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DREIMAL TOTALVERLUST

Die Svea Corona startete als Fähre für Passagiere und ihre Fahrzeuge, später wurde sie umgebaut und noch später zum Kreuzfahrtschiff umgewandelt. Sie hatte keine lange Lebenszeit.

Dieses Schiff wurde in Frankreich für schwedische Rechnung erbaut, der Heimathafen war Stockholm. Erstellt wurde die Svea Corona 1974/75 im Auftrag der in Stockholm ansässigen Rederi AB Svea, geplant war sie für den Einsatz durch die Silja-Linie in deren schwedisch-finnischen Liniennetz, Werft-Partner war von Anfang an die Dubegion-Normandie SA im französischen Nantes. Das Schiff war die erste Einheit der zweiten Generation der sogenannten „französischen Schwestern“ für die Silja-Liniendienste, zu deren erster Generation die Motorschiffe Aallotar und Svea Regina gehörten, die schon 1972 ausgeliefert worden waren. Wie sie wurde die Svea Corona in den Fährverkehr zwischen Helsinki, Turku, Mariehamn und Stockholm eingestellt.

Am 23. Mai 1975 war die Svea Corona von der Taufpatin Elsa Högberg getauft worden. Dieses Schiff und seine beiden Schwestern Wellamo und Bore Star, die bereits nach drei Jahren die Schiffe der ersten Generation ablösten, waren – speziell ausgestattet für den nordischen Liniendienst – gebaut worden für eine neue Ära im Ostsee-Fährverkehr. Sie übertrafen mit ihrer größeren Bauart sämtliche früheren Fähren, die auf diesen Routen unterwegs waren.

1981, nach erst sechs Jahren, ging die Svea Corona schon an die Johnson-Linie Ab Stockholm, 1984 an die griechische Epirotiki SS Navigation Piräus, im selben Jahr an die Cosmos Cruises Maritime, auch eine griechische Gruppe, und schließlich 1994 an die Strintzis-Linie. Sie erlebte Katastrophen, Wechsel und überstand sie alle bis zum letzten Unglück. Bei jedem neuen Verkaufserwerb erhielt sie neue Namen, wurde auch mehrfach aufgelegt und umgebaut. Das war ein bisschen viel für das mittelgroße Schiff.

Die Geschichte der Svea Corona begann mit der Bestellung am 4. Juni 1973, nach der die Arbeiter der Werft Dubigeon-Nomandie in Nantes unter der Baunummer 141 mit der Fertigung begannen. Am 19. Februar 1974 erfolgte die Kiellegung, am 17. Juli 1974 lief sie vom Stapel. Im April 1975 begannen die ersten Probefahrten, die erfolgreich verliefen, daraufhin wurde das Schiff am 19. Mai des gleichen Jahres an die Stockholmer Reederei übergeben. Am 24. Mai desselben Jahres erfolgte die Indienststellung, als Schwesterschiffe folgten die in den Monaten danach fertiggestellten Schwestern Wellamo und Bore Star.

Das über die Eisklasse 1 A verfügende Schiff war 153 Meter lang und 22,34 Meter breit, der Tiefgang lag bei maximal 5,8 Metern und die Tragfähigkeit bei 1746 tdw.. Die ursprüngliche Vermessung wurde mit 12.576 BRT angegeben, ab 1984 13.275 BRT. Im Maschinenraum gab es 4 x vier Pielstick-12-PC2-2V-Dieselmotoren, die auf zwei Verstellpropeller arbeiteten. Die Maschinenleistung betrug 17.904 kW (24.343 PS), die Höchstgeschwindigkeit 21 Knoten (39 km/h). Zugelassen waren anfangs 1200, ab 1984 700 und ab 1987 810 Gäste, die Fahrzeugkapazität belief sich auf 240 Pkw, ab 1984 nur noch 150 Pkw. Eine Angabe zur Besatzungsstärke ist nicht vorhanden.


