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Das verlängerte Schiff

Die Song of Norway war 1970 der erste Neubau für die 1968 gegründete Reederei Royal Caribbean International. Sie wurde unter der Baunummer 392 von der Werft OY Wärtsilä in Helsinki erbaut.

Ihr Stapellauf erfolgte am 2. Dezember 1969, die Ablieferung am 5. Oktober 1970. Die Jungfernreise fand am 7. November 1970 statt. Das Schiff war ursprünglich 168,3 Meter lang, nach der Verlängerung 194,3 Meter. Die Breite lag bei 24 Metern, der maximale Tiefgang 6,7 Meter. Die Vermessung betrug ursprünglich 18.416 BRT, nach der Verlängerung 23.005 BRT. Das Schiff war mit vier Sulzer-Wärtsilä Dieselmotoren mit zusammen 13.248 kW (18.012 PS) ausgestattet worden, die auf zwei Verstellpropeller wirkten. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 20,5 Knoten. Ursprünglich war an Bord Platz für 724 Passagiere, nach der Verlängerung waren es 1196.

Als erstes Schiff für die Reederei begann mit ihr die so genannte „Song of Norway-Klasse“, modern und trotzdem klassisch. Als in dem Jahrzehnt die Kreuzfahrtbranche immer bedeutender und beliebter wurde, entschied sich die Reederei zu einer damals noch ungewöhnlichen Umbaumaßnahme: Der beliebte Kreuzfahrer wurde in seiner Bauwerft in Helsinki 1978 in der Mitte zerschnitten und danach eine 26 Meter große Sektion eingefügt. Das hatte es zuvor noch nie gegeben. Solche Verlängerungen und damit Vergrößerungen ihrer Schiffe ließen in den folgenden Jahren mehrere Reedereien vornehmen.

Foto: Sammlung JSA

Die Song of Norway galt aufgrund ihrer technischen Ausführung und der dekorativen Ausstattung als ein Vorreiter und Vorbild in der Branche. Zugleich war es das erste Schiff, das speziell für den ganzjährigen Einsatz in der Karibik gebaut worden war. Unter norwegischer Flagge mit Heimathafen Oslo war das Schiff von 1970 bis 1997 registriert. In der Karibik mit verlässlich angenehmen Wetterverhältnissen verbrachte der Kreuzfahrer unter der Regie von Royal Caribbean fast 20 Jahre. Zuvor waren dort meist altgediente Schiffe, teils noch aus der Vorkriegszeit stammend und mit weniger offenen Außendecks eingesetzt.

Nachdem sich 1997 Royal Caribbean International von der Song of Norway getrennt hatte, kam es zu mehrmals wechselnden Eignern. So wurde im Mai 1997 das Schiff an Airtours Sun Cruises verkauft und in Sundream umbenannt. Anlässlich dieser Übergabe musste die markante Skybar im Schornstein (das Markenzeichen der Reederei) ausgebaut werden.

Von 2004 bis 2006 fuhr sie als Dream Princess für die israelische Reederei Caspi Cruises in Haifa. 2005 wütete im Gebiet von New Orleans der Hurrikan Katrina und richtete dort riesige Schäden an. Die Dream Princess nahm darauf hin Kurs auf New Orleans, um dort von Dezember 2005 bis Mai 2006 als schwimmende Unterkunft für die Studenten und Lehrpersonal der Tulane University zu dienen.

Foto: Sammlung JSA

Im Juni 2006 wechselte das Schiff wiederum den Besitzer, neuer Eigentümer war jetzt die Lance Shipping. Diese benannten das Schiff in Dream um. Im Dezember 2006 wurde es zu einer Kreuzfahrt nach Dubai geschickt, ab Januar 2007 absolvierte es Fahrten im Mittelmeer. Am 18. September 2007 kam es zu einem Unglück: Die Dream geriet im Hafen von Rhodos in eine Schlagseite von zehn Grad. Die Besatzung hatte bereits die Rettungsboote zu Wasser gelassen, weil zu befürchten war, dass das Schiff kentern könnte. Es wurde jedoch im letzten Moment noch stabilisiert. Technische Probleme in der Abwasseranlage waren schuld an der Beinah-Katastrophe. Prompt geschah wenig später, am 18. November 2007, ein weiteres Unglück – bei starkem Wind kollidierte die Dream im Hafen von Rhodos mit einem Frachtschiff.

Die Pearl Owner Ltd, kaufte das Schiff im Dezember 2007 und ließ es unter den Namen Clipper Pearl und Clipper Pacific fahren. Im November 2007 mussten technische Umbauarbeiten im türkischen Kusadasi durchgeführt werden.

Ab Mai 2008 wurde das Schiff an Peaceboat verchartert. Für die zweite Hälfte 2008 war unter anderem eine Weltreise vorgesehen, die aber wegen technischer Mängel gestrichen wurde. Im Juli 2008 war die Clipper Pacific zur Reparatur in New York, der Anlass war ein Leck. Das Schiff wurde danach nach Florida überführt. Im selben Jahr ging es zu einer weiteren Reparatur über den Atlantik nach Istanbul. Der Eigner hatte gehofft, dass Peaceboat das Schiff wieder übernehmen würde, doch die Japaner hatten kein Interesse mehr. Aufgrund des schlechten Zustandes des Schiffes wurde die Charter am 5. November 2008 beendet.

Foto: Sammlung JSA

2009 erneuter Verkauf, diesmal an die International Shipping Partners. Von April bis Juni 2009 wurde das Schiff in Burgas aufgelegt. Ab Juni 2009 Vercharterung an Caspi Cruises unter dem Namen Festival. Von Ende September 2009 bis März 2010 wurde das Schiff abermals in Burgas aufgelegt.

Ab März 2010 fuhr sie in Charter für Quali Cruises unter dem Namen Ocean Pearl, dies bis zu deren Insolvenz Ende September 2011. Das Schiff wurde außer Dienst gestellt und zum Verkauf ausgeschrieben.

Foto: Sammlung Udo Horn

Im April 2012 wiederum ein Verkauf, jetzt an Asia Star Cruises, die es als Casinoschiff unter dem Namen Formosa Queen einsetzen wollten. Dazu kam es aber letztendlich nicht mehr, das Schiff wurde im November 2013 in China abgewrackt.

Foto: Sammlung JSA

Das war das Ende des einstigen „Lieds von Norwegen“. Das Schiff hatte seinerzeit nur rund 14 Prozent der Passagierkapazität heutiger Kreuzfahrtschiffe. Es war aber ein Vorläufer der heutigen Oasis-Class, ganzjährig in der sonnigen Karibik eingesetzt und somit auch ein Vorläufer des Kreuzfahrt-Booms.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jürgen Saupe