Vor dem Hintergrund der alternden Flotte der zum TUI-Konzern gehörenden Marke Marella Cruises hat der Vorstand der TUI AG („TUI“) beschlossen, mit der Flottenerneuerung bei dieser Marke zu beginnen um einen erheblichen Teil der Kapazitäten der bestehenden Flotte zu ersetzen. Nach der Zustimmung durch den Aufsichtsrat der TUI und der Bestätigung der Verfügbarkeit freier Kapazitäten durch den italienischen Werftkonzern Fincantieri S.p.A. wurde jetzt eine Absichtserklärung über den Bau von zunächst zwei Schiffen im Wert von mehr als zwei Mrd. Euro unterzeichnet, die für die bisher Second-hand-Tonnage beschäftigende Marke zugleich den Einstieg in den Schiffsneubau bedeutet.
Fincantieri hat bereits eine erfolgreiche Beziehung mit dem Hamburger Reederei TUI Cruises, einem Joint Venture von TUI und Royal Caribbean, aufgebaut und im Februar dieses Jahres die Mein Schiff Relax als erstes von zwei LNG-betriebenen Neubauten der InTUItion-Klasse abgeliefert. Ihr soll 2026 das derzeit beim Fincantieri-Werftbetrieb in Monfalcone im Bau befindliche Schwesterschiff Mein Schiff Flow folgen.
Die Ablieferung des ersten Marella-Neubaus soll im Geschäftsjahr 2031 erfolgen und das zweite Schiff im Geschäftsjahr 2033 in Fahrt kommen. Die Flottenerneuerung steht unter dem Vorbehalt des Abschlusses von verbindlichen Schiffsbauverträgen, der Verfügbarkeit von Finanzierung und anderer üblicher Bedingungen und Konditionen. Der TUI-Vorstand erwartet eine marktübliche Finanzierung durch die Export Credit Agency (ECA) (80 % Fremdkapital und 20 % Eigenkapital) und geht davon aus, dass sich der Eigenkapitalbeitrag durch eine Erhöhung der Joint-Venture-Dividenden generieren ließe. Die Flottenerneuerung könnte im Rahmen der aktuellen Eigentümerstruktur von Marella Cruises erfolgen. Parallel dazu werden von TUI weiterhin Partnerschaftsoptionen geprüft.
Nach Angaben von TUI erweist sich der britische Kreuzfahrtmarkt, auf dem Marella eine führende Position innehat, weiterhin als attraktiv für Investitionsvorhaben und wird bis 2030 voraussichtlich um neun Prozent pro Jahr wachsen. Das Neubauvorhaben soll Marellas Wettbewerbsposition auf dem britischen Markt stärken und eine langfristige Positionierung des Kreuzfahrtproduktangebots gewährleisten. Im Rahmen eines indikativen Business Case wird ein EBIT von 130 bis 150 Mio. € pro Jahr und Schiff und ein Return on Invested Capital (ROIC) von 11 bis 12 Prozent kalkuliert.
Das von TUI AG und Fincantieri unterzeichnete Memorandum of Agreement (MoA) für den Entwurf und den Bau der beiden Schiffe stellt nicht nur für die Marke Marella einen wichtigen Schritt dar, die damit zum ersten Mal in den Neubau von Schiffen einsteigt und dafür Fincantieri als strategischen Partner gewählt hat, sondern auch für den Fincantieri-Werftkonzern, der damit eine neue Kundenbeziehung begründet.
Die Schiffe werden speziell für den englischen Markt konzipiert, wobei der Schwerpunkt auf ökologische Nachhaltigkeit gelegt wird. Sie sollen Premium-Kreuzfahrten durch raffiniertes Design, hochwertige Materialien und eine Vielzahl von geräumigen Unterkünften neu definieren. „Wir sind stolz darauf, Marella Cruises als neuen Kunden begrüßen zu dürfen und die Vision der Marke beim Einstieg in das Neubausegment zu unterstützen. Diese Vereinbarung ist ein Beweis für die Fähigkeit von Fincantieri, strategische Partnerschaften mit einem wachsenden Kundenstamm einzugehen, um unsere langfristige Sichtbarkeit zu stärken und eine hohe Kapazitätssättigung unserer Werften zu sichern. Das Projekt wird unser Fachwissen in den Bereichen Schiffsdesign, Innovation und Nachhaltigkeit bündeln, um Schiffe zu bauen, die den sich wandelnden Erwartungen moderner Kreuzfahrtpassagiere gerecht werden“, so Pierroberto Folgiero, CEO und Managing Director von Fincantieri. JPM
Foto: „Marella Explorer“ in Dubrovnik, 2024, Copyright: enapress.com