„Sundancer“, Foto: Sammlung JSA

Gleich zu Beginn ging es schief für die Svea Corona, es begann eine unsägliche Unfallserie über mehrere Jahre hinweg. Im Juni 1975 verlor sie einen ihrer Propeller. Am 6. Juni desselben Jahres wurde das Schiff zur Valmet Oy in Helsinki geschickt, weil die beiden Bugstrahlruder defekt waren. Am 28. Februar 1978 kam es zu einer Kollision mit dem RoRo-Frachter Finnfellow. Am 30. Juni 1984 lief das Schiff, das nach vorherigem Umbau zum Kreuzfahrtschiff im Mai 1984 an die auf den Bahamas ansässige Reederei Sundancer Cruises verkauft und in Sundancer umbenannt worden war, auf einer Reise von Vancouver nach Alaska in der Duncan Bay auf ein Unterwasserriff, es bekam starke Schlagseite nach Steuerbord. Menschen kamen nicht zu Schaden, aber die Sundancer sollte an einen Anleger gebracht werden. Der Kapitän beschloss, das Schiff mit voller Kraft voran zu treiben und fuhr es gen Land. Dummerweise befand sich dort ein altes Sägewerk, es gab ein riesiges Loch im Rumpf und der gesamte Maschinenraum füllte sich mit Wasser. Im seichten Wasser sank der auf 10 m aufgerissene Rumpf auf Grund, riss dabei Teile des Anlegers mit sich. Die ehemalige Svea Corona wurde nach der Bergung im August 1984 als Totalverlust abgeschrieben, aber sie wurde gerettet, indem man sie zum Verkauf stellte und überarbeitete.


Foto: Jürgen Saupe
Foto: Sammlung JSA

Die im Januar 1985 in Pegasus umbenannte und nach Piräus überführte Sundancer ex Svea Corona wurde dort ab Dezember des Jahres für die Cosmos Cruises Maritime Company für weitere Fahrten zum Kreuzfahrtschiff umgebaut. Ab Januar 1986 schickte man es zu diversen Häfen in Südamerika. Danach lag es von Mai bis September 1986 als Hotelschiff im Hafen von Vancouver. Ab 1987 ging es wieder auf Reisen in die Mittelmeerregion. Das Schiff war nun im Besitz von Epirotiki Lines. In den Wintermonaten 1989 und 1990 ging es zu Kreuzfahrten in die Karibik.


Am 2. Juni 1991 befand sich das Schiff in Charter der Robert Bosch GmbH, die es für eine Ausstellung ihrer neuen Produkte im Hafen von Venedig an gut platzierter Stelle vor Anker gelegt hatte. Aus nie geklärter Ursache kam es zu einer Explosion an Bord, die einen Brand auslöste. Sämtliche Feuerwehrkräfte wurden eingesetzt, sie fluteten das Schiff mit so viel Löschwasser, dass es im Hafenbecken versank. Das war gewollt, denn man vermutete eine zweite gewaltige Explosion. Es sank im Hafen von Venedig. Ein zweites Mal wurde es als Totalverlust eingestuft. Es konnte aber geborgen werden und wurde im September 1991 nach Piräus geschleppt, wo es ein Jahr auflag und saniert wurde.


Foto: Sammlung JSA

Das Schiff war schon fast aufgegeben, als sich ein neuer Eigner fand, die griechische Reederei Strintzis Line. Nun hieß das Schiff Ionian Express und sollte zu seinem Beginn zurück – den Einsatz als Fährschiff. Der Umbau zu einer Auto- und Personenfähre gelang, die Strintzis Tochtergesellschaft Swansea-Cork Ferries wollte das Schiff zwischen Swansea und Cork fahren lassen. Doch das Brandunglück ließ nicht lange auf sich warten, bei den Umbauarbeiten in Perama loderten am 20. November 1994 wieder lange Feuerbrünste über dem geplagten Schiff. Abermals wurde ein Totalverlust registriert.

Daraufhin wurde die einstige Svea Corona ins türkische Aliaga überführt, wo sie am 29. März 1995 an die Mitarbeiter der Hurdasan Gemi Sökum Teisleri zum Abbruch übergeben wurde. Den beiden Schwesterschiffen war mehr Glück beschieden: der Bore Star blieben von da an noch 18 Jahre, der Wellamo sogar 22 Jahre.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer