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Endlich Käufer gefunden: Dienstältester Kreuzfahrer bleibt in Fahrt

Beim letzten privaten Versteigerungstermin am 1. März dieses Jahres konnte für die vom portugiesischen Insolvenzverwalter Jose Pinto Oliveira für den 1948 von den schwedischen Götaverken als Transatlantik-Linienfrachter Stockholm erbaute und später zum Kreuzfahrer umgebaute heutige Astoria aufgerufene Mindestgebot von 10 Mio. Euro kein Interessent – weder aus Abbrecher-Kreisen noch unter schifffahrtsaffinen Investoren – gefunden werden, da aufgrund des pandemiegebeutelteten Kreuzfahrtmarktes wesentlich jüngere und modernere Tonnage zu deutlich geringeren Preisen den Eigner wechselte.

Doch wie das Schifffahrts-Newsportal TradeWinds berichtet, haben portugiesische Medien am 25. Juli – und damit nicht zufällig just am 65. Jahrestag der Versenkung des italienischen Passagierschiffes Andrea Doria durch eben jenen 16144-BRT-Frachter Stockholm – bekanntgegeben, dass die portugiesische Gläubigerbank Montepio nunmehr Käufer für den derzeit als Astoria in Rotterdam aufliegenden Veteran finden konnte, die das dienstälteste Kreuzfahrtschiff weiter in Fahrt halten wollen. Nicht nur Insider glauben, dass bei der Transaktion die ursprünglichen Preisvorstellungen der Verkäufer deutlich unterschritten worden sind. Bei den neuen Eignern handelt es sich um eine Gruppe von fünf amerikanischen Privatleuten, die – wie von uns bereits berichtet, im Januar den 1961 von der dänischen Helsingör Skibsvaerft erbauten Oldie Funchal ersteigert hatten. Beide Schiffe gehörten bis 2015 zur Flotte der seinerzeit in die Insolvenz geratenen Lissabonner Reederei Portuscale Cruises.

Kommt nach vielen Namens- und Eignerwechseln wieder in Fahrt: „Astoria“. Foto: Jens Meyer

Das nicht nur durch die Versenkung der Andrea Doria 1956 vor New York und seine Karriere als Völkerfreundschaft in der ehemaligen DDR sowie die nach seinem 1994 in Italien erfolgten Totalumbau mit Entkernung und Neumotorisierung arrangierten Chartereinsätze für bundesdeutsche Veranstalter wie als Italia Prima bei Neckermann und anderen Anbietern wie Vivamare, FTI oder Phoenix Reisen bekannte 16100 BRZ-Schiff war seit Januar 2015 in einer bis Ende 2020 befristeten Charter der Cruises & Maritim Voyages (CMV) beschäftigt und pandemiebedingt im Frühjahr 2020 im Themse-Hafen Tilbury aufgelegt worden. Nach der CMV-Insolvenz und der Versteigerung ihrer eigenen Flotte wurde die Astoria vorzeitig im Spätherbst letzten Jahres an ihre portugiesischen Eigner zurückgeliefert, die im Oktober beschlossen, den im internationalen portugiesischen Schiffsregister auf Madeira (MAR) registrierten Oldie nach Lissabon zurückzuholen, um ihn möglicherweise zu veräussern oder als Hotelschiff zu nutzen. Sowohl der erste Anfang November mit einem Schlepper gestartete als auch der gut zwei Wochen später mit zwei Schleppern gestartete Überführungsversuch mussten wegen des zu großen Risikos durch die ungünstigen Wetterbedingungen abgebrochen werden, so dass die geplante Verschleppung vorzeitig am 13. Dezember in Rotterdam endete, wo das nicht fahrklare Schiff zunächst in der Kette lagt und jetzt von Käufern auf der Basis „as is, where is“ übernommen wurde. Sie wollen ihre Neuerwerbung in Kürze in Richtung Lissabon verschleppen lassen, wo sie bei der nahegelegenen Naval Rocha-Werft auf den neuen Einsatz vorbereiten lassen, der nach letzten Informationen Kreuzfahrten von Lissabon nach den portugiesischen Atlantik-Inseln vorsieht. Dass es dann zum 13. Namenswechsel für den legendären Oldie kommt, ist nicht auszuschließen.

Statt Beach Club neue Zukunft als Boutique-Hotel: „Funchal“. Foto: Jens Meyer

Nicht wieder in Fahrt kommen soll dagegen die 1961 erbaute und seit 1016 in Lissabon aufgelegte Funchal (BRZ 9600) die – wie berichtet – im Januar nach siebenjähriger Aufliegezeit in Lissabon von ihrem letzten Eigner, der britischen Signature Living, im Rahmen einer privaten Auktion durch den britischen Makler C.W. Kellock & Co. an das gleiche US-Eigner-Konsortium versteigert wurde. Bekanntlich hatte Signature Living, die den Oldie selbst seinerzeit für 3,9 Mio. Euro ersteigert hatte, die Pläne aufgegeben, ihn zu einem schwimmenden Beach Club umzubauen und vor Ibiza zu stationieren. Die neuen amerikanischen Eigner haben das für die Teamson Lda registrierte Schiff, dessen elegante Inneneinrichtung erst 2013 aufwendig renoviert worden war, nach TradeWinds-Informationen seit April im Rahmen einer zweimonatigen Werftzeit bei der Naval Rocha Werft zu einem Luxus-Boutiquehotel umbauen lassen, das in Lissabon positioniert werden soll. JPM