Den Neustart der Kreuzfahrten nach dem Lockdown im Frühjahr wollen die fünf deutschen Küstenländer anders als im vergangenen Jahr angehen. Die Häfen sollen den Reedereien einheitliche Rahmenbedingungen vorgeben.
„Wir wollen abgestimmt vorgehen“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) am 20. Januar beim 9. Hafendialog der Küstenländer. Zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium und dem Maritimen Koordinator der Bundesregierung hatte Buchholz sich mit den Ressortkollegen aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Niedersachsen in einer dreistündigen Videokonferenz über Hafenthemen abgestimmt.
Es sei jedoch nicht geplant, den Reedereien Vorschriften zu machen, welche Häfen angelaufen werden dürften, so Buchholz. Ziel der Einigung sei die Abfertigung und die Bewertung der Kreuzfahrt im rechtlichen Sinn.
Im vergangenen Jahr hatten die Bundesländer Kreuzfahrtschiffe mal als touristische Produkte gesehen und deshalb gleich verboten. Andere Länder sahen Kreuzfahrt als Teil des internationalen Reiseverkehrs.
Das Ergebnis waren unterschiedliche Genehmigungen für Seereisen. So waren beispielsweise in Kiel und Hamburg Kreuzfahrten bis in den November noch erlaubt.
Für die Abfertigungsbedingungen in den Häfen sollen zukünftig einheitliche Rahmenbedingungen und Auflagen bei der Hygiene gemacht werden. Damit will man es auch den Reedereien erleichtern, sich auf die Vorgaben einzustellen.
Wichtig sei auch eine Abstimmung über den Starttermin. „Wir wollen den Zeitpunkt, wann es wieder losgehen kann, vorher miteinander so abstimmen, dass es kein Rennen gibt“, sagte Buchholz.
Am 30. April steht nach heutigem Stand der Anlauf der AIDAnova in Kiel auf dem Programm. Die Reederei AIDA will im März den Betrieb langsam wieder hochfahren. Alle 14 Schiffe liegen seit dem Jahreswechsel auf. Einer der wichtigsten deutschen Häfen für den Rostocker Kreuzfahrtanbieter soll im Sommer Kiel werden.
AIDA sowie die Wettbewerber TUI Cruises, MSC, Costa und Hapag-Lloyd planen für die Kreuzfahrten aber mit verschiedenen deutschen Häfen. Bremerhaven, Hamburg, Kiel und Rostock kommen infrage. In Kiel stehen rund 200 Anmeldungen in der Liste des Hafens. Da die Häfen jeweils im Zuständigkeitsbereich der Städte sind und die Länder die Richtlinien erlassen, wolle man den Reedereien einheitliche Rahmenbedingungen geben. Die Unternehmen peilen den Mai für den Start in Norddeutschland an.
Auf den Kanarischen Inseln soll es bereits im März wieder losgehen. In Italien will die Reederei MSC sogar schon an diesem Wochenende an den Start gehen. Bislang sind große Kreuzfahrtschiffe nur in Asien ab Taiwan und Singapur im Einsatz. Mit der AIDAnova wird im April das erste Schiff in Hamburg erwartet. Am 26. April startet das Schiff nach Kiel. Das 2018 von der Meyer Werft an AIDA gelieferte Traumschiff soll in diesem Jahr das größte Kreuzfahrtschiff in den deutschen Häfen sein.
Ein weiteres Thema war die Ausrichtung der Seehäfen auf die Zukunft der Energieversorgung, bei der die Ressortchefs der Küstenländer trotz der Konkurrenzsituation zusammen arbeiten wollen. Wie Mecklenburg-Vorpommerns Energie- und Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD) betonte, müssten die Investitionen in Umschlageinrichtungen für Gas und regenerativ erzeugten Wasserstoff jetzt erfolgen, wenn man nicht zusehen wolle, wie in anderen Ländern das Geschäft gemacht werde.
Einig waren sich die Ressortchefs aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen und Bremen darüber, dass Deutschland seinen Bedarf an Wasserstoff und daraus erzeugten flüssigen Energieträgern nicht allein decken können, wenn Kohle, Öl und Erdgas durch CO2-freie Energieträger ersetzt werden sollen.
Hier sieht der Maritime Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann, (CDU), ein „enormes Potenzial“ für die deutschen Häfen. Mit Blick auf die Planungen für ein LNG-Terminal in Brunsbüttel stellte Bernd Buchholz fest, dass sich dieser Terminal mit Veränderungen auch für einen späteren Wasserstoff-Import eignen würde. Zudem sei der Bedarf so groß, dass derartige Terminals in mehreren deutschen Häfen betrieben werden könnten.
Zugleich warnte er vor einer Verteufelung des fossilen LNG: „Wenn wir in der Schifffahrt und den Häfen ökologischer unterwegs sein wollen, können wir nicht von heute auf morgen auf Wasserstoff und Ähnliches umknipsen. Die Technologie dafür ist überhaupt nicht verfügbar“, so Bucholz. Wer CO2-ärmer unterwegs sein wolle, müsse zunächst auf LNG als bewährte Brückentechnologie setzen. FB/JPM