Mit dem Expeditionskreuzfahrtschiff RCGS Resolute soll ein durch seinen früheren mehr als 25-jährigen Einsatz durch Hapag-Lloyd Cruises unter dem Namen Hanseatic bestens bekanntestes deutsches Kreuzfahrtschiff am 22. Juni auf Curaçao zwangsversteigert werden. Das einer 2006 vom inzwischen verstorbenen Hamburger Eigner-Ehepaar Günter und Lieselotte Powalla gegründeten Stiftung gehörende und von der Hamburger Firma Columbia Cruise Service (CCS) gemanagte 8445-BRZ-Schiff war Anfang Oktober 2018 in Hamburg in eine mit Verlängerungsoptionen bis 2028 befristete Charter des kanadischen Veranstalters One Ocean Expeditions (OOE) gewechselt. Nachdem bereits im Mai 2019 die beiden seit 2011/12 in OOE-Charter beschäftigten russischen Forschungsschiffe Akademik Ioffe und Akademik Sergey Vavilov des P.P.Shirshov Institute of Oceanology of the Russian Academy of Sciences über ihren Subcharterer aus dem Passagier-Einsatz zurückgezogen worden waren, musste OOE nach mehr als zehnjährigem Bestehen in der zweiten Oktoberhälfte 2019 aufgrund der eingetretenen Insolvenz auch den Betrieb der RCGS Resolute als einzigem verbliebenen Charterschiff einstellen. Das Schiff wurde aufgrund von Forderungen der Gläubiger u.a. für ausstehende Bunkerlieferungen und Hafengelder etc. zunächst ab 27.10.2019 in Buenos Aires für 130 Tage in die Kette gelegt. Nicht zuletzt durch Bemühungen der durch den Ausfall der Chartermiete selbst betroffenen Eigner-Stiftung gelang es, zunächst die RCGS Resolute freizubekommen. Allerdings gab es dann auf dem Weg nach Curaçao am 30. März dieses Jahres vor der Insel La Tortuga durch einen Zwischenfall mit der venezolanischen Marine weitere Probleme, die zu neuen Forderungen und der aktuellen Festsetzung des Schiffes in Willemstad auf Curaçao führten.
Nach Angaben der venezolanischen Regierung sei die RCGS Resolute illegal in die Hoheitsgewässer des Landes eingedrungen und die Besatzung aufgefordert worden, dem venezolanischen Patrouillenboot Naiguata in den Hafen von Margarita zu folgen. An Bord des aufgebrachten Schiffes befänden sich 160 Menschen und man schließe nicht aus, dass „Söldner transportiert würden, um Militärstützpunkte in Venezuela anzugreifen“. Statt Folge zu leisten, habe die RCGS Resolute das Patrouillenboot gerammt, was dessen Untergang verursacht habe. Diese Darstellung wird von den Hamburger Managern und Eignern zurückgewiesen. Bei diesem von einem Seeamt untersuchten Zwischenfall, der zu weiteren Forderungen Venezuelas und Hafengeld in Willemstad führt, habe sich die RCGS Resolute auf einer Leerfahrt in internationalen Gewässern befunden, wobei von der Besatzung Wartungsarbeiten an der Maschine durchgeführt wurden. Als der Aufforderung der Naiguata nicht sofort Folge geleistet wurde, habe sie erst geschossen und dann den eisverstärkten Bug der RCGS Resolute gerammt. Die Schäden an der RCGS Resolute durch die Kollision werden als weniger gravierend angesehen, am Steuerbord-Bug sind leichte Einbeulungen des Schanzkleides zu erkennen. In Fachkreisen bezweifelt wird der von Venezuela mit rd. 300 Mio. Dollar bezifferte Wert des durch Wassereinbruch verlorenen Kollisionsgegners, der eher bei der Hälfte dieses Betrages liege. Für das anstehende Auktionsverfahren sind Forderungen in Höhe von etwas unter vier Mio. Dollar angemeldet worden. Nach Angaben des Stiftungsvorstandes, des Hamburger Rechtsanwalts Roman Bruhn, ist derzeit noch offen, wie es mit dem traditionsreichen Schiff weitergehen kann, für das es bereits mehrere Interessenten gibt. Da auch die Corona-Pandemie eine kurzfristige Wiederinfahrtsetzung verhindere, sei eine Lösung frühestens in drei Monaten zu erwarten.
Das 1989 von der Bremer Discoverer Reederei als Society Adventurer bei Finnyards in Rauma bestellte und 1991 nach Fertigstellung von diesem Auftraggeber nicht abgenommene Schiff war nach dessen Bankrott von der Werft zum Verkauf gestellt und schließlich 1993 von dem Hamburger Kaufmann G. Powalla erworben und für zunächst zwei Jahre von dem Hamburger Veranstalter Hanseatic Tours eingechartert worden. Im Zuge der Übernahme von Hanseatic Tours 1996 durch Hapag-Lloyd Kreuzfahrten wurde die Bareboat-Chartervereinbarung fortgeführt. Sie endete nach mehrfacher Verlängerung Ende September 2018 mit der Rücklieferung des für die Bunny Adventure and Cruise Shipping Co.Ltd. auf den Bahamas registrierten Schiffes an seinen Eigner in Hamburg. Das am 30. September 2018 von seiner letzten Reise für Hapag-Lloyd Cruises nach Hamburg zurückgekehrte Schiff erledigte vor der Anfang Oktober 2018 erfolgten Anlieferung in die neue Charter im Schwimmdock 10 von Blohm + Voss neben technischen Überholungen diverse Rebrandingsarbeiten einschließlich der Umbenennung in RCGS Resolute und Umflaggung von der Bahamas – auf die portugiesische Flagge. Die Verantwortung für die Bereiche Deck, Maschine und Hotel des Schiffes, das am 7.Oktober 2018 noch ohne Gäste zur Transatlantik-Überfahrt von Hamburg nach Sydney in Nova Scotia gestartet und von OOE am 16. Oktober 2018 feierlich in Dienst gestellt worden war, verblieb dabei beidem bisherigen Manager, der Columbia Cruise Services GmbH & Co. KG (CCS) des Hamburger Reeders Heinrich Schoeller. Neben diesem für 175 Gäste ausgelegten und über die hohe Eisklasse 1A Super von Lloyd’s Register verfügenden Schiff gehören 15 weitere Kreuzfahrtschiffe, darunter auch die gesamte Hapag-Lloyd Cruises-Flotte, zu den von dem Hamburger Unternehmen betreuten Schiffen. JPM