Voraussichtlich ab Juni nächsten Jahres zwischen Norddeich und der ostfriesischen Insel Norderney zum Einsatz kommen soll der nach Angaben seiner Auftraggeber, der AG Reederei Norden-Frisia, erste rein elektrische Katamaran unter deutscher Flagge. Am 5. Juli erfolgte in Kozle, dem polnischen Standort der niederländischen Damen Shipyards Group, die Kiellegung des in Aluminiumbauweise zu erstellenden und für bis zu 150 Gäste ausgelegten Neubaus.
Vor der Absenkung des ersten Rumpfbauteils auf die Pallung wurden dort traditionell mehrere Münzen als Glücksbringer platziert. „Wir haben uns für einen polnischen Sloty, eine niederländische Reichsmark und eine Deutsche Mark entschieden, um die erfolgreiche europäische Kooperation in diesem Zukunftsprojekt zu symbolisieren“, sagte Reedereivorstand Carl-Ulfert Stegmann.
Der E-Kat sei Teil des umfassenden Nachhaltigkeitskonzepts der AG Reederei Norden-Frisia. „Mit dem E-Kat werden wir die Fahrzeit zwischen Norddeich und Norderney fast halbieren und dabei keinen CO2-Ausstoß verursachen. Unser langfristiges Ziel ist es, einen geschlossenen Kreislauf aus Stromproduktion und Stromverbrauch zu schaffen“, so Stegmann.
Maßnahmen für eine autarke Energiegewinnung seien bereits in der Umsetzung. Erste mit Photovoltaikanlagen überdachte Parkflächen in Norddeich seien bereits fertiggestellt. Alle weiteren Gebäude des Unternehmens würden ebenfalls auf ihre Eignung geprüft und mit PV-Anlagen ausgestattet. Ein Projekt zur Zweitverwertung von Altbatterien aus Elektroautos als Pufferspeicher für den Solarstrom befindet sich in der Realisierungsphase.
„Die Kiellegung unseres ersten rein elektrisch angetriebenen Katamarans zeigt, dass die Transformation in der Maritimen Wirtschaft hin zur mehr Nachhaltigkeit begonnen hat“, betonte Stephan Bekkers, Projekt Manager bei Damen. Der E-Kat der AG Reederei Norden-Frisia passe damit hervorragend zum Anspruch der Werft, Aluminiumschiffe mit einer immer effizienteren Ressourcennutzung und Zero-Emission Marinesysteme zu entwickeln.
Der 32,3 m lange Neubau, der von zwei E-Motoren über zwei Propeller (je 600 kW) für max. 19 kn angetrieben und mit zwei elektrischen Bugstrahlrudern (je 75 kW) ausgerüstet wird, wurde nach Vorgaben der Reederei speziell für den Einsatz im ostfriesischen Wattenmeer konzipiert. „Aufgrund der Bauweise hat der E-Kat einen Tiefgang von nur 1,2 Metern und kann die Insel so auch bei niedrigen Wasserständen schnell erreichen“, sagt Kapitän Stephan Ulrichs, der für die AG Reederei Norden-Frisia zusammen mit Maschinist Okko Hojer die Bauaufsicht führt.
„Der E-Kat erzeugt während des Betriebs keine CO2-Emissionen und auch das Laden mit unserem über Solardächer gewonnenen Strom ist CO2-neutral. Damit setzen wir voll auf die autarke Energieerzeugung vor Ort – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur nachhaltigen Schiffsflotte“, ergänzt Michael Garrelts, technischer Inspektor bei der Norden-Frisia.
Die Fahrzeit mit dem für 11 250 kg Nutzlast ausgelegten noch namenlosen Elektro-Katamaran für die 11 km Distanz nach Norderney wird nur 30 Minuten betragen. Nach Norddeich zurückgekehrt, wird der Neubau in rund 28 Minuten abgefertigt und kann anschließend die nächste Überfahrtfahrt zur Insel beginnen. Geplant ist, das Schiff in der Hauptsaison bis zu achtmal pro Tag nach Norderney zu schicken. JPM