Traumwetter für ein Traumschiff: Der erste Hamburg-Anlauf mit Gästen und auf absehbare Zeit wahrscheinlich eine einmalige Stippvisite bleibende Besuch der Disney Dream lockte am Mittwochabend zahlreiche „Sehleute“ an das Elbufer.
Das 2010 von der Papenburger Meyer Werft für rd. 823 Mio. Euro für die zur amerikanischen Disney Corporation gehörende und 1995 gegründete Disney Cruise Line erbaute 129.610-BRZ-Schiff, das am Dienstagmorgen um kurz nach 06.00 Uhr am Kreuzfahrtterminal Steinwerder zu einem Overnight-Stop festgemacht hatte, war mit rd. 3.000 vorwiegend englischen und amerikanischen Gästen zu einer rd. einwöchigen Southampton-Rundreise gestartet, auf der dem serbischen Stammkapitän Vidak Zvonimir noch am gleichen Tag die traditionelle Erstanlaufplakette überreicht wurde.
Für ihn war es allerdings kein Erstanlauf mit diesem Schiff, den er war schon 2010 an Bord des damals als größtes bisher in Deutschland erbautes Kreuzfahrtschiff erstellten Neubaus, der als dieser noch unter Werftflagge vor der Übergabe an die Reederei an Bord in Hamburg zu einer Reparatur der Propellerschäden im Trockendock Elbe 17 bei Blohm + Voss trockengestellt worden war.
Mit der für bis zu 4.000 Gäste ausgelegten und über 18 Decks, davon 14 für Passagiere, verfügenden Disney Dream, die sich bereits im vergangenen Jahr in Kiel vorgestellt hatte, hat jedoch erstmals ein Kreuzfahrtschiff der Reederei Disney Cruise Line im Hamburg festgemacht und so einen Höhepunkt der diesjährigen Kreuzfahrtsaison in der Hansestadt markiert.
Eine der Hauptattraktionen an Bord ist neben dem Theater mit 1.340 Plätzen, dem 3-D-Kino und dem über drei Decks reichenden Atrium die 233 Meter lange Wasserrutsche, die sich über 4 Decks erstreckt.
Am Mittwochabend verabschiedete sich das Schiff mit einem langen Ton aus seinem Typhon und bekannten Melodien aus den Lufthuzen vor den beiden markanten roten Schornsteinen von seinem Liegeplatz in Steinwerder und nahm mit Schlepperbegleitung elbaufwärts Kurs auf die Elbphilharmonie, bevor es nach einem Wendemanöver hinter dem Wassersalut des Feuerlöschbootes Brandmeister Westphal und in Begleitung zahlreicher Barkassen, Ausflugsschiffen und Sportbooten vorbei an den Landungsbrücken und am Kreuzfahrtterminal Altona elbabwärts nach See zum nächsten Zielhafen ging. Bei einbrechender Dunkelheit hatte das Kreuzfahrtschiff den Hamburger Hafen gegen 18 Uhr wieder verlassen, um dann weiter zu fahren. Es zuckten dann vereinzelt Blitze als Vorboten eines aufziehenden Gewitters am abendlichen Himmel auf, bevor dieser Regenschauer als Abschiedstränen vergoß.
Nachdem die Disney Cruise Line mit der Disney Magic (BRZ: 83.338) und der Schwester Disney Wonder (1998 und 1999) ihre ersten beiden Kreuzfahrtschiffe erhalten hatte, wollte man nach Angaben von Philip Gennotte, Portfolio Projekt Management Executive der Walt Disney Imagineering (Germany) GmbH, für die Weiterentwicklung der Flotte verstärkt auf Qualität und pünktliche Lieferung setzen, und habe sich für die Meyer Werft-Gruppe entschieden, „die für diese Tugenden bekannt ist und weiß, was wir brauchen“.
Die Werft, die Anfang August gerade die in der zweiten Septemberhälfte emsabwärts zur Erprobung und Endausrüstung nach See zu überführende Disney Treasure (341 m Länge, 1.200 Kabinen für rd. 4.000 Gäste, LNG-Antrieb) als viertes Schiff für Disney ausgedockt hat, verfügt inzwischen über Aufträge für weitere sieben Disney-Neubauten im Portfolio. Zu den insgesamt elf bis 2031 an die Amerikaner zu liefernden Schiffen gehört nicht nur ein gerade für den Einsatz auf dem japanischen Markt bestimmtes 140.000-BRZ-Schiff der Wish-Klasse mit 1.250 Kabinen, das 2028 in Fahrt kommen soll, sondern auch das 2025 zu liefernde neue Flaggschiff Disney Adventure (342 m, 208.000 BRZ, 6.000 Gäste), das die Reederei aus der Konkursmasse der MV Werften/Genting Hongkong erworben hatte und das die Meyer Werft als Generalunternehmer derzeit in Wismar komplettiert. „Wenn wir genügend Schiffe haben, werden wir auch für neue Destinationen offen sein und falls wir dann auf dem deutschsprachigen Markt aktiv werden, werden wir unser Angebot auch personalmäßig auf den Schiffen entsprechend anpassen“, stellte Gennotte bei der der Hamburg-Premiere in Aussicht. JPM
Fotos: Jens Meyer