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Galileo Galilei

Die Galileo Galilei war ein italienisches Linienpassagierschiff, das später zum Kreuzfahrtschiff umgebaut wurde. Es ging nach unruhigen Jahren bei einem ungeklärten Brand im Maschinenraum unter.

Der bauchige Bug der Galileo Galilei war das Erkennungsmerkmal des Schiffes, ebenso ein formschöner Schornstein mit Abgasleitblech und Teleskop-Abgasrohr. Auch ein langgestreckter und verglaster Wintergarten imponierte. Der Passagierbereich des Schiffes war in zwei Klassen geteilt: in die Erste Klasse und die Touristenklasse.


Foto: Sammlung JSA

Die Decks trugen von A bis E Namen wie Captains, Lido oder Promenade. Im zweiten Deck, dem Lido-Deck direkt hinter dem Schornstein, befand sich der Lido-Bereich mit der Veranda. Hinter den zwei Speisesälen lockte auf Deck B noch ein Teil des Promenadendecks mit farbenfreudigen Lounges, die zudem sehr geräumig ausgelegt waren. Das Strandbad war im Heck angeordnet worden, dort tummelten sich die Gäste der Touristenklasse. Auf den Decks darüber befanden sich die durchweg größeren Erste-Klasse-Kabinen, sie hatten breitere Betten und andere Annehmlichkeiten. Das Schiff war beliebt bei den Passagieren.

Die Galileo Galilei gehörte der italienischen Reederei Lloyd Triestino, sie wurde 1960 in Auftrag gegeben und trat am 22. April 1963 ihre Jungfernfahrt von Genua nach Sydney an. Seinerzeit gab es noch einen erheblichen Bedarf für diese Route, weil Australien als Traumland galt und viele Auswanderer dorthin wollten. Am 18. November 1963 startete auch das am 24. September 1961 vom Stapel gelaufene Schwesterschiff Guglielmo Marconi zu seiner Jungfernreise nach Sydney. Die Schiffe nutzten größtenteils den Suezkanal, später auch den Panamakanal.

Foto: Sammlung JSA

Beide Schiffe fanden viele Passagiere, vorrangig Italiener, aber auch Bürger anderer Nationen, großartig. Die Galileo war bis 1973 ein überaus erfolgreicher Dampfer. In dem Jahr setzte aber die Ölkrise ein, die alles durcheinanderwirbelte, zudem waren Luftfahrtangebote immer attraktiver geworden. Die Flugzeuge verdrängten die Schifffahrt zunehmend, die Passagierzahlen sackten stetig ab.

Die Galileo Galilei war als Baunummer 1982 von der Bauwerft Cantieri Riuniti dell’Adriatico in Monfalcone erstellt worden. Am 2. Juli 1961 lief sie vom Stapel, die Übernahme durch die Auftraggeber erfolgte im März 1963. Das Schiff war 213,65 Meter lang und 28,71 Meter breit. Der Tiefgang lag bei 8,536 m, die Vermessung bei 27.888 BRT (nach Umbau 30.044 BRT). Im Maschinenraum befanden sich vier De-Laval-San-Andrea-Dampfgetriebeturbinen, die auf zwei Festpropeller arbeiteten. Die Maschinenleistung betrug 32.824 kW (44.628 PS), die Dienstgeschwindigkeit 24 Knoten (44 km/h), max. 27,4 kn. Die Passagierzahl wurde anfangs mit 1750 angegeben, nach dem Umbau zum Kreuzfahrtschiff waren es noch 1248 Gäste. Zur Besatzung gehörten 632 Personen.


Foto: Jürgen Saupe

Am 13. Januar 1975 kam es zu einem Unfall: Die Galileo lief an der Küste Westafrikas auf Grund, die Reederei ließ das Schiff in den Heimathafen Genua zurückbringen, dort sollte es repariert werden. Doch die Arbeiten wurden immer mehr aufgeschoben, so dass der Dampfer 1977 ausgemustert wurde.

Im Oktober 1977 brachte man den Dampfer schließlich nach Palermo, dort wurde er in anderthalb Jahren zum Kreuzfahrtschiff umgewandelt. Dabei war entschieden worden, dass die im Liniendienst zuvor bestehende Trennung der Passagiere in Erste Klasse und Touristenklasse gestrichen wurde, weil sie nicht mehr als zeitgemäß empfunden wurde. Nach zufriedenstellendem Abschluss der Arbeiten ging das Schiff am 24. März 1979 in die Obhut der neu gegründeten Reederei Italia Crociere, die ein Ableger der Italian Line war. Der Kreuzfahrtbetrieb lief zunächst ganz und gar nicht optimal, so dass die Italian Line schon bald den Einsatz beendete. Das Schiff wurde wegen miserabler wirtschaftlicher Ergebnisse ab September 1979 in Genua aufgelegt. 1980 entschied die Reederei den Passagierdienst mit diesem Dampfer endgültig einzustellen.


