage Maßstäbe gesetzt. Und mit dem Kreuzfahrtterminal auf Steinwerder haben wir einen der besten Terminals der Welt. Auf diese Entwicklung können wir in Hamburg zu Recht stolz sein.
W: Als Außenstehender hatte man den Eindruck, dass es in HH damals sehr unterschiedliche Interessenlagen gab und dass an vielen Strängen gezogen wurde statt an einem.
H: Damals fehlte es noch an einem strategischen Rahmen. Mit dem Entstehen einer Plattform wie Cuise Net, der Kreuzfahrtinitiative und der Integration in die Hamburg Port Authority hat sich einiges geändert. Das Kreuzfahrtgeschäft und deren Weiterentwicklung sind bei Frau Rougier, der Cruise Gate Hamburg und den entsprechenden Partnern der Stadt Hamburg in guten Händen.
W: Gibt es einen Kreuzfahrtentwicklungsplan?
H: Wenn zum Beispiel die Queen Mary 2 in der HafenCity liegt, ist das, als wenn sie im Wohnzimmer steht – zum Anfassen. Diese Nähe bringt natürlich auch Herausforderungen mit sich, was die Infrastrukturanbindung, aber auch Emissionen in der HafenCity angeht. Auch vor diesem Hintergrund war der Bau des dritten Kreuzfahrtterminals auf Steinwerder eine gute Entscheidung. Wir müssen uns sowohl auf das Schiffgrößenwachstum als auch auf die Besucherströme gut und vor allem langfristig vorbereiten. Dazu gehören neben weiteren Verbesserungen bei der Abfertigung und dem Transfer an bestehenden Terminals auch Überlegungen für einen weiteren Kreuzfahrtterminal.
W: Was wäre die optimale Zahl der Terminals in Hamburg?
H: Aus meiner Sicht geht es weniger um eine Zahl, als darum, Kapazitäten optimal zu verteilen. Anläufe können nicht nur an den Wochenenden stattfinden, sondern sollten sich z.B. auch innerhalb der Woche besser verteilt lassen können. Und natürlich muss man – wie beim Thema Containerschifffahrt – auch bei der Kreuzfahrt das Schiffsgrößenwachstum im Blick behalten. Große Schiffe sind gerade sehr attraktiv, aber ich gehe davon aus, dass es auch hier einen Peak geben wird.
W: Sie haben persönlich viel investiert in die Elbvertiefung.
H: Das ist mein Lebensprojekt. Es ist ein diffiziles Projekt mit vielen Herausforderungen, aber gemeinsam mit einem großen Team haben wir es geschafft. Nach einer umfangreichen Planung und einem langwierigen Rechtsverfahren sind auf der Grundlage des vorliegenden Planergänzungsbeschlusses nun endlich die Voraussetzungen für den Start der Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe erfüllt. Der Fahrrinnenausbau der Elbe kann also beginnen!
Damit ist für die Zukunftssicherung des Hamburger Hafens ein wichtiger
Meilenstein erreicht.
W: wann kann das Projekt realistisch durchgeführt werden?
H: Es laufen bereits die ersten bauvorbereitenden Arbeiten wie z.B. die Kampfmittelsondierung und -bergung. Die einzelnen Bautätigkeiten starten aufeinander abgestimmt innerhalb der nächsten Monate. Wichtig ist für Hamburg, unseren Kunden und Partnern weltweit, die lange auf dieses positive Signal gewartet haben, endlich eine Perspektive geben zu können.
Mit ersten Erleichterungen für die Schifffahrt ist Ende 2019 zu rechnen.