VIVA Cruises Geschäftsführerin Andrea Kruse im Gespräch über Start und Ziele im neuen Expeditionsbereich.
Es ist ein großer Schritt vom Fluss in den Expeditionsmarkt. Was waren hierfür die Gründe?
Innerhalb der Scylla Gruppe sind wir auch bei VIVA Cruises auf Wachstum ausgerichtet. Ausschlaggebend war aber sicher auch die Schiffsgröße. Die SEAVENTURE hat eine Passagierzahl vergleichbar der eines Flussschiffs. Auf dem Fluss haben wir seit Jahrzehnten die entsprechende Erfahrung und die Herausforderungen der letzten Monate werden uns auch noch das ganze Jahr begleiten. Aber in diesen Zeiten konnte uns nichts Besseres passieren, als ein Schiff dieser Größe zu bekommen, was auch die Chance erhöht, als einer der ersten wieder fahren zu können.
Worin sehen Sie die größten Chancen für die neue Positionierung von VIVA?
Zum einen natürlich in den Fahrtgebieten mit kleineren Häfen, die nur mit solchen Schiffen befahren werden können. Zum anderen auch von den unterschiedlichen Märkten. Die Grundidee bei VIVA Cruises ist es, nicht nur den deutschsprachigen, sondern auch den internationalen Markt zu bedienen, um uns breiter aufzustellen. Wir haben viele neue Kunden aus UK, Skandinavien oder Benelux. Wir haben neue Kunden, neue Altersschichten an das Produkt herangeführt – das war unser Ziel. Auch für den Expeditionsmarkt.
Was wird jetzt in der Werft gemacht?
Der Werftaufenthalt fällt im Augenblick vom Budget anders aus, als wir uns das natürlich gedacht haben. Also müssen wir hier Prioritäten setzen. Die wichtigsten technischen Dinge werden gemacht, andere wirklich schöne neue Design-Ideen für Restaurant oder Expeditionslounge sollen dann beim nächsten Werftbesuch umgesetzt werden. Die Kabinen sind in einem sehr guten Zustand. Das Schiff war unter Hapag-Lloyd 2018 bei Blohm + Voss umfassend renoviert worden.
Für die Gesundheitsprotokolle ist das Schiff gut aufgestellt – das Geschehen im Passagierbereich findet auf fünf verschiedenen Decks statt, wo man auch Einbahnstraßen einrichten kann. Wir werden an drei Standorten Restaurants haben und können so das Essen hinsichtlich der Gästezahl gut aufteilen. Zudem gibt es schon umfassende Maßnahmen wie zahlreiche Desinfektionsspender, Fiebermessen, ständige Tests bei den Crewmitgliedern.
Welche sind für Sie die interessantesten Destinationen mit der SEAVENTURE?
Für 2021 sicher Island und Grönland. Es gibt auch Pläne für Kanada, Neufundland, Spitzbergen, das wird in absehbarer Zukunft stattfinden. Für solche Destinationen ist das Schiff prädestiniert. Wie auch die Fahrten in den Wintermonaten, in denen die SEAVENTURE dann für Polar Latitudes in der Antarktis von Ushuaia aus operiert. Die sind übrigens schon jetzt zu 88 Prozent ausgebucht. Wir buchen hier von Seiten VIVA Cruises mit großem Erfolg zu.
Die Menschen wollen wieder reisen.
Ja, es wäre aber fatal, wenn nach dem Restart wieder Dumpingpreise auftauchen oder sich Anbieter Preisschlachten mit anderen liefern. Wir haben gemerkt, dass unsere Gäste bereit sind, den Reisepreis zu zahlen, aber durch die ständig wechselnde Politik verunsichert sind. Dadurch ändern sich die Grundperspektiven.
Haben Sie feststellen können, ob auch Fans der ehemaligen Bremen bei Ihnen buchen?
Da gibt es schon einige ehemalige Kunden, die Schiffsliebhaber sind und bereits vor allem die neuen Expeditionsreisen gebucht und sich ihre Lieblingskabine gesichert haben. Viele unserer Kunden haben mit dem Schiff schon zahlreiche Male die Welt entdeckt und verbinden daher viele schöne Erlebnisse damit. Umso mehr freuen sie sich auch darüber, dass das Schiff nicht wie so manch anderes klassisches Kreuzfahrtschiff verschrottet wird, sondern mit dem Namen SEAVENTURE ein neues Kapitel startet.
Wie weit gehen die Reiseplanungen derzeit?
Für die Winterhalbjahre ist das Schiff für fünf Jahre mit Verlängerungsoption von Polar Latitudes gechartert. 2022 wird VIVA Cruises den Großteil der Reisen bis auf wenige kleine Chartereinheiten als Veranstalter betreuen. Geplant sind unter anderem Touren mit den Highlights Island, Grönland, Spitzbergen, Nordkap oder zu den Färöer Inseln, den Hebriden und nach Schottland. Einige Reisen werden von Bremerhaven aus gestartet, andere von Reykjavik.
Wie wollen Sie sich von anderen abgrenzen?
Zum einen ist es die Passagierzahl, die Hardware des Schiffes und die Eisklasse, die beste Voraussetzungen für bestimmte Destinationen mit sich bringen. Zum anderen hat die SEAVENTURE noch einen echten Charakter und als klassisches Expeditionsschiff eine lange Geschichte, wodurch sie sich von der Masse abhebt.