Die Kreuzfahrt ist weltweit fast komplett zum Stillstand gekommen. Von den rund 300 großen Kreuzfahrtschiffen sind nur wenige in Fahrt. Meist sind es Rückkehrer von Weltreisen.
Die ASTOR war eines der Schiffe, die Mitte März mitten im Indischen Ozean mit 371 deutschen Urlaubern überrascht wurde. Zusammen mit den 277 Crewmitgliedern setzte das Schiff seine Reise über Kapstadt nach Bremerhaven fort. Am Ostersonntag traf das Schiff in Bremerhaven ein. Da es an Bord nach über 30 Tagen auf See keine Covid-19-Infektionen gab, wurden alle Passagiere nach Hause entlassen. Aktuell sind nur noch drei Kreuzfahrtschiffe mit Passagieren an Bord auf See. Die COSTA DELIZIOSA ankert vor Marsala an der Westküste Siziliens. Dort war am 16. April ein Passagier mit Verdacht auf eine Covid-19-Infektion ausgeschifft worden. Die COSTA DELIZIOSA kam im Rahmen der Weltreise aus Muscat im Oman und sollte in Savona die 1.815 Passagiere ausschiffen.
Ebenfalls auf Heimatkurs im Mittelmeer ist noch die MSC MAGNIFICA, die aus Australien heimkehrt und in Marseille die letzten Passagiere ausschiffen soll.
Im Pazifik ist mit der PACIFIC PRINCESS noch ein Schiff von Princess Cruises unterwegs. Es bringt die letzten 115 Urlauber Anfang der Woche aus der Südsee nach Los Angeles.
Wenn diese drei Schiffe ihre Reisen offiziell beendet haben, befinden sich erstmals in der Geschichte der modernen Kreuzfahrt keine Passagiere mehr auf See. Bis Juli wird auch nicht mit der Wiederaufnahme des globalen Reiseverkehrs gerechnet.
In Deutschland ist der Start von kleineren Schiffen mit bis zu 1.000 Passagieren im Sommer bereits in Planung. Alle Reedereien arbeiten aktuell an Konzepten für den Neustart. Dabei stehen die Vorgaben der Gesundheitsbehörden im Fokus. Der technische Fahrbetrieb der Schiffe geht aber dennoch weiter. Schiffe wechseln die Häfen, Werftzeiten werden vorgenommen und neue Reviere für die Zeit nach dem Ende der Reisebeschränkungen angesteuert. Aber auch das Waschen von Tanks und Testläufe der Antriebsanlagen erfolgen bei den Schiffen aktuell. Deshalb sind immer mal Schiffe auf See.
Die Reederei Costa nutzt eines ihrer Schiffe für den Transport von Crewmitgliedern. Die COSTA MEDITERRANEA hat in Italien in La Spezia und Brindisi Crewmitglieder von anderen Costa-Schiffen übernommen und soll sie bis Anfang Mai zurück in ihre asiatischen Heimatländer bringen.
Besonders schwer trifft die Entwicklung Werften. Die gerade ins Kreuzfahrtgeschäft eingestiegenen MV Werften in Mecklenburg-Vorpommern haben die Fertigung der Aufträge für die Genting-Gruppe gedrosselt.
Die Meyer Werft hat reagiert und reduziert für die Neubauten ebenfalls das Bautempo. Die Zahl der Ablieferungen der bereits bestellten Schiffe soll auf über 2024 hinaus gestreckt werden. Statt drei Neubauten pro Jahr soll die Zahl der Ablieferungen in Papenburg in Absprache mit den Kunden mittelfristig auf zwei gesenkt werden.
Die Meyer Werft richtet sich laut Vorstand Bernard Meyer darauf ein, dass der Bedarf an neuen Kreuzfahrtschiffen vorerst gedeckt ist. Eine Situation wie 2019 erwartet der Werftchef erst wieder 2030. FB
Test und Foto: Frank Behling