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DAS SCHIFF MIT DEN VIELEN FLAGGENWECHSELN

Die Danae wurde ursprünglich als Frachtschiff erbaut und nach mehrfachen Eignerwechseln und Umbauten ab 2013 von der portugiesischen Reederei Portuscale Cruises als Kreuzschiff Lisboa eingesetzt. 2015 schickten es die letzten Eigner an eine Abwrackwerft.

Im Frühjahr 2013 im südfranzösischen Marseille: Princess Danae, Foto: enapress.com

Eine Zeitlang war dieses Schiff eines der ältesten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Es wurde vielseitig genutzt, war unter sieben verschiedenen Namen unterwegs und kehrte vor dem Abbruch zurück in seine Heimat Portugal. 1955 war sie in Dienst gestellt worden, sie legte enorme Strecken zurück, zuerst im Liniendienst von Großbritannien nach Australien und Neuseeland, dann weltweit. Als Frachtschiff hatte sie anfangs für zwölf Passagiere acht Einzel- und zwei Doppelkabinen. Das sollte sich in den 1970er Jahren gründlich ändern.

Danae hieß das Schiff zuerst nicht. Der erste Name war Port Melbourne, es war für Transporte nach und vom fünften Kontinent bestimmt. Gebaut wurde es im Auftrag der Eigentümer von der Schiffswerft Harland & Wolff in Belfast. Am 10. März 1955 lief das Schiff für die britische Reederei Port Line vom Stapel. Es hatte ein Schwesterschiff namens Port Sydney, das später als Schwesterschiff Princess Daphne bekannt wurde. 1972 ging die Port Melbourne an die griechische Chion Shipping Company, der Kaufpreis ist nicht bekannt. Sie wurde umbenannt in Therisos Express.

Im Bild: Das Schwesterschiff „Princess Daphne“, Foto: Jens Meyer

Das Problem der Danae war ihr häufiger Reedereiwechsel, dass sie zu oft verkauft wurde und alle neuen Eigner darauf erpicht waren, sie umzubenennen und umzuflaggen. Zwischendurch wurde sie aufgelegt, auch einmal in die Kette gelegt – am 14. Februar 1996 in Skaramanga, Griechenland – und dann weitergegeben. Manche der Aufkäufer schienen nicht so recht zu wissen, was sie mit dem Schiff anfangen sollten. Das war die Tragik dieses Schiffes und sein Schicksal.

Das Schiff war 162,31 Meter lang und 21,34 Meter breit, der Tiefgang lag bei 7,65 m. Die Seitenhöhe wurde mit 12,80 m und die Tragfähigkeit mit 3649 tdw angegeben. Die Vermessung lag bei 16.531 BRZ (4959 NRZ). Im Maschinenraum befanden sich zwei Wallsend-Doxford-6-Zylinder-Harland-&-Wolff-Dieselmotoren, die auf zwei Festpropellerarbeiteten. Die Maschinenleistung lag bei 9708 kW (13.199 PS), die Höchstgeschwindigkeit betrug 15,5 Knoten (29 km/h).

Die Besatzung bestand aus 240 Mitgliedern. An Passagieren waren 670 Personen zugelassen. Die Anzahl der Kabinen lag bei 280, dazu sechs Kabinen mit Balkon. Vorhanden waren sieben Passagierdecks. Es gab zwei Restaurants namens The Mimosa, eines mit Service, das andere als Buffet. Dazu zwei Aufzüge, ein Casino, ein Schwimmbad und zwei Whirlpools. Außerdem eine Bibliothek und ein Kino mit 275 Sitzen.

Das Schiff war ab März 1954 als Baunummer 1483 erstellt worden, am 7. Juli 1955 wurde es von Harland & Wolff in Belfast an die englische Reederei Port Line als Auftraggeber übergeben, als Heimathafen wurde London registriert. Nachdem es bis 1972 seinen Frachtdienst geleistet hatte, begann eine unsägliche Odyssee.

Von der Port Line wurde es an die griechische Reederei J. C. Karras übergeben, der neue Heimathafen war nun Piräus. 1976 wurde das Frachtschiff als Therisos Express für die Reederei J. C. Karras von der Werft Chalkis Shipyards S. A. in Avlis bei Chalkida auf der Insel Euböa – wie auch ihr Schwesterschiff – zum Kreuzfahrtschiff umgebaut, 1974 war es bereits umbenannt worden in Danae.

