Im Hamburger Kreuzfahrtbusiness gibt es eine europaweit einmalige Schnittstelle zwischen privaten und öffentlichen Institutionen. Im zwanzigsten Jahr ihrer Existenz hat sich das Netzwerk Hamburg Cruise Net jetzt neu aufgestellt. Roland Mischke informierte sich
Abbildung: © Jonas Weinitschke – Adobe Stock
„Dopamin ist ein Neurotransmitter unseres zentralen Nervensystems. Es treibt an, macht stark und für das Erreichen von Zielen steht es wie kein anderes Hormon. Wer entschlossen seine Aufgaben formuliert, sie strukturiert angeht und andere mit einbezieht, wird belohnt. „Dopamin will unsere Zukunft besser machen“, fasst der US-Experte Daniel Z. Lieberman, Psychiater und Hirnforscher, zusammen. Bei Liebe und Kreativität, aber auch in der Politik spielt Dopamin eine eminent wichtige Rolle, sagt Lieberman. Menschen mit wenig Dopamin schauen nach unten. Menschen mit viel Dopamin schauen nach oben oder gleich in den Himmel und zu den Sternen. Dopamin ist der wirksamste Planhelfer. Oder, wie Lieberman schwärmt, „der Treibstoff für den Motor unserer Träume“. Die Hanse- und Hafenstadt Hamburg ist inzwischen auch eine Dopamin City. Jedenfalls für Freunde und Fans der Kreuzschifffahrt. Wenn mächtige und elegante Passagierschiffe vor Hamburg kreuzen, begeistern sich Tausende Menschen, fotografieren und winken. Ganze Großfamilien sind unterwegs, die Generationen vereint. Als die Queen Mary 2 das erste Mal in den Hafen glitt, wurde sie von Feuerlöschbooten begleitet, die Fontänen sprühten. Auf der Pier stand ein Musikorchester und eine halbe Million Hamburger fieberte mit. Inzwischen ist die Queen Mary 2 Stammgast in der Hansestadt, das hat sich bereits als Tradition etabliert.
Großerlebnis zu Wasser und zu Lande
Organisatoren solcher Spektakel sind die Mitglieder des Hamburg Cruise Net e.V. (HCN). Der Verein hat sich 1998 als damals Hamburg Cruise Center gegründet und hat heute mehr als hundert Mitglieder aus der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft. Ein Beispiel für das gemeinsame erfolgreiche Engagement im Rahmen einer Private Public Partnership. Der HCN hat das erklärte Ziel, die Stadt zur weltweit angesagten Kreuzfahrtmetropole zu entwickeln. Die Schifffahrt prägt – Hamburgs Geschichte würdigend – als Image eine Stadt, die immer maritim orientiert war. Hamburgs DNA war stets die Verbindung zur See. Das soll gestärkt und als Attraktion inszeniert werden. Deshalb sind die Hamburg Cruise Days kreiert worden, die seit Sommer 2008 alle zwei Jahre stattfinden. Im Auftrag der Stadt werden sie von einem privaten Mitgliedsunternehmen des HCN organisiert. Diese Veranstaltung macht die Hansestadt drei Tage lang zum Mekka der Kreuzfahrt, 2019 vom 13. bis 15. September. Tagsüber gibt es viel Kultur mit Musik und Tanz. Die mobilen Märkte bieten kulinarische Highlights, für Kinder und Erwachsene gibt es Spiel und Spaß an der Hafenkante. Und überall gibt es etwas für weit mehr als eine halbe Million Besucher. Die schönsten Cruise Linern fahren über den Strom in den Hafen ein, die Parade bekannter Kreuzfahrtschiffe ist deutschlandweit einzigartig. Sie werden von Booten, Barkassen und Feuerwerk begleitet. Bei einsetzender Dämmerung beginnt die Illumination von Hamburg rund um die Elbphilharmonie. Hier wird die Faszination der Kreuzfahrt zelebriert, als Großerlebnis zu Wasser und zu Lande. Das maritime Festival verwandelt den Hafen zum Treffpunkt der schönsten internationalen Kreuzfahrtschiffe. Das Echo wird weit über den Hafen hinausgetragen. Mit Lichterfahrten, Hop-on/Hop-off-Touren auf der Elbe, mit Hafenrundfahrten und Bordpartys. Die Hamburger sind stolz auf ihre Stadt, die an diesen Tagen wie verzaubert wirkt. Der HCN brachte es in seiner Vereinsgeschichte gleich im ersten Jahr, 1999, zu einem Höhepunkt. Die Taufe der Europa von Hapag-Lloyd Cruises wurde zum öffentlichen Großereignis. Das geschah in einer Zeit, als die Hafenstruktur noch nicht weiterentwickelt war, nur wenige Passagierschiffe die Stadt anliefen und etwa 10 000 Passagiere pro Jahr auf dem Wasserweg nach Hamburg gelangten. Der Verein bemühte sich dann um Attraktionen, wie etwa das Anlegen größerer Kreuzfahrtschiffe. Nächstes Ziel war die Schaffung von geeigneten Kaianlagen für Kreuzfahrtschiffen in Zentrumsnähe. Das gelang im Laufe der kommenden Jahre. Der Bau der HafenCity wurde zum Wendepunkt, die geniale Idee, ein neues Quartier entstehen zu lassen, fand in der Bevölkerung großen Zuspruch. Mittlerweile gibt es drei Kreuzfahrtterminals. Mehr als 4000 Menschen haben in dieser Branche Arbeitsplätze gefunden.
Was will Hamburg?
Der HCN hat für die Stadt weitere ehrgeizige Ziele. Hamburg soll die Kreuzfahrtstadt Nr. 1 werden, der Starthafen für Kreuzfahrten erste Wahl bundesweit. Der bevorzugte Ort für Ausbildung und Beschäftigung in der Kreuzfahrtbranche soll noch weiter gefördert werden, auch durch spezifische Berufsbilder und neue Studiengänge. Mitarbeiter sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Qualifikation weiterzuentwickeln. Innovative Ideen und Gedanken sind ausdrücklich erwünscht, um die ganze Branche noch stärker zu vernetzen. Die Terminals sollen bei Ankunft und Abfahrt der Schiffe optimal genutzt und der Transfer von Passagieren und Gepäck vom und zum Flughafen und Hauptbahnhof verbessert werden. Dabei sollen alle sinnvoll-nützlichen ökologischen und ökonomischen Lösungen umgesetzt und angewandt werden. Die Themen und Herausforderungen können nicht nur mit lokalen Politikern, sondern auch mit Bürgern jederzeit erörtert werden. Ein Gesamtkonzept soll die weitere Entwicklung des Kreuzfahrtstandortes Hamburg festlegen. Dopamin, erklärt Daniel Z. Lieberman als weltweit wohl bester Experte in dem wissenschaftlichen Bereich, „ist immer ein Versprechen“. Aber es wird erst zum Erfolg, wenn es gelingt, „es zu fokussieren“. Da will Hamburg hin.
Lesen Sie dazu auch die Interviews:
- Hafen aus einer Hand, Interview mit Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority (HPA) und Sacha Rougier, Geschäftsführerin der Cruise Gate Hamburg GmbH
- Die Hamburger DNA, Interview mit Hamburgs Tourismuschef Michael Otremba
- Interview mit Dr. Stefan Behn, Vorstandsvorsitzender Hamburg Cruise Net e.V. (HCN)
- Interview mit Matthias Rieger, Geschäftsführer Hamburg Cruise Net e.V.