Oceania Cruises ist für seine kulinarischen Erlebnisse bekannt. Mit dem ersten Champagner-Dinner auf hoher See setzt die Reederei an Bord der Marina und der Riviera neue Maßstäbe für Gourmets. Und auch bei der Hardware bleibt das Management am Ball. Peggy Günther berichtet.
Fotos: Peggy Günther, Animation: Oceania Cruises
Champagner ist nicht gleich Champagner. Das lernen die Gäste der exklusiven „Dom Pérignon Experience“ an Bord der Rivera von Oceania Cruises schnell. „Die Trauben von Dom Pérignon wachsen zwar auf denselben Weinbergen wie die von Moët & Chandon, aber Dom Pérignon hat das Recht der ersten Lese“, erklärt Jason de la Nuez, Salesmanager von Moët Hennessy, des größten Champagnerherstellers der Welt. „Wir arbeiten ausschließlich mit Grand Cru-Lagen und trotzdem wird nicht aus jedem Jahrgang ein Vintage-Champagner. Das entscheidet sich erst zehn Jahre nach der Abfüllung. Aber was liegt näher, als die besten Champagnerweine mit der besten Küche auf hoher See zu verheiraten?“ Genau das war das Ziel, als sich die Chefköche von Moët Hennessy und Oceania Cruises im Sommer 2018 im französischen Épernay trafen. Ein Champagnerhersteller hat einen Chefkoch? Eigentlich ist das naheliegend, denn jeder Vintage-Jahrgang zeichnet sich durch einen ganz eigenen Charakter aus, der sich durch die passenden Speisen erst so richtig in Szene setzen lässt. „Wir haben unsere Gerichte sozusagen den Weinen auf den Leib geschneidert“, lacht Dom Pérignon-Chefkoch Marco Fadiga. Und Franck Garanger, Fleet Corporate Chef von Oceania Cruises, bestätigt: „Der Champagner ist der König dieses Abends.“
Eis mit Kaviar? Warum nicht!
Seidig, saftig, frisch – der 2009er-Jahrgang von Dom Pérignon verführt mit den Aromen von Guave und Passionsfrucht. Was passt besser dazu als Jakobsmuschel mit Gänsestopfleber und gerösteter Ananas? Der Vintage-Champagner aus dem Jahr 2006 wird bereits rar, so beliebt ist sein opulenter Charakter mit einer salzigen Note, die ans Meer erinnert. Er ist einem Trüffelrisotto mit altem Parmesan ebenso gewachsen wie einem Hummer in Currysoße mit Kokosschaum. Auch Bernhard Klotz, Senior Director Culinary Oceania Cruises & Regent Seven Seas Cruises ist begeistert vom neuen Konzept. Der Österreicher arbeitet seit 20 Jahren für die beiden Kreuzfahrtmarken und sagt: „So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt.” Sein Favorit ist der 2004er-Rosé, kombiniert mit Wagyu-Sashimi und Perlita-Kaviar in einer Orangen-Soja-Reduktion. Aber auch zum Käse passt der Vintage-Rosé mit seinen Erdbeer- und Zitrusaromen hervorragend. Zum Abschluss des Sechs-Gänge-Menüs schließt sich der Kreis mit einem weiteren Glas des 2009er-Champagners. Dazu wird ein Eis aus grünem Tee mit Kirschblütenaroma auf Baiser serviert, dekoriert mit einem Mandelkrokantring und verfeinert mit Limonenkaviar. Gewagt und doch sehr stimmig. Künftig soll diese exklusive Reise durch die Welt der Vintage-Champagnerjahrgänge mindestens einmal pro Kreuzfahrt im Spezialitätenrestaurant „La Reserve“ stattfinden. Es bietet Raum für 24 Passagiere. Der Preis liegt bei stolzen 295 US-Dollar, plus 18 Prozent Trinkgeld. Allerdings trinkt auch jeder Passagier bei diesem Dinner insgesamt etwa eine Flasche feinsten Champagner und dazu werden die edelsten Speisen serviert. „Wir geben für die Kulinarik mehr Geld pro Passagier und Gast aus, als jede andere Reederei“, erklärt James Rodriguez, Executive Vice President Sales & Marketing von Oceania Cruises. „Und wir arbeiten kontinuierlich daran, noch besser zu werden.“ So wurden im Mai 2018 die Speisekarten für den Grand Dining Room erweitert, insgesamt stehen hier nun 800 Gerichte zur Auswahl. „Die hervorragende Küche ist unser Markenzeichen. Und Oceania-Gäste sind Foodies.“ Das Durchschnittsalter der Passagiere liege bei 64 bis 67 Jahren, erklärt der Manager. Im Gegensatz zur Luxusschwester Regent seien die Oceania-Passagiere jünger, aktiver und progressiver, neugierige Entdecker sozusagen. Gleichzeitig bleiben sie ihrer Lieblingsmarke aber auch sehr treu: Mehr als die Hälfte der Gäste an Bord ist schon einmal mit Oceania Cruises gefahren.
Neben Neubauten wird auch in die bestehende Flotte investiert
Um die anspruchsvollen Passagiere auch in Zukunft zufriedenzustellen, investiert die Reederei kräftig ins Produkt. Allem voran mit zwei Neubauten, die 2022 und 2025 starten sollen und noch ein wenig mehr Platz für die jeweils rund 1.200 Passagiere an Bord bieten. Die aktuell jüngsten Schiffe Marina und Riviera erhalten in Kürze neue Ownersuiten. Aber auch die vier kleineren Schiffe der Renaissance-Klasse werden bis 2020 alle umfassend renoviert. Als erste Einheit präsentiert sich die Insignia seit Dezember im neuen Look. 16 Tage war sie in der Werft von Freeport, Bahamas. „Wir wollten eine Evolution vom englischen Landhausstil hin zum wohnlichen Boutiquehotel“, so Tim Rubacky, Kommunikationsdirektor und Gründungsmitglied von Oceania Cruises. Dafür wurden alle 342 Kabinen und Suiten gründlich renoviert. „Der Eiswürfelkübel, der Wecker und die Kabinendecke sind das einzige, was gleichgeblieben ist“, lacht der Manager. Weiß, Saphirblau, Silber- und Taupetöne haben das dunkle Interieur abgelöst. Der Kleiderschrank wurde neu aufgeteilt, um mehr Platz zu bieten. Es gibt nun USB-Outlets und Duschen mit Glastüren. Die Räume wirken großzügiger. Auch in den öffentlichen Bereichen hat sich viel getan: Der Grand Dining Room erstrahlt unter einem riesigen italienischen Kronleuchter mit mundgeblasenen Glaselementen. Die Martinibar orientiert sich mit vulkangrauen Sesseln und tabakfarbenen Sofas sowie weißen Marmortischen an eleganten New Yorker Privatclubs. Im Flur dahinter erinnert ein Kunstwerk aus dreidimensionalen Glaselementen vor blauem Hintergrund an die Vielfalt des Meeres. Fast alle Kunstwerke an Bord wurden ausgetauscht. Insgesamt wirkt das Schiff nun deutlich heller und moderner, passend zur Zielgruppe der Reederei. „Die Generation der Babyboomer – also der 55- bis 70-jährigen – hat das Kreuzfahrtbusiness entscheidend verändert“, erklärt Rodriguez. „Während man früher an Bord kam, um sich zu entspannen und die Landschaft an sich vorüberziehen zu lassen, wollen die Passagiere heute viel mehr erleben. Der typische Oceania-Gast ist ein aktiver Hafensammler, weswegen unsere Routen auch nur wenige Seetage beinhalten. Und nachdem er eine Destination ausgiebig erkundet hat, legt er Wert auf exzellentes Essen mit Service am Platz.“ Die Vorstellungen der Oceania-Gäste inspirieren auch die neue Allure-Klasse. „Sie wünschen sich eine größere Bibliothek, Einzelkabinen, mehr Suitenkategorien und Spa-Angebote sowie eine größere Restaurantvielfalt“, fasst Rubacky zusammen und verrät: „Wir denken über neue kulinarische Konzepte nach. Vorschläge sind herzlich willkommen.“ Waren Marina und Riviera eine Weiterentwicklung der R-Klasse so sei die neu inspirierte Insignia ein Ausblick in die Zukunft der Marke. Einen wichtigen Kreuzfahrttrend sieht Rodriguez in authentischen Landausflügen. „Wir müssen mehr anbieten als klassische Stadtrundfahrten. Unsere Gäste sind weitgereist und bevorzugen lokale Erlebnisse und aktive Touren.“ Mit der Einführung von 80 neuen Landausflügen im November 2018 hat Oceania Cruises bereits auf diesen Wunsch reagiert. „Doch da geht noch mehr“, zeigt Rubacky sich ehrgeizig. Einblicke in kulinarische Kulturen sollen künftig eine größere Rolle spielen. Dabei könnte auch die Kochschule an Bord noch intensiver genutzt werden. Die Allura-Klasse steht unter dem Titel „Die Evolution der Perfektion“. Man darf gespannt sein, wie Oceania dieses ehrgeizige Vorhaben umsetzt.
Neubauten am Horizont
Oceania Cruises hat zwei Schiffe einer neuen Generation für 2022 und 2025 bestellt:Die „Allure“-Klasse soll mit 67.000 BRZ jeweils rund 1.200 Gästen Platz bieten, also noch etwas geräumiger als MARINA und RIVIERA sein. Jedes Schiff kostet rund 575 Millionen Euro.