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03.02.2019

Interview mit Jens Meier, CEO der Hamburg Port Authority (HPA) und
Sacha Rougier, Geschäftsführerin der Cruise Gate Hamburg GmbH

Jens Meier
Sacha Rougier

Wie groß ist der Anteil der Kreuzfahrtschiffe im Verkehrsaufkommen des Hamburger Hafens derzeit?

Jens Meier: Kreuzfahrtschiffe machen etwa 2-3 Prozent der Anläufe aus.

Die Bedeutung der Kreuzfahrt für Hamburg ist aber ungleich größer?

Jens Meier: Die Kreuzfahrt hat eine enorme Auswirkung auf die Wirtschaftskraft und das Wirtschaftswachstum in Hamburg. Neben dem eigentlichen Kerngeschäft hängen hier auch viele Zulieferfirmen und Arbeitskräfte dran.
Die Wichtigkeit der Kreuzfahrt ist enorm, die Nachfrage ebenfalls. Das ist für die Industrie eine tolle Entwicklung.

Es gibt derzeit drei Kreuzfahrt-Terminals. Wie sieht die weitere Entwicklung aus?

Jens Meier: Die Frage ist: Wo könnte man im Hamburger Hafen künftig weitere Kreuzfahrt-Schiffe abfertigen? Diese Entscheidung liegt bei der Stadt. Investitionen in dieser Größenordnung müssen aber gut durchdacht und diskutiert werden – langfristig auch in Gesprächen mit den Reedereien. Ich rechne damit, dass spätestens in diesem Jahr die nächsten Schritte abgestimmt werden.
Und auch in der Hafencity beginnt ja gerade erst der Bau es neuen Terminals. Es werden auch Kapazitätsengpässe entstehen. Also müssen wir diese Arbeiten möglichst schnell beenden, um dann die anderen Projekte anzugehen, damit wir für den wachsenden Markt lieferfähig bleiben.
Wir arbeiten natürlich auch an vielen anderen Dingen, die nicht so spannend klingen, wie der Begegnungsbox auf der Elbe. Aber darüber spricht im Kontext der Kreuzfahrt kaum jemand, obwohl es für den reibungslosen Verkehrsablauf auf der Elbe von enormer Bedeutung ist. Stichwort: Fahrplan-Einhaltung.

Was sind die wichtigsten Kriterien, um eine erfolgreiche Entwicklung des Kreuzfahrtmarktes zu gewährleisten?

Jens Meier: Infrastruktur – physisch und digital, Anbindung.

Sacha Rougier: Und Partnerschaft. Wir führen das in einem Masterplan auf und werden alles Wissen bündeln, um zu erkennen, wo die Kreuzfahrt hingeht. Dazu sprechen wir mit den Reedern über deren Vorstellungen.

Auf wie viele Jahre ist der Plan ausgelegt?

Sacha Rougier: Auf die nächsten 15-20 Jahre. Ich hoffe, dass die Arbeiten in diesem Jahr abgeschlossen sein werden. Dann werden wir auch wissen, ob ein neuer Terminal überhaupt gewünscht wird. Vielleicht brauchen wir ihn gar nicht.

Wie verlässlich sind die Reedereien bei der langfristigen Planung?

Sacha Rougier: Hamburg hat ein großes Ansehen und Attraktivität als Kreuzfahrt-Hafen. Wir sehen schon, dass die Reedereien langjährige Verbindungen eingehen möchten. Es gibt einen kontinuierlichen Austausch und auch sehr gute Ratings für den Hafen, die besten, die man sich vorstellen kann. Ohne die Reeder könnten wir die Terminals zumachen.

Die Konzeption von Terminals hat sich weitgehend geändert.

Sacha Rougier: Wer hätte 2011 bei der Einweihung des Terminals in Altona für 5000 Passagiere (ein- und aussteigende Gäste) gedacht, dass nur wenige Jahre später bis zu 12000 Personen zur Debatte stehen?

Jens Meier: Seit ein paar Jahren gibt es eine interessante Entwicklung in der Terminalkonzeption. Natürlich bleibt die Funktionalität eines Terminals höchste Priorität. Die neuen, von Investoren oder Reedern gebauten Kreuzfahrtterminals aber werden zu einem Statussymbol, das ist neu. Schauen Sie sich die Terminals von Virgin Voyages, MSC oder Royal Caribbean in Miami an, um nur einige zu nennen. Das Terminal spiegelt die Marke der Reeder wider. Und auch der Check-In Prozess hat sich komplett verändert in den vergangenen Jahren.

Sacha Rougier: Vor fünf Jahren wollten die Reedereien noch 80 Counter zum Einchecken haben, heute checken viele Leute mit iPads oder übers Handy ein.
Wir sehen aber auch Veränderungen bei der Gepäckaufgabe: Der Trend geht dahin, Abläufe am Terminal zu vereinfachen bis hin zur Möglichkeit, direkt am Bahnhof einzuchecken.
Gestaffeltes Ankommen ist auch wichtig bei den Reedereien – es gibt nichts Ärgerlicheres, als vier Stunden in der Schlange zu stehen. Das kann im Vorfeld organisiert werden.

Jens Meier: Die Lösungen der Zukunft müssen gemeinsam gefunden werden. Wir wollen ein guter Partner der Reedereien sein. Eines steht fest: Wir können nur dann Erfolg haben, wenn die Reedereien auch erfolgreich sind.

Frau Rougier, Sie haben mal gesagt, Sie seien Europäerin, als man Sie nach Ihrer Herkunft fragte. Wie europäisch ist denn der Hamburger Hafen?

Sacha Rougier: Sehr, wie auch seine Reedereien. MSC ist der Inbegriff von Europa, dann kommen auch amerikanische Reedereien wie Viking oder NCL mit dazu. Bei meiner Ankunft in Hamburg im Jahr 2014 waren die rein deutschen Kunden bei 95%, heute liegen diese bei unter 80%.
Wir sehen eine Tendenz zur Internationalisierung. Auch bei den amerikanischen Schiffen gibt es viele Europäer unter den Gästen. Den Löwenanteil machen aber natürlich die deutschsprachigen Gäste aus, die exzellent von unserem größten Kunden, AIDA Cruises, sowie von TUI Cruises und Hapag Lloyd Cruises bedient werden. MSC Cruises folgt als unser zweitgrößter Kunde, der dritte Platz ist unterschiedlich besetzt.

Ihre Wunschkapazität für die Terminals der Zukunft?

Sacha Rougier: Steinwerder ist unser Terminal für die Megaschiffe, Altona für „medium sized ships“, und in der Hafencity liegen hauptsächlich die Premium- und Luxusschiffe. Während der Bauphase in der Hafencity wird es jedoch zu einem Engpass am dortigen Liegeplatz kommen. Zusammen mit der Hafencity GmbH suchen wir einen geeigneten Ersatzliegeplatz, aller Voraussicht nach wird dies der Kirchenpauerkai sein. Wie eine mögliche weitere Entwicklung aussehen könnte, wird derzeit analysiert.