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Erster chinesischer Kreuzfahrtneubau für eigene Reederei vor der Ausdockung

Nachdem China als weltgrößte Schiffbau-Nation bereits mit der Fertigstellung der ersten drei von sieben für amerikanische Rechnung (SunStone) bestimmten und nach norwegischen Plänen (Ulstein) sowie mit umfangreichen europäischen Zulieferungspaketen fertiggestellten Expeditionskreuzfahrtschiffen der Infinity-Klasse große Beachtung gefunden hat, werden jetzt auch deutliche Fortschritte beim vor allem durch italienische Partner unterstützten Bau von sehr großen Kreuzfahrtschiffen nach europäischen Plänen (Fincantieri) mit europäischen Zulieferungen, wie z. B. ABB-Podantrieben, für den heimischen Markt sichtbar.

Screenshot SGC

Nur zwei Jahre nach dem Brennstart und ein Jahr nach dem Absetzten der ersten Sektion im Baudock hat die der zur staatlichen China State Shipbuilding Corporation (CSSC)-Holding gehörende Werft Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding Co. Ltd. (SWS) die Montage des Kaskos für das bei ihr in Bau befindliche erste große Kreuzfahrtschiff für chinesische Rechnung am 18. Oktober beendet. Damit ist der 323,6 Meter lange und 37,2 Meter breite 138 000-BRZ-Neubau, der bis zu 5248 Gäste in 2125 Passagierkabinen unterbringen kann, zu nunmehr 45 Prozent fertiggestellt. Er soll voraussichtlich im Dezember aus dem Baudock ausgeschwommen und an den Ausrüstungskai verholt werden, wo nach Angaben von SWS-Vizechef Zhou Qui mit der Installation der Anlagen und Geräte sowie der Inneneinrichtung und Ausstattung der zweite Bauabschnitt beginnt.

Der Bau des Schiffes erfolgt nach den Vorschriften und unter Aufsicht der italienischen Klassifikationsgesellschaft RINA. Der die Klasse-Zusatznotierungen „Green Plus“ und High Voltage Shore Connection (HVSC) erhaltende sowie den Biosafe Ship-Anforderungen von RINA für die an Bord-Infektionskontrolle entsprechende Neubau soll im September 2023 geliefert werden. Das von dem italienischen Fincantieri-Konzern und der China Shipbuilding Corporation (CSSC) gegründete Joint Venture CSSC Cruise Technology Development Co. Ltd. (CCTD) hat die Lizenz für die technologische Plattform – sie basiert im Wesentlichen auf der von Fincantieri in Italien für Carnival-Marken erbauten Vista- und Costa Venezia-Klasse – und eine Reihe technischer Dienstleistungen wie das Projektmanagement, das Supply Chain-Management und den Vertrieb von Schlüsselkomponenten- und Systemen übernommen. Den Zuschlag für die Lieferung des Energie- und Antriebspaketes, das auch zwei Azipod-Antriebe einschließt, wurde an den Schweizer Hersteller ABB vergeben.

Quelle: German China Org CN

Der Neubau ist Teil der 2017 von dem italienischen Fincantieri-Werftkonzern, der China State Shipbuilding Corporation und der Carnival Corporation & plc unterzeichneten Vereinbarungen im Wert von 1,5 Mrd. USD über den Bau von zunächst zwei Kreuzfahrtschiffen und der Option für vier weiteren Einheiten für die CSSC Carnival Cruise Shipping Ltd, ein 2015 mit Sitz in Hongkong gegründetes Joint Venture von Carnival und CSSC, an dem die CSSC zusammen mit China Investment Corporation zu 60 Prozent und die Carnival Corporation mit 40 Prozent beteiligt sind. Die Münzzeremonie für das erste Schiff, für das u.a. 2.800 Kabinen bei der Fincantieri-Tochter Marine Interiors bestellt wurden, hatte bereits Anfang November 2020 bei der Kiellegung des ersten Blocks im erweiterten Trockendock Nr. 2 der erst 1999 an der Mündung des Yangtze gegründeten SWS-Werft stattgefunden. Für die Fertigung des als Werft-Nr. H1508 geführten Schiffes waren erst am 19. Juni zwei Schlüsselprojekte der Werft zum Abschluss gekommen. Dabei handelt es sich zum einen um die innerhalb von 20 Monaten erfolgte landseitige Erweiterung des 540 m langen Bau-Docks Nr. 2 um weitere 200 m. Das jetzt 740 m lange und 76 m breite Großdock mit einem Gesamtumfang von 1,612 km verfügt damit über eine Fläche, die etwas sieben Standard-Fußballplätzen entspricht. Darin können jährlich ein großes und ein mittelgroßes Kreuzfahrtschiff gleichzeitig montiert und ausgerüstet werden. Nur 18 Monate erforderte die Erstellung der benachbarten Dünnblech-Werkstatthalle als zweites Schlüsselprojekt. In dem 450 m langen und 111 m breiten Gebäude mit einer Arbeitsfläche von 54396 qm, das mit modernsten computergestützten Technologien für die Stahlvorbehandlung und die Fertigung von Komponenten, Paneelen, Stahlstrukturen sowie Blöcken einschl. adäquater interner Transportfazilitäten ausgestattet wurde, war nach Aufnahme des Probebetriebs erster Stationen in der zweiten Jahreshälfte 2020 innerhalb nur eines Monats das erste Los von zehn Dünnblech-Blöcken fertiggestellt worden.

Ursprünglich sollte die CSSC Carnival Cruise Shipping Limited bereits 2020 mit den beiden von der italienischen Carnival-Tochter Costa angekauften Kreuzfahrtschiffen Costa Atlantica und Costa Mediterranea (BRZ 85619) ihre Aktivitäten aufnehmen. Allerdings verhinderte die Pandemie den Einsatz der von der italienischen unter die Bahamas-Flagge gewechselten Schiffe, die 2000 und 2003 in Helsinki erbaut worden waren. Sie befinden sich derzeit in Dubai auf Warteposition. Der schwierige Restart der Kreuzfahrt in Asien macht die Lage auch für die Costa-Gruppe, die sich 2006 als erste westliche Reederei im chinesischen Markt engagierte, nicht leicht, weil ihre Tochter Costa Asia auf längere Sicht zusätzlich von der mit vergleichbarer Tonnage operierenden CSSC Carnival Cruise Shipping Ltd. konkurrenziert werden dürfte. JPM