Links überspringen

Ehemalige „Celestyal Crystal“ erreicht Abwrackwerft in Indien

Kreuzfahrtschiff sorgte in seiner über 40 jährigen Geschichte mehrfach durch Havarien für Aufsehen

Das nur 162 Meter und 1.200 Passagiere fassende Kreuzfahrtschiff Celestyal Crystal (IMO-Nr. 7827213) hat Ende April unter dem Überführungsnamen Sun Bright den langjährigen Aufliegeplatz im griechischen Hafen Lavrion verlassen. Nun zeigen Videos in den sozialen Medien die Ankunft des Kreuzfahrers mit einer bewegten Geschichte auf einer Abwrackwerft im indischen Alang.

Vor rund zwei Jahren hatte die Celestyal Crystal die letzten Reisen für den letzten Eigner Celestyal Cruises in der griechischen Ägäis durchgeführt, Ende August 2023 wurde das Schiff außer Dienst genommen und aufgelegt. Mehrfach gab es Meldungen über einen möglichen Weiterverkauf an eine neue japanische Kreuzfahrtreederei, doch wurde dies nie umgesetzt. Das nun finale Ende des Schiffes war somit mehr oder weniger absehbar, überrascht aber dennoch, bei der Fülle an Havarien und Unglücken, die das 1980 ursprünglich als Fährschiff Viking Saga erstellte und mehrfach umgebaute Schiff erlebt hat.

Die finnische Reederei Ab Sally bestellte im Dezember 1979 bei der Werft Oy Wärtsilä Ab in Turku zwei baugleiche Fährschiffe, die Viking Song und die Viking Saga. Nach der Ablieferung der Viking Saga im Juni 1980 kam das Schiff für Viking Line zwischen Helsinki und Stockholm zum Einsatz. 

Das Schwesterschiff, die ehemalige Viking Song, ist heute übrigens immer noch weitgehend im äußeren Erscheinungsbild als Fährschiff Regina Baltica im Mittelmeer im Einsatz. Vor rund 15 Jahren wurde es eine Zeitlang auch in der Deutschen Bucht als Hotelschiff beim Aufbau des Windparks Bard Offshore 1 genutzt.

Im Mai 1985 erfolgte die Umbenennung der Viking Saga in Sally Albatross um zukünftig für Kurzkreuzfahrten auf der Ostsee eingesetzt zu werden. Hieran schloss sich im Winter 1988 dann ein Großumbau auf der Bremerhavener Seebeckwerft an, wo das ehemalige Fährschiff zu einem Kreuzfahrtschiff umgebaut wurde. Dazu gehörte auch eine wesentliche optische Veränderung der Linienführung durch den Anbau von rundlichen Stahlverkleidung auf der bisherigen kantigen Vorschiffspartie des Schiffes. Ferner wurden die Kabinen als auch die Fahrzeugdecks umgebaut, die für Shows und Ausstellungen genutzt werden sollten.

Doch nur knapp zwei Jahre verkehrte das Kreuzfahrtschiff, als am 09. Januar 1990 an Bord während einer Werftliegezeit bei Finnboda in Nacka bei Stockholm ein Feuer ausbrach. Dieses konnte erst nach drei Tagen gelöscht werden. Es entstand ein Totalschaden und eigentlich ging man davon aus, dass das Schiff komplett verschrottet wird. Doch im September 1990 wurde der ausgebrannte Rumpf der Sally Albatross nach Naantali in Finnland geschleppt, wo der Rumpf abgewrackt wurde. Doch Teile des schwimmfähigen Rumpfes und der vier Pielstick-Hauptmaschinen wurden für einen Wiederaufbau eines neuen Kreuzfahrtschiffes, wieder unter dem Namen Sally Albatross verwendet. Dieser Aufbau erfolgte dann bis zum Frühjahr 1992 auf der Finnyards Werft in Rauma. Auch wenn das Schiff anschließend eine gänzlich ganz andere Optik als die vorherige Fähre hatte, handelte es sich bei der Wiederverwendung des Schiffsrumpfes um kein neues Schiff, somit blieb die IMO-Nummer gleich.

Das weitere Schiffsleben der neuen Sally Albatross blieb dann aber auch weiter spannend, lief das Schiff doch am 04.03.1994 vor Finnland bei Eisgang auf Grund und wurde schwer beschädigt. Nach erfolgter Reparatur in Italien zwischen November 1994 und September 1995 wurde das Schiff dann anschließend an die US-amerikanische Reederei Norwegian Cruise Line verchartert, die es bis zur Jahrtausendwende als Leeward vornehmlich in der Karibik einsetzte. Anschließend ging es für zwei Jahre als SuperStar Taurus für Star Cruises nach Asien, um 2002 als Silja Opera in die Ostsee zurückzukehren. Im Jahr 2007 wurde das Schiff dann an die zypriotische Louis Cruises verkauft und später in Louis Crystal umbenannt. Auf einer Mittelmeerreise im Juni 2015 kam es auf dem Weg von Griechenland in die Türkei vor Gallipoli zu einer Kollision mit einem Tanker und einer schweren Beschädigung im Vorschiff, Personen kamen zum Glück nicht zu Schaden.

Neben den regelmäßigen Einsätzen in der griechischen Ägäis war das inzwischen in Celestyal Crystal umbenannte Kreuzfahrtschiff ab 2015 dann auch eines der ersten, dass Kreuzfahrten nach Kuba absolvierte.  ChrEck

 

Fotos: Christian Eckardt, Sammlung C. Eckardt