„Unser integriertes Geschäftsmodell ist intakt und der Tourismussektor wird auch nach der Krise eine Wachstumsindustrie bleiben. Wir werden schlanker, agiler und digitaler aus dieser Krise hervorgehen und auf den Erfolgspfad der vergangenen Jahre zurückkehren“, stellte der Vorstandsvorsitzende von Europas größtem Tourismuskonzern TUI, Friedrich Joussen, vor der am 5. Januar 2021 virtuell durchgeführten außerordentlichen Hauptversammlung fest, auf der die Aktionäre eine Kapitalerhöhung und finanziellen Hilfen für den von der Coronapandemie stark gebeutelten Konzern zustimmten. Mit der inzwischen von der EU-Kommission erteilten Genehmigung für deutsche Staatshilfen bis zu 1,25 Mrd. Euro ist der Weg für den Einstieg des Bundes bei TUI frei.
„Für das von den Steuerzahlern getragene Risiko werde der Staat eine hinreichende Vergütung erhalten und die Unterstützung mit Auflagen verbinden, um mögliche Wettbewerbsverzerrungen zu begrenzen“, stellte die zuständige EU-Kommissionsvizepräsidentin Margrethe Vestager klar. Zu den 1,25 Mrd. Euro gehört nach Angaben der EU-Kommission eine stille Beteiligung in Höhe von 420 Mio. Euro, die der Bund in Aktien umwandeln und sich so an TUI beteiligten könnte. Zudem, umfasst das Paket demnach eine nicht wandelbare stille Beteiligung von bis zu 680 Millionen Euro sowie eine wandelbare Optionsanleihe in Höhe von 150 Mio. Euro. Der Konzern hatte bereits von weiteren staatlichen Hilfen profitiert. Einschließlich privater Mittel wurden ihm mittlerweile rd. 4,8 Mrd. Euro an Unterstützung zugesprochen.
„Der Markt ist intakt, wir dürfen aktuell unser Geschäft gar nicht oder nur sehr eingeschränkt ausüben“, begründet Joussen die notwendigen Maßnahmen. Der Konzern rechnet bereits in diesem Jahr mit einer kräftigen Wiederbelebung des in der Corona-Krise eingebrochenen Reisemarktes.
„Alle unsere Marktforschungen zeigen, dass es eine enorme Sehnsucht der Menschen gibt, nach dieser schwierigen Corona-Zeit wieder schöne Reisen machen zu können“, sagte Joussen der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Durch die angelaufenen Impfungen könnten Reiserestriktionen insgesamt stark fallen. Er kündigte an, alle 16 Kreuzfahrtschiffe des Konzerns in diesem Jahr wieder einzusetzen. Bis Ende Februar 2021 mussten jedoch abermals nahezu alle Reisen abgesagt werden. Lediglich Fahrten nach den Kanaren mit der Mein Schiff 2 und der Mein Schiff 1 waren davon ausgenommen. Wegen eines zu erwartenden noch schwachen ersten Halbjahres werde 2021 ein Übergangsjahr sein, erst 2022 sei damit zu rechnen, dass sich die Tourismusbranche wieder auf dem Niveau des Rekordjahres 2019 erhole, so seine Einschätzung. JPM