Foto: Jürgen Saupe
Foto: Sammlung JSA

Vier Jahre währte die Aufliegezeit der Galileo Galilei, eine kostenträchtige Katastrophe. Noch hielt man daran fest, wieder eine wirtschaftliche Lösung hinzubekommen, aber das gelang nicht. Wenn ein Schiff längere Zeit als Auflieger angesehen und zeitweise außer Betrieb genommen wird, wird es oft aufgegeben. Der Italian Line gelang es aber 1983, die Galileo Galilei an die griechische Reederei Chandris zu verkaufen, die den Schiffsnamen auf Galileo verkürzte. Anschließend wurde der Dampfer wieder saniert werden, das erfolgte in Genua. Der Umbau erforderte zusätzliche Aufbauten, so dass das Schiff danach ziemlich verändert aussah.

Foto: Jürgen Saupe

1984 unternahm die Galileo Kreuzfahrten in der Karibik. Nachdem die Home Lines 1989 von der Holland America Line übernommen worden war und den Betrieb eingestellt hatte, beschlossen die Bosse von Chandris als Ersatz eine neue Reederei zu gründen. Die Galileo wurde im Oktober 1989 an die Lloyd-Werft in Bremerhaven geschickt, weil Modernisierungen fällig waren und zusätzliche Kabinen installiert werden sollten. Der Umbau dauerte bis in den Februar 1990. Es bescherte der Galileo Galilei einen neuen Auftritt.

Nachdem die von Chandris neugegründete Reederei Celebrity Cruises entstanden war, übernahm diese am 1. März 1990 das Schiff als ihre erste Einheit. Es erhielt einen neuen Namen: Meridian. Es wurde wieder in der Karibik eingesetzt, wichtigster Ausgangshafen war Port Canaveral. Nach langer Zeit erzielte die Meridian für die Reederei wieder gute Einnahmen. Nach der Indienststellung der Neubauten Horizon (1990) und Zenith (1992) war die Meridian allerdings das kleinste und zudem älteste Schiff in der wachsenden Flotte der Reederei.



1997 gab es einen Einschnitt, der Folgen hatte. Die Aktienmehrheit der Celebrity Cruises wurde von Royal Caribbean International erworben, Chandris blieb nur eine Minderheitsbeteiligung. Die neue Führung stürmte ins Kreuzfahrtgeschäft, es wurde die Flotte mit weiteren Neubauten modernisiert. Als ab 1995 die Einheiten der Century-Klasse zuliefen wurde die Meridian an eine neugegründete Reederei verkauft, die Sun Cruises.

Bei Sun Cruises wurde die Meridian in Sun Vista umbenannt. Man setzte sie in der Straße von Malakka ein, eine Meeresstraße in Südostasien, verbunden mit der Andaman Sea im Südchinesischen Meer und der Java Sea. Sie war das einzige Schiff der in Singapur ansässigen Reederei Sun Cruises. Die Konkurrenz war jedoch groß, dort waren Schiffe von größeren Reedereien unterwegs, zum Beispiel von Star Cruises. Die Sun Vista war unterlegen.

Am 20. Mai 1999 kam es auf der Sun Vista zu einem Unglück, auf dem Weg von Phuket nach Singapur brach ein Feuer im Maschinenraum aus. Die Gründe dafür konnten nie geklärt werden. Die Sun Vista war antriebslos und musste evakuiert werden. Alle 472 Passagiere konnten gerettet werden, ebenso die 672 Besatzungsmitglieder. Zwar beschränkte sich der Brand auf den Maschinenraum, dennoch kam es in der Nacht zum 21. Mai zu einer Schlagseite, so dass das Schiff gegen 01.21 Uhr nachts im Meer versank. Die Ursache des Untergangs konnte nie geklärt werden. Nur wenige Monate später meldete die Reederei Sun Cruises Insolvenz an.

Das Wrack der Sun Vista wurde bis heute nicht gehoben. Es liegt in etwa 33 bis 64 Metern in der Tiefe, 40 Meilen westlich von Penang. Für Wracktaucher ist es ein beliebtes Ziel, allerdings ist das Tauchen an dem Ort nicht ungefährlich, weil es in der Straße von Malakka regen Schiffsverkehr gibt, außerdem behindern Strömungen und die Sichtverhältnisse sind schlecht. Die einstige Galileo Galilei wird wohl nie wieder aus dem Wasser geholt werden.

Roland Mischke, maritimes Lektorat: Jens Meyer