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Das verlorene Schiff

Vor 400 Jahren brach die MAYFLOWER von Plymouth in die Neue Welt auf. Manche der Passagiere verloren dabei ihr Leben, andere überlebten und wurden zu Pilgervätern. Roland Mischke hat sich damit befasst

Sie hießen William Brewster, Mary Allerton, Elizabeth Hopkins oder Richard Jackson. Sie waren gestandene Leute, Kaufleute, Handwerker, Bauern, Verwaltungsbeamte oder Geistliche. Ihr Leben wurde lebensgefährlich, als sie sich als Puritaner bekannten, Strenggläubige, die nur der Bibel folgten und nicht den mächtigen Vertretern der Church of England. Sie wurden verachtet als Separatisten, Anhänger eines anderen Lebensstils. Weil sie nicht mehr Untertanen des Königs sein wollten, wurden sie verfolgt. Manche flohen ins niederländische Leiden, andere versuchten irgendwie durchzukommen. Bis einige von ihnen sich zusammentaten und entschieden, wir wollen als Gemeinschaft anderswo neu anfangen – in Amerika.

Es muss ihnen seltsam vorgekommen sein, das Schiff zu besteigen, das eine Schlossstruktur hatte, aber eher ein Kahn war, dafür gebaut, am Wind entlang zu segeln. Es hieß MAYFLOWER, Maiglöckchen, ein fatal lieblicher Titel. Mit ihm wollten sie den Atlantik überqueren, um in die Neue Welt zu gelangen. Die meisten stammten aus Mittelengland, einige waren Holländer. Nach Angaben der offiziellen „Mayflower 400“-Organisation führen mehr als 30 Millionen Amerikaner ihre Abstammung auf diese mutigen Seereisenden von damals zurück.

Foto: ZU_09/istockphoto.com

Es waren 102 Passagiere und 31 Mitglieder der Besatzung. Sie befanden sich an Bord und warfen noch einen Blick zurück auf ihre Heimat, dann wurden die Leinen gelöst. Das geschah am 6. September 1620, in der britischen Stadt Plymouth im Südwesten Englands.

Die schwierige Reise

Das Ziel der MAYFLOWER war Virginia, aber die Fahrt wurde von Westwinden heftigster Art und hohem Wellenschlag begleitet. Auf dem beengten Schiff herrschten katastrophale Zustände, unter den Siedlern breiteten sich Lungenentzündungen und Tuberkulose aus. Die Hygiene war nicht sonderlich sauber, die Schlafräume nur schmale Verliese und an Bord fuhren auch Hunde, Schafe, Ziegen und Geflügel. Nur ein Eimer wurde als Nachttopf genutzt, er befand sich auf dem Oberdeck hinter einer Trennwand. Zwei Menschen starben auf der Überfahrt, aber es wurde auch ein Kind geboren, seine Mutter nannte es Oceanus. Die Überfahrt dauerte mehr als zwei Monate, die Vorräte im Frachtraum schwanden dahin und die Angst zu scheitern nahm zu…

Foto: JonnyJim/istockphoto.com

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