Zwischen 1870 und 1935 machten Maler die abgelegene Nordspitze Dänemarks berühmt. Sie gründeten eine Künstlerkolonie und ein Museum. Dagmar Krappe berichtet.
Grenen heisst die schmale Landzunge am nördlichsten Zipfel Jütlands. Hier schwappen die Wellen von Skagerrak und Kattegat zusammen. Das sieht und spürt man, wenn man mit einem Bein in der Nordsee und mit dem anderen in der Ostsee steht. Grenen bedeutet Zweig. Das passt, denn er wächst jedes Jahr durch Strömung und Wind ein paar Meter Schweden entgegen.
Dass die Gegend zwischen zwei Meeren ein magischer Ort ist, empfand auch eine Gruppe junger Maler, die ab den 1870er Jahren viele Sommer im beschaulichen Skagen und an den feinen Sandstränden verbrachte.
„Bis Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nur wenige Künstler in die abgelegene Region“, sagt Niels Bünemann vom Skagens Museum: „Über Land benötigte man mehrere Tage mit Pferdekutschen durch öde, unwirtliche Gegenden. Reiste man auf dem Seeweg an, so musste man auf dem offenen Meer von Bord gehen und sich der Küste in einem kleinen Ruderboot nähern, da es noch keinen Hafen gab.“ Wer keinen konkreten Anlass hatte, sich diesem Landstrich zu nähern, der liess es. Das änderte sich, als ab 1870 die Eisenbahn immerhin bis ins 40 Kilometer südlich gelegene Fredrikshavn fuhr.
Der Bornholmer Michael Ancher reiste als einer der Ersten auf Einladung seines Studienkollegen Karl Madsen ans äusserste Ende Dänemarks. Beide waren an der Kunstakademie Kopenhagen ausgebildet und hatten irgendwann den realitätsfernen Stil, wunderschöne Menschen in perfekter Umgebung zu malen, satt. Unter dem weiten Himmel suchten sie inspirierende Motive.
Wenn Künstler nach Skagen kamen, dann logierten sie im „Brøndums Gård“, dem einzigen Gasthof der Siedlung, den Erik und Ane Hedvig Brøndum betrieben. Schon seit seinem ersten Aufenthalt verband Michael Ancher eine enge Freundschaft mit der Tochter der Wirtsleute, der damals 14-jährigen Anna. Karl Madsen gab ihr Zeichenunterricht. Schliesslich durfte sie sich an einer privaten Malschule für Frauen in Kopenhagen einschreiben. Sehr aussergewöhnlich zur damaligen Zeit. Mit 21 heiratete sie den zehn Jahre älteren Michael Ancher. Das Traumpaar der Kunstszene liess sich in Skagen nieder…
… Lesen Sie weiter in der aktuellen AN BORD.
Fotos: Dagmar Krappe