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Erst 2022 Rückkehr zur Normalität

Wann wird es wieder normale Seereisen geben? Tourismusforscher sind sich sicher, dass es bald wieder Reisen geben wird. Voraussetzung ist aber das freie Reisen über Ländergrenzen hinweg. Hier gab es jetzt für 2021 einen schweren Rückschlag.

Am Donnerstag hat die kanadische Regierung das Verbot von Seereisen mit mehr als 100 Passagieren pro Schiff bis 28. Februar 2022 in allen kanadischen Seehäfen untersagt. Für die Nutzung der arktischen Gewässer im kanadischen Zuständigkeitsbereich wurde das Limit auf 12 Passagiere reduziert. Damit sind in Kanada 2021 nur Reisen als Passagier auf Frachtschiffen oder Segelschiffen erlaubt. Ausgenommen sind nur Fährschiffe, Schulschiffe und private Sportboote, die sich im Besitz kanadischer Bürger befinden.

Die offizielle Begründung der Regierung ist eindeutig. „Kreuzfahrtschiffe in kanadischen Gewässern stellen ein Risiko für unser Gesundheitssystem dar“, heißt es in der Erklärung.

Kanada steht damit nicht allein. Nach dem Winter mit den rasant steigenden Infektionszahlen und den noch nicht erforschten Auswirkungen der Mutationen werden auch in Europa und USA in den kommenden Wochen neue Vorgaben für den internationalen Reiseverkehr erwartet.

Die Reedereien haben zum Teil bereits reagiert. Die Planungen zum Neustart von internationalen Kreuzfahrten liegen auf Eis. Die Norwegian Cruise Line hatte bereits im Dezember damit begonnen, die Crews der Schiffe für den Neustart 2021 wieder aufzufüllen. Die Norwegian Joy und die Norwegian Encore werden Teile der Crew selbst zurück nach Asien fahren, so werden die Kosten für die sehr komplexen Flugreisen in Pandemie-Zeiten gespart.

Norwegian Encore, Foto: Frank Behling

NCL war von einem Neustart im April ausgegangen. Dieser Plan wurde Ende Januar gestrichen. Auch in Europa ist es wieder ruhiger geworden.

2021 zeichnen sich nur regionale Projekte ab. Wenn sich die Infektionszahlen bessern und die Impfungen die Inzidenzwerte in den EU-Ländern drücken, könnten ab Mai auch auf Nord- und Ostsee wieder Panorama-Reisen beginnen.

Fahrpläne für derartige Reisen sind aber noch nicht fertig. Das Problem sind weiter die ausstehenden Genehmigungen zur Abfertigung der Reisen. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern stehen die Chancen sehr gut, da in den Häfen Kiel und Rostock die Inzidenzwerte bereits weit unter der von der Politik gezogenen Linie von 50 Neuinfektionen auf 100000 Bürger in sieben Tagen sind.

Denkbar sind auch Reisen, bei denen die Zielhäfen variabel gestaltet werden. Britische Veranstalter haben 2018 und 2019 bereits derartige „Cruise to Nowhere“ erfolgreich vollzogen. Dabei bucht der Kreuzfahrtpassagier eine Kreuzfahrt von sieben Tagen und erfährt erst an Bord, welche Häfen angesteuert werden. Dieses Programm wäre die einzige Alternative, mit der sich die sich kurzfristig ändernden Einreisebeschränkungen umschiffen ließen. In der Ostsee gibt es zur Zeit zehn Anrainer mit zum Teil sehr unterschiedlichen Einreise-Vorgaben.

Eine Rückkehr zur normalen Reisetätigkeit wird deshalb auch in der Ostsee frühestens zum Herbst 2021 oder sogar erst im Frühjahr 2022 erwartet. In der Nordsee ist die Lage durch den Austritt Großbritanniens aus der EU noch komplexer geworden. FB