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Der Ponant-Neubau und die Oligarchen-Yacht

PONANT’s „Swap2Zero“-Projekt mit der „Solid Sail“ Technologie. Animation: © Stirling Design International

Der Wettbewerb um das klimafreundlichste Schiff treibt gerade die Neubauabteilungen der Reedereien zu immer neuen Entwürfen. Während im Bereich des Antriebs weiter große Unsicherheit bezüglich des besten Treibstoffs für die Schiffe der Zukunft herrscht, zeichnet sich für Betreiber kleinerer Schiffe eine Lösung ab. Die Einbindung der Windkraft kann hier die Lücke schließen, die beim Leistungsbedarf der Maschinen für die Fahrt klafft. Während Brennstoffzellen mit Wasserstoff oder Ammoniak zwar bis Mitte des Jahrzehnts die Leistung für den Hafenbetrieb eines Kreuzfahrtschiffes liefern können, sieht es beim Antrieb für eine Geschwindigkeit jenseits der zehn Knoten bei Schiffen mit 200 Metern immer noch mau aus.

Der französische Kreuzfahrtanbieter Ponant hat jetzt schon mal den Mantel des Schweigens über die Entwicklungsabteilung etwas gelüftet. Bis 2030 soll das Projekt „Swap2Zero“ in Fahrt kommen. Ein Schiff mit einer Länge von 181 Metern und einer Vermessung von deutlich über 20000 BRZ. Eine Größe, wie sie bislang in der klassischen Segel-Kreuzfahrtszene noch nicht realisiert wurde. Das bislang größte gebaute Segelkreuzfahrtschiff Golden Horizon kommt auf 164 Meter und 8700 BRZ für 270 Passagiere.


„SAILING YACHT A“ , Foto: Frank Behling

Die „Swap2Zero“ soll 2030 als erstes Kreuzfahrtschiff in den Bereich vorstoßen, den bereits ein ähnliches Schiff wagte. Die „Swap2Zero“ hat nämlich optisch große Ähnlichkeiten mit der Sailing Yacht A des russischen Oligarchen Andrej Melnitschenko. Die „Swap2Zero“-Architekten von Stirling Design aus Nantes haben sich zumindest bei der Rumpfgestaltung von Stararchitekt Philippe Starcks inspirieren lassen, der die Oligarchen-Yacht 2010 entwarf und 2012 vorstellte.

Der 2015 in Kiel von der German Naval Yards des französischen Unternehmers Iskandar Safa ausgelieferte Segelkoloss hat einen 142 Meter langen Rumpf mit einer Vermessung von 11997 BRZ und einem Rig mit drei 90 Meter Carbon-Masten, die drehbar sind. 3700 Quadratmeter Segelfläche hat die Oligarchen-Yacht. Der nach achtern aufsteigende Rumpf mit dem breiten Heck der A ist auch bei der „Swap2Zero“ gut erkennbar.

Die Sailing Yacht A besitzt als Antrieb jedoch vier klassische MTU-Dieselgeneratoren mit zwei Elektromotoren und zwei Antriebswellen. Damit ist sie in der Lage und kann segeln und gleichzeitig Geschwindigkeiten von über 10 Knoten auch bei Flaute erreichen.

Ähnlich so sieht auch das Konzept bei Ponant für „Swap2Zero“ aus, das in Frankreich als „Schaufenster französischer Technologie“ realisiert werden soll. Bei einer Frage hat sich die Neubauabteilung von Ponant noch nicht festgelegt: Den Segeln.


Die zweite Möglichkeit für die Segel des PONANT-Projekts – „Ayro´s Oceanwings®“ Technologie.
Abbildung: © Stirling Design International

Hier sind laut Ponant noch zwei Systeme in der Auswahl. Das eine ist ein klassisches Trapezsegel mit Solid Sail Rig. Das andere sind Flügelsegel aus dem Hause Ayro Oceanwings (Paris). Die Flügelsegel lassen sich wie Fensterrollos rauf und runterfahren und drehen. Die Masten können sogar gekippt werden, was die Restriktionen durch Brücken und Hochspannungsleitungen in Häfen reduziert.

Die Solid Sail Rigs bieten dafür größere Segelflächen und das Erlebnis des Segelns mit hohem Winddruck bei der Fahrt vor dem Wind. Ob diese Masten für Häfen und Flusspassagen in der Höhe reduziert werden können, ist auch noch unklar.

Die „Swap2Zero“ bekommt zusätzlich zum Windantrieb noch einen bunten Strauß weiterer Innovationen für die Nachhaltigkeit. 10000 Quadratmeter Photovoltaik werden verbaut. Nieder-Temperatur-Brennstoffzellen kommen ebenso in den Rumpf. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren. Die Hauptleistung müssen aber vier Verbrennungsmotoren bringen. Die beiden Doppel-Schornsteine in den veröffentlichten Animationen sind ähnlich wie bei heutigen Schiffen. Allerdings sind die Rohre der Abgasführung wie bei Megayachten zart und fein mit verchromten Auslassen.

Das lässt den Betrieb mit umweltschonenden E-Fuels, Gas-to-Liquid-Fuels oder auch Methanol erahnen. Hier darf mit Spannung auf die nächsten Nachrichten aus dem Hause Ponant gewartet werden. FB