Am 8. Januar 1977 ging die Danae der Reederei J. C. Karras auf ihre erste Kreuzfahrt mit Ziel Marseille, in Charter des griechischen Seereiseveranstalters Delian Artemis Cruises.

Ab November 1979 übernahm der italienische Seereiseveranstalter Costa Armatori S.p. A. die Danae als Charterer.

1984 kam es zum Verkauf der Danae von der griechischen Reederei J. C. Karras an Costa Armatori S. p. A. Das Schiff wurde per Flaggenwechsel italienisch, als Heimathafen wurde Genua genannt.

Foto: Sammlung JSA

Im Dezember 1989 erfolgte abermals ein Flaggenwechsel, und zwar unter die Flagge von Monrovia in Liberia; das war nun auch der neue Heimathafen der Danae.

Am 10. Dezember 1991 ordnete Costa Armatori Modernisierungsarbeiten am Schiff an. Diese erfolgten auf einer Werft in Genua, dort kam es durch einen starken Feuerausbruch zu einer umfangreichen Beschädigung. Experten erklärten das Schiff zum Totalverlust.

Am 9. Juli 1992 verkaufte Costa Armatori die Danae an die Reederei Harbor Maritime, sie erhielt als Kreuzfahrtschiff den Namen Anar. Gleichzeitig ließ die Reederei am Schiff im griechischen Keratsini Reparaturarbeiten vornehmen.

In 1992 wurde die Anar von der Reederei Harbor Maritime an die Reederei Capricorn Maritime übergeben und in Starlight Express umbenannt. Wieder Flaggenwechsel, wieder neuer Heimathafen, diesmal Kingstown in der Karibik, auf St. Vincent und den Grenadinen.

Im Mai 1994 übergab die Reederei Capricorn Maritime die Starlight Express an die Reederei Baltic Line, dort erfolgte eine weitere Umbenennung, sie hieß nun Baltica. Dazu wieder Flaggenwechsel, als nächster Heimathafen wurde Panama angegeben.

 

Foto: Jürgen Saupe

Impressionen aus der „Baltica“-Zeit. Fotos: Jürgen Saupe


Am 28. April 1996 wurde die Baltica von der Reederei Baltic Line an den britisch-australischen Seereiseveranstalter Classic International Cruises verchartert und in Princess Danae unbenannt. Registriert sind nur allerdings nur einige verschiedene Charter-Einsätze.

Am 23. April 2004 wurde die Princess Danae Classic International Cruises aufgekauft. Nach dem Flaggenwechsel war Funchal auf der Insel Madeira neuer Heimathafen.

Im Jahr 2006 legte die Princess Danae am 10. Mai erstmals für Classic International Cruises im Ostseebad Warnemünde der Hansestadt Rostock an.

Indes: Erfreulich konnte die Änderungen nicht sein, denn am 15. September 2012 wurde die Princess Danae des Classic International Cruises nach Ankunft in Marseille aus unbekannten Gründen arretiert und bis zum 19. April 2013 aufgelegt. Daraufhin meldete im Oktober 2013 Classic International Cruises Insolvenz an.

Das war im Februar 2013 für den neugegründeten portugiesischen Seereiseveranstalter Portuscale Cruises die Möglichkeit, das Schiff, das einst zu dem Unternehmen gehört hatte, der Classic International Cruises abzukaufen. Es wurde allerdings vom 22. April bis 25. Oktober 2013 in Lissabon aufgelegt. Im Mai des Jahres gab Portuscale Cruises dem Schiff den Namen Lisboa. Man hatte offenkundig einiges vor mit dem vielgewechselten Cruiser, am 25. Oktober 2013 wurde er an die Werft Navalrocha S.A. im Lissabon zu einer umfangreichen Modernisierung gebracht.

Foto: Sammlung JSA

Geplant war, die Lisboa zwischen Februar und Oktober 2014 zum Einsatz kommen zu lassen, wohl vor allem im Mittelmeer und in der Nord- und Ostsee.

Das altgewordene und von ständigen Wechseln geplagte Schiff war reif, ausser Dienst gestellt zu werden. Im Januar 2015 verkauften die Portugiesen das Schiff zum Abbruch nach Aliaga, es wurde Anfang Juli auf seine letzte Reise geschick. Am 24. Juli 2015 traf die Lisboa an der Abwrackwerft von BMS Gemi Geri Donusum in Aliaga ein.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer