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EIN VIELFÄLTIG GENUTZTES SCHIFF

Die „Island Escape“ war ursprünglich ein Fährschiff und hieß „Scandinavia“. Ab 2002 fuhr sie als Kreuzfahrtschiff für die Reederei Island Cruises, bis sie nach weiteren Namens- und Eignerwechseln 2018 aufgegeben wurde.

Im Jahr 2016 kamen viele Flüchtlinge nach Europa, sie flohen vor dem Diktator Syriens, Baschar Hafiz al-Assad, der sein Volk in einem grausamen Bürgerkrieg massakrierte. Der größte Teil der Geflüchteten gelangte nach Deutschland, aber auch in Schweden landeten rund 30.000 Flüchtlinge. Dort hatte man größte Probleme, sie unter zu bringen. Deshalb kam die Idee auf, 1800 Menschen auf einem Kreuzfahrtschiff zu beherbergen. Es wurde als Asylbewerberunterkunft eingechartert.

"Viking Serenade", Foto: RCCL

Aus diesem Grund wurde der Dampfer zunächst in Kristiansand aufgelegt, vom Februar bis zum Juni 2016 und anschließend nach Utansjö verlegt. Man wollte es abermals zur Unterkunft für die hereinströmenden Flüchtlinge nutzen. Doch schon im Juli wurde das aufgegeben. Nachdem die dortigen Behörden den Plan nicht akzeptiert hatten und die Bewohner des Schiffs zuvor nicht gut umgegangen waren bei der Unterbringung.

Foto: Sammlung Jens Meyer

Stattdessen wurde das vercharterte Schiff nach Esbjerg gebracht, dort beherbergte es Arbeiter, die auf Offshore-Anlagen tätig waren. Ob Flüchtlinge oder lokale Arbeiter, ein Kreuzfahrtschiff wird automatisch verramscht und beschädigt, wenn es nicht nur von Kreuzfahrern genutzt wird. Die Ocean Gala verkaufte man im Dezember 2016 an Pisces Maritime Ltd aus Mumbai, sie wurde in Ocean Gala I umbenannt und in St. Kitts und Nevis registriert, als Heimathafen wurde Basseterre angegeben.

Im Mai 2017 fuhr man das Schiff nach Abu Dhabi, dort blieb es bis zum November des Jahres. Danach verschleppte man es vor Schardscha auf Reede, wo es bis Mitte März 2018 lag. Es erhielt die Flagge der Komoren, als Heimathafen wurde Moroni angegeben. Am 31. März 2018 wurde es in den Golf von Khambhat/Bhavnagar geschleppt. Von dort ging es nach Alang auf Reede, wo es am 3. April 2018 eintraf. Am Tag danach wurde es gestrandet und die Verschrottung durch die Honey Ship Breaking Yard begann.

Es war ein schönes, ein stolzes Schiff gewesen. Am 12. März 1980 war es als Baunummer 164 bei der Werft Dubigeon-Normandie in Nantes bestellt worden. Am 16. Oktober 1981 lief es vom Stapel und ab Mai 1982 wurde es auf Probefahrten geschickt. Am 20. August des gleichen Jahres übernahm die zur Det Forenede Dampskibs-Seilskab (DFDS) gehörende United Steamship Company den Neubau, der als Scandinavia unter der Flagge der Bahamas mit Heimathafen Nassau in Fahrt kam.

Die Kiellegung fand am 6. April 1981 statt, die Taufe am 28. September 1982 nach Überführung nach New York. Am 2. Oktober 1982 nahm das Schiff seinen Dienst von New York nach Freeport auf, später wurde außerdem Nassau angelaufen und im Dezember 1983 kehrte die Scandinavia nach Europa zurück, um von DFDS zwischen Oslo und Kopenhagen eingesetzt zu werden.

Die Länge des Schiffs betrug 185,26 bzw.159,42 Meter. Die Breite war 27,01 Meter, die Seitenhöhe 17,97 Meter. Der Tiefgang wurde mit 7,27 angegeben, die Vermessung mit 40.171 BRZ (21.080 NRZ) und die Tragfähigkeit mit 2983 tdw.. Das Rufzeichen lautete C6SK4.

Im Maschinenraum standen zwei B&W-Dieselmotoren (9L55GFCA). Die Maschinenleistung betrug 19.850 kW (26.988 PS). Über zwei Verstellpropeller wurde eine Dienstgeschwindigkeit von 18 Knoten, (33 km/h) und eine Höchstgeschwindigkeit 20 Knoten (37 km/h) erreicht.

Auf der Scandinavia wurden 1790 Passagiere an Bord erlaubt, es gab 768 Paxkabinen. Die Klassifizierungen erfolgte durch DNV GL. Das Schiff hieß bis 1985 Scandinavia, danach Stardancer (bis 1990), dann Viking Serenade (1990 bis 2002), Ocean Gala (2015 bis 2016) und Ocean Gala 1 (2016 bis 2018).

Bereits im April 1982 war die Sundance Cruise Corporation neuer Eigentümer, des Schiffes geworden, ohne das sich Änderungen im Einsatz ergaben.

Die neue Reederei ließ 1985 von April an das Schiff bei Blohm + Voss in Hamburg zum Kreuzfahrtschiff umbauen. Danach ging es wieder in die USA, ab Juni 1985 wurde es in Stardancer umbenannt. Die Routen wurden extrem gesteigert, von Los Angeles nach Vancouver und von dort nach Alaska und im Süden bis nach Mexiko. 1987 kam es zu einem erneuten Verkauf an Admiral Cruises, ab 1988 nahm Royal Admiral Cruises das Kommando. Das Einsatzgebiet der Stardancer blieb jedoch erhalten.

Das schmucke Schiff ging 1990 an Royal Caribbean International, mittelbar durch die ihr nahestehende Viking Serenade Inc, nun hieß es auch Viking Serenade. Die neue Übernahme wurde von Januar bis Juni 1991 von der Southwest Marine Yard in San Diego komplett modernisiert, womit es danach als ein reines Kreuzfahrtschiff gesehen werden konnte. Ab Ende Juni 1991 schickte man es zu Kreuzfahrten von Los Angeles nach Mexiko eingesetzt.

1996 kam es abermals zu einer Veränderung: Das Schiff gelangte unter die Flagge Liberias, der neue Heimathafen war das afrikanische Monrovia. Im Jahr 2000 wurde das Kreuzfahrtschiff aufgekauft von Sunshine Cruise Ltd, es blieb aber für Royal Caribbean im gleichen Einsatzgebiet bis 2002.

Foto: Jens Meyer

Ab März 2002 fuhr das Schiff unter für eine andere Marke, die 2001 von Royal Caribbean und First Choice Holidays, gegründete Island Cruises. Jetzt war kam das Schiff unter die Flagge der Bahamas und der Heimathafen wechselte nach Nassau. 13 Jahre lang wurde die Island Escape im Mittelmeer eingesetzt, es war bei Passagieren ein beliebtes Schiff. 2008 kam es zum Eigentümerwechsel durch den Verkauf der Royal-Caribbean-Anteile an Island Cruises an die TUI Travel, es fuhr weiter auf der bisherigen Route im Mittelmeer. Zum Saisonende 2015 wurde es ausgemustert und in Brest aufgelegt, ab dem November des Jahres wurde es an Cruise Holding Inc. verkauft und der Heimathafen Limassol in auf Zypern.

Die Änderungsturbulenzen nahmen kein Ende. Einen Monat später in 2015 erfolgte die Umbenennung in Ocean Gala, der nächste Heimathafen war nun Nassau, Bahamas. Nach den Beanspruchungen, die das Schiff als Asylunterkunft in Schweden hinnehmen musste, wurde es im Juli 2016 aufgegeben.

Im Dezember desselben Monats wurde es abermals verschachert, hieß nun Ocean Gala 1 und Heimathafen war St. Kitts und Nevis. Von da an wurde das Schiff nicht mehr genutzt, nach Liegezeiten kam es im April 2018 zur Honey Ship Breaking Yard nach Alang in Indien, wo es verschrottet worden ist.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer