Corona-Pandemie und Ukraine-Invasion: Nachdem bereits die in Hadleigh, Suffolk, ansässige Neugründung Tradewind Voyages, eine Tochter der kroatischen DIV-Group, mit der Infahrtsetzung ihres ersten Schiffes, des Kreuzfahrt-Windjammers Golden Horizon, im vergangenen Jahr mit anfänglichen Verzögerungen und Reiseabsagen zu kämpfen hatte, kommt es jetzt auch bei einem weiteren britischen Kreuzfahrt-Start-up zu einem holprigen Start.
Die Ambassador Cruise Line, eine Marke der in Purfleet, Essex, ansässigen Ambassador Cruise Holidays Limited, musste die für den 6. April ab Tilbury geplante erste Reise ihres ersten und größten Schiffes, der Ambience, nach Hamburg um zwei Wochen verschieben und die beiden ersten Abfahrten in die norwegischen Fjorde absagen. Den gebuchten Gästen der drei Reisen seien alternative Reisen oder die vollständige Rückerstattung des Reisepreises angeboten worden, teilte die Reederei mit.
Bei dem 1991 im italienischen Monfalcone erbauten 70285-BRZ-Schiff mit 789 Kabinen für 1400 Gäste handelt es sich um die im vergangenen Jahr durch eine Ambassador nahestehende Eigentumsgesellschaft von dem letzten Eigner Ocean Builders übernommene Satoshi ex Regal Princess, ex Pacific Dawn, die seit dem 14. Oktober 2021 bei der Viktor Lenac-Werft im kroatischen Rijeka einem aufwendigen Upgrading mit besonderem Schwerpunkt hinsichtlich des Umweltschutzes auf die geplante Wiederinfahrtsetzung vorbereitet wird.
Das bereits in Ambience umbenannte und unter Bahamas-Flagge gebrachte Ambassador-Flaggschiff wurde im Trockendock in Kroatien umfangreichen ingenieurtechnischen und anderen Arbeiten unterzogen, zu denen neben der Installation von Abgasreinigungstechnik, auch Ballastwasserbehandlungs- und Abfallrecyclinganlagen auch Reparatur- und Konservierungsarbeiten gehörten. Der Prozess war nach Angaben der Reederei in jüngster Zeit einigen erheblichen Verzögerungen auf der Angebotsseite ausgesetzt, die auch zu einem vorübergehenden Mangel an Verfügbarkeit von Marinegasöl in Kroatien führten.
Während diese Probleme jetzt nun geklärt seien, habe man die Jungfernreise nach Hamburg vom 6. auf den 20. April verschoben. Die Vier-Nächte-Rundreise von Tilbury, auf der das Schiff am 22. April von 08.00 bis 18.00 Uhr am Cruise Terminal Steinwerder in der Elbmetropole liegen soll, ist ab 389 engl. Pfund pro Person buchbar.
Im Anschluss sind weitere 31 Reisen mit Anläufen in mehr als 90 Häfen geplant, wobei die Routen neben den britischen Inseln und norwegischen Fjorden auch Grönland, die Arktis sowie Island umfassen und in den Wintermonaten auch Trips nach den Kanaren, Kuba, in die Karibik, den Kapverden und Skandinavien auf dem Programm stehen.
„Es war eine schwierige Entscheidung, den Start unseres ersten Schiffes zu verschieben. Es ist keine Entscheidung, die in Eile getroffen wurde, sondern etwas, an dem wir unermüdlich gearbeitet haben, um es zu vermeiden. Während wir in der Lage waren, mehrere Verzögerungen zu mildern, die sich auf unser umfangreiches Arbeitsprogramm während der Zeit auswirkten, in der sich die Ambience im Trockendock befand, ist sich jeder bewusst, dass es derzeit in vielen kommerziellen Bereichen zu umfangreichen Unterbrechungen der Lieferkette und Verzögerungen kommt. Zuletzt wurden diese durch die Krise in der Ukraine verschärft“, bedauert der frühere CMV-Geschäftsführer und jetzige Ambassador-CEO Christian Verhounig. Es sei daher nicht möglich gewesen, zu dem ursprünglichen Termin, den man geplant hatte, nach Tilbury aufzubrechen. Die gute Nachricht sei, dass das Schiff trotz der Verzögerung seine Renovierung abgeschlossen hat, es jetzt mit einem höheren Maß an Umweltverantwortung operiert, der Kapitän und die Besatzung an Bord sind und „es sieht wunderbar aus“.
Als Taufpatin für sein Flaggschiff konnte Verhounig die frühere britische Leichtathletin Sally Gunnell (55) gewinnen. Die Zeremonie soll am 19. November in Tilbury stattfinden. Die in Chigwell, Essex, geborene Gunnell, Mutter von drei Kindern, hält als einzige britische Frau vier große internationale Meisterschaftstitel gleichzeitig. „Wir sind unglaublich stolz darauf, Sally als Taufpatin unseres ersten Schiffes zu haben. Sie ist eine wunderbare Fürsprecherin für den Markt der über 50-jährigen und ihr ehrgeiziger Antrieb und ihr Engagement für Leistung spiegeln die Entschlossenheit von Ambassador zu Expansion wider“, freut sich Verhounig.
Auch das zweite Schiff der besonders auf ein authentisches no-fly-Reiseangebot für Bestager über 50 setzenden Reederei, die von der zur amerikanischen Carnival Corporation gehörenden italienischen Costa-Gruppe angekaufte und inzwischen in Ambition umbenannte AIDAmira, liegt seit Mitte Januar dieses Jahres an der mehrheitlich zur italienischen Palumbo-Gruppe gehörenden kroatischen Viktor Lenac-Werft. Sie hatte Anfang Februar d. J. den Auftrag zur Überholung und zum Umbau des 48123-BRZ-Schiffes bestätigt. Nach Angaben der Werft, beträgt der Wert der laut Vertragsspezifikation auf der AIDAmira zu erledigenden Arbeiten mehr als 20 Mio. Euro.
Als Ausführungsfrist seien 12 Monate vorgesehen. Die 216 m lange Ambition, die 1999 von Chantiers de l’Atlantique in St. Nazaire als Mistral erbaut worden war, wird bis zu 1.200 Gäste in ihren 714 Kabinen unterbringen, von denen 125 über einen Balkon verfügen und 113 Suiten mit bis zu 62 m² Wohnfläche sind.
Das nautische und technische Management beider Schiffes erfolgt durch die zur Hamburger Schulte-Group gehörende Firma BSM Cruise Services, während der Hotel- und Cateringbereich von der Ambassador Cruise Line selbst wahrgenommen wird. Bereits Ende Februar hatte die Ambassador Cruise Line die Ernennung der Firma Harding als Einzelhandelspartner für das Waren-Angebot für Gäste an Bord der Ambience mit einer Option zur Belieferung auch der 2023 in Fahrt kommenden Ambition bekannt gegeben. JPM